W 403 20 splitter verwundet und befinnungslos. Seine Boys haben ihn dann von dem Maschinengewehr fortgeholt. Das Maschinengewehr machte später der Unteroffizier d. Res. Heine unbrauchbar. Das Maschinengewehr des Bezirksamts be- diente zuletzt der Kriegsfreiwillige Prescher. Nachdem er die letzten Patronengurte verschossen hatte und fast alle Maschinengewehrträger gefallen waren, entfernte er den Patronenzubringer und machte das Gewehr dadurch unbrauchbar, da eine Mitnahme nicht möglich war. Nach Eingeborenennachrichten soll ein größerer Dampfer durch unsere Granaten zum Sinken ge- bracht worden sein, wobei etwa 50 Menschen er- trunken seien. Bestimmtes steht hierüber jedoch noch nicht fest. Die Engländer verfolgten unsere Truppen nicht, auch ist bis jetzt keine englische Patrouille auf unserem Gebiet gesehen worden. Die englischen Askari haben sich erheblich weniger gut gehalten als die unfrigen. Nach einer Mitteilung des englischen politischen Offiziers in Karonga befinden sich dort 3 Deutsche in Gefangenschaft: Oberleutnant v. Veltheim, der einen platten Oberschenkelschuß erhalten hat und dessen baldige Genesung zu erhoffen ist, Leut- nant Kieckhöfer, dessen Verwundung ein schwerer Kopfschuß unterhalb der Schläfe ist. Nach Vor- nahme einer Operation mit seiner Einwilligung hat sich sein Zustand gebessert, ist aber noch kritisch. Regierungsarzt Dr. Gotheim endlich behandelt die Verwundeten. Weitere Gefangene befinden sich nicht bei den Engländern. Es müssen also die übrigen Vermißten gefallen sein, nämlich Feld- webel Graumann, Kriegsfreiwilliger Harnoß, Unteroffizier d. Res. Klein, Feuerwerker d. Res. Mayer, Unteroffizier d. Res. Roth und Unter- offizier d. Res. Stein. Nach eingegangenen Nach- richten sind unsere Gefallenen ehrenvoll begraben worden. Eine Anzahl verwundeter deutscher Askari be- findet sich in englischer Gefangenschaft. Die Verluste der Engländer scheinen ebenfalls beträchtlich gewesen zu sein. Fünf Engländer sind im freien Felde gefallen, auch sind Ver- wundete vorhanden. Ferner ist eine größere Anzahl von englischen Askari gefallen und ver- wundet. Der bisherige Führer der 5. Kompagnie, Hauptmann v. Langenn-Steinkeller, wird auf ärztliche Anordnung zur Küste gebracht, wo nach Entfernung der eingedrungenen Bleisplitter die Erhaltung des linken Auges sicher, die des rechten möglich erscheint. Dieser Bericht wird noch durch folgende Mit- teilung ergänzt: Aus Neu-Langenburg sind von Ende Oktober datierte Mitteilungen, betreffend die im Gefecht bei Karonga Verwundeten, hergelangt, die sehr günstig lauten. Danach sind jetzt fast alle, die damals verwundet waren, auch die Schwerver- wundeten, genesen. Ein Europäer befindet sich noch in Neu-Langenburg in ärztlicher Behand- lung, weil er die Finger der rechten Hand noch nicht richtig bewegen kann. Er wird täglich elektrisiert. Seine Wunden find voll- kommen geheilt. Von den Askaris befinden sich noch zehn im dortigen Krankenhaus. Nach Angabe des behandelnden Arztes werden alle in nächster Zeit gesund werden. Es handelt sich bei fast allen um Knochenschüsse, die zur Heilung einige Zeit beanspruchen. Gestorben ist im Hospital kein einziger verwundeter Askari. Zum größten Teil ist dieser günstige Erfolg neben der Tätigkeit des Missionsarztes, Marinearztes a. D. Dr. Oehme, wohl auf die Bewaffnung des Gegners mit klein- kalibrigen Gewehren zurückzuführen. So hat z. B. ein Askari einen Schuß quer durch den Kopf erhalten, unter dem linken Auge hinein, unter dem rechten Auge heraus und befindet sich, abgesehen von kleinen Sehstörungen auf dem linken Auge, ganz wohl. Für den Geist, der bei unserer farbigen Truppe herrscht, ist folgendes Vorkommnis aus dem Gefsecht bei Karonga bezeichnend: Der Sol der Neu-Langenburger Polizei- abteilung Abam Mohamed, ein alter Suda- nese, der sich während des Gefechts dicht bei dem Polizeiwachtmeister Spieß befand, schoß fortwährend stehend freihändig. Spieß sagte ihm, er solle sich besser gegen Sicht decken, sonst würde er bald totgeschossen werden. Er erwiderte nur: „Unser Kaiser hat mir jetzt über 20 Jahre stets meinen Lohn gezahlt und für mich gesorgt, wenn Gott es will, falle ich heute für ihn“ und schoß weiter. Als später Spieß den Rückzug anordnete, wendete der Sol ein, das ginge doch nicht, sie wollten lieber eine Boma aus Bananen und dergleichen bauen, ein Rückzug könnte als Feigheit aus- gelegt werden. Erst auf den Befehl von Spieß hin beruhigte er sich und ging mit ihm zurück. Der nicht mehr junge Sol hatte übrigens eigentlich in Neu-Langenburg zurückbleiben sollen, um die Rekruten auszubilden. Er bat aber so lange, bis ihm schließlich gestattet wurde, mitzugehen. Um auch die Gegenseite zum Wort kommen zu lassen, geben wir nachstehend eine Schilderung des Gefechts bei Karonga wieder, wie sie in dem „Buluwayo Chronicle“ vom 18. September v. Js. enthalten ist: