M 402 20 Vom Feinde sind gefallen nach mehrfacher Zählung mindestens 150 Engländer und 500 Inder. Eine große Zahl verwundeter Engländer und Inder wurden vom Feinde an Bord genommen. Erbeutet wurden 455 eng- lische Gewehre, ½ Million Patronen, 8 Ma- schinengewehre, außerdem 3 Maschinengewehr- lafetten, viele Ausrüstungsstücke und Ver- pflegung. Ein brauchbarer Leichter zurückerobert. Der Wert der auf deutscher Seite ge- machten Beute wird aufüber eine Million geschätzt. Die Engländer hatten sich mit unglaublich reichen Materialien ver- sehen, um die Verwaltung des Nordens unserer Kolonie sofort antreten zu können. Die Einzelheiten des Kampfes sollen furchtbar gewesen sein. Auf unserer Seite wurde mit einer unglaub- lichen Bravour und Todesverachtung gekämpft. ine UÜber die Ereignisse am Njassa-See sind Berichte des Bezirksamtmanns Dr. Stier-Neu- Langenburg und des mit der Führung der 5.Kom- pagnie beauftragten Oberleutnants Falkenstein eingegangen, aus denen hervorgeht, daß sich unsere kleine Truppe gegen eine überwältigende Macht geradezu heroisch geschlagen hat. Nicht allein die wenigen Deutschen, von denen die Mehrzahl dem Vaterlande mit ihrem Blute die Treue besiegelten, haben gekämpft, wie es für deutsche Soldaten selbstverständlich ist, sondern auch unsere Askari haben gezeigt, was deutsche Disziplin aus unserem Eingeborenenmaterial zu machen verstanden hat. Den teuren Toten, die uns in schwerer Zeit ein so glänzendes Beispiel deutscher Treue, selbst- loser Pflichterfüllung gegeben haben, wollen wir in unseren Herzen ein ehrendes Andenken be- wahren. Mögen ihre Heldentaten allen Deutschen in unserer Kolonie ein Beispiel geben, wie man deutsches Land bis zum letzten Blutstropfen ver- teidigt. Wir entnehmen dem Bericht folgende Einzel- heiten: Bereits in den ersten Tagen des Sep- tember glückte es einer Patronille unter dem Kriegsfreiwilligen Wicht und einer Abteilung der 5. Kompagnie, die englische Telegraphenlinie zwischen Abercorn und Fife (Ikawa) sowie zwischen Fife und Karonga zu unterbrechen. Am 5. Sep- tember begab sich der Pflanzer Gentner-Mbuju nach Alt-Langenburg, um im Auftrage des Bezirks- amts die dort noch lagernden Materialien des Dampfers „Hermann von Wissmann“ in Sicher- heit zu bringen. Als er erst kurze Zeit anwesend war, erschien der englische Dampfer „Gwendolin“ vom Süden her und eröffnete sofort das Feuer auf die Westseite der unbesetzten Boma. Gentner, der sich auf die Berge zurückgezogen hatte und von dort unbemerkt alles mit ansah, stellte später fest, daß von den etwa 30 Schüssen, die der Dampfer ab- feuerte, acht die Boma getroffen hatten. Auch diese richteten jedoch kaum nennenswerten Schaden an, da von sämtlichen Granaten nicht eine einzige krepierte. Nach einiger Zeit setzten die Engländer in drei Booten drei Europäer und 16 Askari an Land, die den kleinen Ort durchsuchten. Sie nahmen aus den Magazinen nur einige Gegen- stände von geringem Werte mit. Nachdem sie sodann noch einen alten Stahlleichter durch zwei Salven und Abreißen einiger Platten unbrauchbar gemacht und die ohnedies schon halbverfaulten Brennholzvorräte angezündet hatten, fuhren sie wieder ab. Über das Gefecht bei Karonga am 9. Sep- tember ergibt sich aus den Berichten folgendes: Die englische Besatzung von Karonga hatte in der allerletzten Zeit, wahrscheinlich sogar noch in der letzten Nacht vor dem Gefecht, beträchtliche Ver- stärkungen erhalten, so daß die 5. Kompagnie einer unerwarteten Übermacht von mindestens drei Kompagnien Askari und 75 Europäern gegen- überstand. Zudem hatten die Engländer ihre Stellung mit Schützengräben, Wolfsgruben und Minen sehr stark befestigt, und der Gegner bot hinter den Erdwällen der Schützengräben schlechte Ziele. Auch waren die englischen Askari, wie aus erbeuteten Gewehren zu ersehen ist, alle mit kleinkalibrigen Mehrladern und rauchschwacher Munition ausgerüstet, während die Stellung der Unsrigen, wenn fie sich auch möglichst gegen Sicht deckten, stets bald durch die starke Rauchentwick- lung der 71er Munition verraten wurde. Die Europäer auf der Gegenseite waren aller Wahr- scheinlichkeit nach zum größten Teil nicht Soldaten, sondern Kriegsfreiwillige, die mit ihren Jagd- gewehren vorzüglich schossen. Fast alle Gefallenen hatten Kopfschüsse; daß mit Jagdgewehren ge- schossen wurde, geht auch aus den großen Aus- schüssen bei Verwundungen hervor, sowie aus der Auffindung von Halbmantelgeschossen auf dem Schlachtfelde. Der Verlust der beiden Geschütze und der beiden Maschinengewehre steht jetzt endgültig fest. Der Verlust der Geschütze ist darauf zurückzu- führen, daß feindliche Verstärkungen unserer Truppe beim Rückzuge in Flanke und Rücken kamen, wobei fast die gesamte Geschützbedienung fiel. Das Maschinengewehr der Kompagnie wurde von Hauptmann v. Langenn selbst be- dient, nachdem die ursprüngliche Bedienungs- mannschaft abgeschossen war. Hierbei wurde er an beiden Augen und Händen durch Geschoß-