412 20 Rogalski, mußte sich am nächsten Tage ergeben. Leutnant d. Res. Tiede wurde beim Durchbruch schwer verwundet; 30 farbige Soldaten sind ge- sallen. 2 Maschinengewehre wurden vom Feinde erbeutet. Auch die Verluste des Feindes waren schwer; er verlor 5 Europäer und etwa 75 Farbige. Ein Teil der farbigen Soldaten, denen der Durch- bruch gelungen war, meuterte in Lomie, an- scheinend von drei bei ihnen befindlichen farbigen Gouvernements-Kanzlisten aufgehetzt. Sie wandten sich über den Dschah-Posten nach Akono-Linga und Sangmelima und wurden schließlich durch gegen sie entsandte Truppen zersprengt. Ein Teil von ihnen stellte sich freiwillig, eine Anzahl wurde gefangen und erschossen oder fiel in den Gefechten, der Rest trat in Alade-Makei oder Bitam zu den Franzosen üÜber. In einer Stellung am Moanjo-Bach, etwa 25 km südöstlich Besam, wurde noch einmal ver- sucht, den feindlichen Vormarsch auf Lomie auf- zuhalten. Nachdem auch diese Stellung geräumt werden mußte, wurden wenige Tage darauf auch Besam und Assobam und am 25. Juni schließlich Lomie nach völliger Zerstörung dem Feinde über- lassen. Während dieser mit einem Teil seiner Truppen sich gegen die von Akoafim über Alade- Makei vorgestoßene Abteilung Liebe wandte, folgte er mit seinen Hauptkräften den von Lomie auf den Dschah-Posten sich zurückziehenden deutschen Truppen. Nach heftigen Kämpfen ist am 10. Juli dieser Posten vom Feinde besetzt worden. Auch am Nordufer des Dschah bei Ebal vermochten sich unsere Truppen nicht mehr zu halten. Der Osten. In den ersten Monaten dieses Jahres war es der Ostabteilung unter Hauptmann Eymael gelungen, den bereits bis Bertua vorgedrungenen Gegner trotz seiner erheblichen Übermacht über den Kadei zurückzuwerfen. Nach Süden verlief die von den Franzosen gehaltene Linie über Molambi am Dume—Ngangela auf Jukaduma. Ein durch eine deutsche Abteilung unternommener, weit nach Norden ausholender Vorstoß von Dendeng über Bagari auf Gasa zur Störung der feindlichen rückwärtigen Verbindungen führte zu keinem unmittelbaren Erfolg, wenn auch die moralische Wirkung dieser kühn angelegten und ausgeführten Unternehmung nicht zu verkennen war. Im April mit stärkeren Kräften unter- nommene feindliche Angriffe auf unsere Stellungen bei Gadji, Beri, Kilussu, Bimbo und im Mensime- Gebiet wurden zurückgewiesen. Nach Eintreffen von Verstärkungen über- schritten im Juni die Franzosen den Kadei, nahmen am 23. Juni Gadsi und drängten schließlich die deutschen Truppen in die allgemeine Linie Tschetschari (ö. Bertua) — Nijassi— Bokiesse (etwa 15 km 5. Ngangela) zurück. Die östlich dieser Linie gelegenen Ortschaften Beri und Ngilabe blieben zunächst von unseren Truppen noch besetzt. Anfang Juli fanden Geplänkel am Dume zwischen Ndungo und Njassi statt; ein Vorstoß auf der Straße Beri Bertua wurde zurückgewiesen. Bei Gadji wurde der Feind geworfen. Am 20. Juli wurde Tschetschari vom Feinde besetzt; doch kostete ihm der Erfolg 2 Europäer, 35 farbige Soldaten, während unsere Verluste nur aus einem schwerverwundeten Enropäer, vier schwer= und fünf leichtverwundeten farbigen Soldaten bestanden. Am 20. und 21. Juli fanden erbitterte Kämpfe um die Stellung am Nfsingi- Fluß 5. Bertua statt. Hauptmann v. Briesen fand in ihnen den Heldentov. Unseren nach Räumung der Nsingi-Stellung auf Bertug zurückgehenden Truppen folgten unmittelbar starke feindliche Kräfte, denen am 22. abends der Ort überlassen werden mußte. Nach vergeblichen Versuchen, bei Sikul, etwa 7km 5. Dume an der Straßenach Bertua, den nachdrängenden Gegner aufzuhalten, wurde die Dume-Station von den deutschen Truppen zerstört und geräumt. Eine Aufnahmestellung bei Sibita auf dem rechten Dume-Ufer sicherte den Abmarsch auf der Straße nach Abong-Mbang. Leutnant der Reserve, Assessor Hegemann fiel hier in französische Gefangenschaft. Der Rückzug er- folgte unter fortgesetzten Kämpfen mit dem hart nachdrängenden Gegner, weshalb auch Abong- Mbang von unseren Truppen nicht gehalten werden konnte, vielmehr in der Nacht vom 28./29. Juli zerstört und geräumt werden mußte. Ein am Nachmittage des 29. Juli unternommener Gegenangriff brachte den Ort nur für einige Stunden wieder in deutschen Besitz. Der weitere Rückzug der deutschen Truppen scheint auf Akono — Linga erfolgt zu sein. Auf diesem Wege folgten feindliche Streitkräfte bis zum Ndunge- Sumpf, auf der südlich des Njong nach Westen führenden Straße erreichten sie Mbidolong. Auf der Straße Dume St.— Gele Menduka endlich sind französische Truppen bis Fos halb- wegs Gele Menduka vorgedrungen. All diese hartnäckigen Kämpfe sind ein Beweis für den unbeugsamen Willen der Verteidiger Kamernns, durchzuhalten bis zum äußersten. (Abgeschlossen 20. November 1915.) -5—