400 20 Vorgehen gegen Deutsch-Ostafrika aber in noch bedeutend weiterem Umfange versichert. Wie die „Times“ unterm 10. November melden, ist es jetzt sicher, daß eine starke, gut ausgerüstete und mit kräftiger Artillerie versehene Expedition nach Ost- afrika gehen wird. Wahrscheinlich wird General Smuts mit Oberst Brits als Generalstabschef den Befehl übernehmen. Von anderer Seite wird dazu jedoch berichtet, daß die südafrikanische Re- gierung den Feldzug gegen Deutsch-Ostafrika nicht eher beginnen wolle, bis eine Truppenmacht von 40 000 Mann zusammen sei. Bisher hätten sich etwa 11 000 Mann anwerben lassen, darunter ein großer Prozentsatz Farbiger. Über eine Reihe bereits bekannter Ereig- nisse liegen jetzt nähere Einzelnachrichten vor, die wir nachstehend folgen lassen: Am 21. Oktober (1914) vormittags erschien am Horizont wieder einmal ein englisches Kriegsschiff mit vier Schornsteinen. Gegen ½2 Uhr nach- mittags ging es hinter Außen-Makatumbe vor Anker und gab Flaggensignale, die aber nicht verstanden wurden. Gegen 3 Uhr eröffnete der Kreuzer plötzlich das Feuer auf die im Kreek liegenden D. O. A. L.= Dampfer „Feldmarschall“ und „König“. Die ersten drei Schuß trafen den Strand neben dem „Feldmarschall“, der vierte schlug etwa 50 m vor dem „König“, der fünfte knapp vor dem Bug des „Feldmarschall“ ein; und der sechste Schuß krepierte am Schornstein des „König“. Beide Schiffe sind durch mehr als 100 Granat- splitter erheblich beschädigt, am schwersten haben die Boots= und Oberdecks und auf dem „König“ der Rauchsalon gelitten. Verletzt wurden zwei indische Heizer. Es wurden 22 Schuß abgegeben. Der nach Eröffnung der Beschießung zum Kriegsschiff gesandte Parlamentär wurde nicht an Bord gelassen und konnte den Namen des Schiffes, der überall entfernt war, nicht ermitteln. Es wurde ihm nur mitgeteilt, man habe beabsichtigt, die angeblich auf „Feldmarschall“ und „König“ befindlichen Funkenstationen, deren Masten man von See aus erkannt, zu zerstören. Um 5 Uhr fuhr der Engländer nach Osten ab. Am folgenden Morgen, ¾6 Uhr — Kaiserin- Geburtstag —, wurde Daressalam wieder durch zwei Kanonenschüsse aus dem Schlummer geweckt. Der Engländer war wieder da, um sich den am Tage vorher angerichteten Schaden zu besehen. Dem Offizier des englischen Kriegsschiffes, der gegen 9 Uhr in Begleitung unseres alten Be- kannten, Mr. King, an Land kam, wurde auf seine Bitte gestattet, die beschossenen Schiffe zu besichtigen und zu photographieren. Seitens der Deutschen Ostafrika-Linie wurde bei dieser Gelegenheit energisch gegen diese ganz völkerrechtswidrige, ohne vorherige Friststellung erfolgte Beschießung von im neutralen Hafen liegenden Handelsschiffen, die von den Engländern bereits früher als gesetzliche Prise erklärt worden waren und mit einer etwa 160 Köpfe starken Besatzung (darunter etwa 30 deutsche und 130 britische Untertanen) belegt sind, protestiert. Der englische Unterhändler gab lediglich an, man habe geschossen, da die am vorigen Tage seit ½2 Uhr nachmittags gegebenen Signale nicht beantwortet worden wären und man daher an- genommen habe, daß die „Königsberg"“ im Dares- salamer Hafen läge. Es berührte angenehm, daß sich die Dares- salamer Bevölkerung während des Bombardements absolut ruhig verhielt. Man hat sich, wie es scheint, langsam mit der Möglichkeit des Eintretens. solcher Intermezzi vertraut gemacht. “ 14 m Uber die vom 2. bis 5. November v. Js. stattgehabte Schlacht bei Tanga liegt folgender Bericht vor, der zwar bereits der Offentlich- keit zugänglich gemacht ist, jedoch im Rahmen dieser zusammenfassenden Darstellung nochmals erwähnt werden muß. Der von militärischer Seite vorausgesagte allgemeine große Angriff englisch-indischer Truppen auf unser Schutzgebiet ist nunmehr zur Tatsache geworden. Es war naturgemäß, daß sich dieser Angriff zunächst auf die Eisen- bahnen, ihre Ausgangspunkte am Meer sowie auf die wertvollen Siedlungs= und Pflanzungs- gebiete des Nordens richtete. Am 2. November vormittags lief eine eng- lische Flotte von 14 Transportdampfern, be- gleitet von zwei Kriegsschiffen, in Tanga ein. Bezirksamtmann Auracher begab sich an Bord des englischen Kriegsschiffs „Fox"“, wo ihm mitgeteilt wurde, daß die englische Regierung die bedingungslose Übergabe von Tanga forderte. Dies Anerbieten wurde abgelehnt, nachdem der Bezirksamtmann mit Er- schießen bedroht worden war, falls er keine richtigen Angaben über vorhan- dene Minen machte. Der Bezirksamtmann lehnte auch diese Beantwortung ab. Ein Boot mit weißer Flagge nahm im Hafen von Tanga Lotungen vor und suchte nach Minen. Als die Engländer sahen, daß mit einem bloßen Bluff nichts zu erreichen war, fuhren sie ab, um in der Nacht vom 2. zum 3. November wiederzukehren. Ihre am 2. abends vor- genommenen Landungsversuche wurden durch