W 405 2S aufzuwiegeln und die ihres eigenen Gebietes für sich zu gewinnen, davon gibt ein Aufruf Kunde, den der sogenannte Sultan von Sansibar an den von Mombassa gerichtet hat und der wie folgt lautet: England hat es niemals an der Achtung vor dem Jslam fehlen lassen. Wir warnen dich aber vor den Lügen der Deutschen und erinnern dich an ihre Missctaten von früher. ihre Grausamkeiten. ihre Entweihungen und ihre Mißachtung der bürgerlichen und religiösen Rechte bis zu dem Maße, daß sie in die Moscheen eindrangen, ohne ihre Schuhe auszuziehen. um das Selbstgefühl der Mohammedaner tödlich zu kränken. Ihr verbrecherischer Ehrgeiz hat sie so weit verleitet, sich des Landes von Maranuem zu bemächtigen, wo sie ihren Grausamkeiten freien Lauf lioßen, indem sic die Araber aufhingen und sich ihres Eigentums bemächtigten. Das beweist, daß die deutsche Re- gierung roh ist, unkultiviert und wild, und daß sic dic Mohammedaner verlacht und sie mißachtet. Jetzt sucht sie auch dich durch ihre Lügen zu täuschen und durch ihre Trugkunststücke Euren Beistand zu er- halten. . . . Seid aber überzeugt, daß die Deutschen auf dem Punkte stehen, vernichtet zu werden. England, Frankreich. Rußland und Japan mit ihren Millionen von Soldaten und ihren Priegsschiffen werden ihre Streitkräfte auseinanderjagen. Bleibt also fest in Eurer Freundschaft für England und laßt Euch nicht durch die Tatsache wankend machen, daß die Türken am Kriege teilnehmen. Wir haben aus Konstantinopel selbst erfahren, daß das türkische Volk seinen alten Freund England nicht bekriegen will. Die Deutschen baben nur mit Gewalt die Türken mit in den NKampf gezogen, da sie das Osmanische Reich zer- stören und die heiligen Stätten des Jslam zertrümmern wollen. Auch die Meldung, schließt der Sultan, daß der Deutsche Kaiser zum Islam übergetreten sei. sei falsch. Das sei nur eine teuflische Machenschaft der von den Deutschen und ihrem „barbarischen Kaiser“ gekauften Intriganten. Denn dieser sei in Wirklichkeit der größte Feind des Islam und der Mohammedaner. Dieser von dem Scheinsultan von Sansibar im Auftrage seiner englischen Vorgesetzten ver- saßte Aufruf bleibt ein Schlag ins Wasser. Die Mohammedaner Deutsch-Ostafrikas sind längst über die wahre Sachlage unterrichtet. Sie wissen, daß der Heilige Krieg allen Moslem gegen Eng- land und dessen Verbündete anbefohlen ist. In- solgedessen haben sie uns gegenüber von Anbeginn an eine in jeder Hinsicht loyale Haltung gezeigt. Hierüber gibt eine Stelle aus einem Briefe Auskunft, der von einem Missionar der Weißen Bäter vor einiger Zeit nach Deutschland gelangt ist. Sie lautet: Eins darf ich nicht unerwähnt lassen, näm- lich die vorbildliche Haltung der Eingeborenen mohammedanischen Glaubens. Die Kunde von der Verkündigung des „Heiligen Krieges“ gegen unsere Feinde ist ihnen bekannt ge- worden, was bei allen eine unbeschreibliche Begeisterung erweckte. Mit todesmutiger Trenue und Anhänglichkeit stehen sie zu uns. In großen Scharen eilen sie aus allen Bezirken herbei, um sich unseren Militärbehörden zum Kampfe gegen den gemeinsamen Feind zur Verfügung zu stellen. Ein vorzügliches, wohl- dissipliniertes Hilfskorps schufen die Unsern aus diesen Massen. Dadurch wurde unsere wackere Schutztruppe erheblich verstärkt. Wir alle sind des Glaubens, daß es dem Feind nicht gelingen wird, ins Innere unserer Kolonie einzudringen. Und sollte ihm dies trotzdem einmal glücken, so wird er es nicht nur mit unserer Schutztruppe, sondern auch mit den großen Massen der uns treugesinnten Ein- geborenen, besonders der Mohammedaner, zu tun haben, die sich alle mit geringen Aus- nahmen gegen ihn erheben und ihn aus dem Lande jagen würden. Verschiedene Beispiele haben dies schon gezeigt, wie von Eingebo- renen berichtet wurde. So im Bukobalande, wo die Engländer einmal eindringen konnten, aber bei den Eingeborenen unter Führung einiger deutscher Ansiedler, durch dichten Busch und Urwälder in der Verteidigung begünstigt, so zähen Widerstand fanden, daß sie unter erheblichen Verlusten über die Grenze zurück- gehen mußten, zumal noch deutsche Askari- Abteilungen eintrafen. Und solche Beispiele wären noch verschiedene anzuführen. Daß sich unter den Eingeborenen auch Ele- mente befinden, die gegen entsprechende Beloh- nung Verrat üben und dem Feinde Spionendienste leisten, ist nicht weiter wunderbar. Man scheint aber in Deutsch-Ostafrika auf diese Leute ein wachsames Auge zu haben und es zu verstehen, sie möglichst unschädlich zu machen. So heißt es in einer Mitteilung über einen solchen Fall: Unserer Polizei ist es gelungen, schon wieder englische Spione unschädlich zu machen. Seit längerer Zeit fahndete sie auf einen gewissen Munihadji aus Mlingotini, der verschiedentlich Nachrichten von der Küste nach Sansibar über- bracht haben soll. Gegen Mitte September gelang es endlich, den Spion zu fassen, als er gerade von Sansibar kommend an der Küste im Bezirk Bagamojo landen wollte. Er wurde zum Tode verurteilt und am 4. Oktober in Bagamojo durch den Strang hingerichtet. Seine Begleiter erhielten Freiheitsstrafen. *x 1 14 Wir wissen längst, was England zum Kriege gegen uns getrieben hat. Auch für seine schon lange vor Ausbruch des gegenwärtigen Weltkrieges vorbereiteten Angriffspläne auf unsere Kolonien haben wir schon reichliches Beweis- material in Händen. Für seine Absichten auf Deutsch-Ostafrika liegt jetzt weiteres Material vor, und zwar in Gestalt eines auf dem Schlachtfelde von Tanga erbeuteten Orientierungsheftes, be-