W 395 20 noch in neuerer Zeit mit gutem Erfolg fortgesetzt wurden, beweisen nicht nur amtliche Meldungen, sondern auch solche von feindlicher Seite. Am 2. Juni sprengte die Abteilung von Knebel nördlich der Station Simba einen Güterzug von etwa 30 Achsen. Der Zug wurde gänzlich zerstört und die Schienen auf 300 m aufgerissen. Die Abteilung hatte keine Verluste. Der Abteilung Brückner gelang am gleichen Tage die Zerstörung der Bahntelegraphenlinie in der Nähe der Station Masongoleni und die Abteilung des Oberleutnants a. D. Büchsel zer- sprengte am 21. Juni bei der Station Kompinyuki eine englische Abteilung, von der mehrere Leute fielen. Diesseits keine Verluste. Ferner erfahren wir auf Grund amtlicher feindlicher Meldungen, daß am 20. September bei Meile 268 eine deutsche Abteilung einen Panzerzug zur Ent- gleisung brachte und daß bei Meile 249 am 7. Oktober die Bahn gesprengt wurde, wodurch die Lokomotive eines Zuges umstürzte und der größte Teil des Zuges entgleiste. Auch die bei Kiu abzweigende Magadibahn wurde, anscheinend Ende Mai, von der Abteilung des Oberleutnants Boell bei Meile 53 zerstört. In der gleichen Gegend stieß am 12. Mai die Abteilung des Oberleutnants d. Res. Mickel nördlich Erok auf eine feindliche Patrouille, von der ein Engländer fiel und einer schwer ver- wundet wurde, während der Rest entkam. Ein Maultier, mehrere Reitausrüstungen und Gewehre wurden erbeutet. Auf deutscher Seite keine Verluste. Am 1. Juni wurde die Abteilung des Ober- leutnants d. Res. v. Schroeter in der Nähe der Magadibahn von zwei feindlichen Kompagnien umfassend angegriffen. Es gelang ihr jedoch, sich unter Verlust nur eines Askari durchzuschlagen, wohingegen vom Feinde 9 Inder und 3 Massai fielen und viele verwundet wurden. Wie durch Reuters Bureau gemeldet wird, hat am Longidoberg, der bereits durch das für die Deutschen siegreiche Gefecht vom 3. No- vember v. Is. bekannt ist, am 21. September d. Is. ein weiterer fünfstündiger Kampf statt- gefunden, in dem die Engländer einen Verlust von 30 Mann, darunter 2 Europäer tot, 3 ver- wundet und 6 vermißt, erlitten. Aus der hinzu- gefügten Bemerkung, daß die Lage zu Besorg- nissen keinen Anlaß gäbe und daraus, daß die sonst üblichen Angaben über die dem Feinde an- geblich zugefügten, die eigenen weit übersteigenden Verluste fehlen, kann man schließen, daß die Eng- länder auch an dieser Stelle gründlich geschlagen worden sind. Am 11. und 12. Juli erfolgten große Ein- 4 fälle der auf englischem Gebiet wohnenden Massai in die Landschaften Maussu und Karadi. Mit Hilfe unserer Eingeborenen nahm die Abteilung Reichert dem Gegner den größten Teil des von ihm geraubten Viehes wieder fort und tötete 92 Massai. Der Einfall der Massai dürfte kaum aus eigenem Antrieb erfolgt sein. Da die Engländer aus eigener Kraft trotz zahlenmäßiger Uberlegenheit kriegerische Vorteile nicht erreichen können, lassen sie das Raubgesindel der Massai gegen unsere Kolonie los. Letzteren wird ihr mißglückter Raubzug, der mit einem Verlust von 92 Mann der Ihren verknüpft war, wohl nicht so bald aus dem Gedächtnis schwinden. Eine unterm 8. November gebrachte Reuter- meldung, die sich auf einen amtlichen Bericht aus Britisch-Ostafrika stützt, erwähnt einen Einfall der Deutschen in das südliche Massai-Reservat. Es heißt, die Massai hätten ihr Vieh in Sicherheit gebracht und nach mehrtägigen Kämpfen hätten die Angreifer sich auf deutsches Gebiet zurück- gezogen. Es ist möglich, daß es sich hierbei um eine und dieselbe Begebenheit handelt; man mäöchte aus der Art, wie die Meldung abgefaßt ist, wenigstens darauf schließen. Zu erwähnen ist auch noch, daß am 19. Juli in der Nähe der Küste, nördlich des Umbaflusses, die Abteilung des Leutnants d. Res. Bleeck einen feindlichen Posten überfiel, wobei zwei Inder fielen, einer gefangen und mehrere verwundet wurden, wäh- rend die deutsche Abteilung keine Verluste hatte. Über einen weiteren Zusammenstoß im Küsten- gebiet erfahren wir aus dem Eastafrican Standard, daß am 26. August eine Patrouille der indischen Karputhala-Infanterie beim Mrima an der Küste auf eine deutsche Patrouille traf und diese in ein Gefecht verwickelte. Nach zweistündigem Kampfe mußte sich die englische Patrouille mit einem Verlust von 24 Mann an Toten, Verwundeten und Vermißten zurückziehen. Die deutsche Ab- teilung soll angeblich einen Europäer und mehrere Askari an Toten verloren haben. Aus allem ergibt sich also die erfreuliche Fest- stellung, daß auf diesem Teil des ostafrikanischen Kriegsschauplatzes die Schutztruppe durch kühne Vorstöße in feindliches Gebiet dem Gegner nicht nur große Verluste, sondern auch seinen schon be- stehenden und den im Bau befindlichen Eisen- bahnen und Telegraphenlinien bedeutenden Schaden zugefügt hat, ohne dabei selbst nennens- werte Verluste zu erleiden. Gebiete um den Victoria-See. liber die Ereignisse am Victoria-See liegen folgende Nachrichten vor: