W 419 20 Daran anschließend wird besonders betont, daß Hauptmann T. Wickham sich von derartigen Machenschaften ferngehalten habe. Nach der Art, wie diese Bemerkungen in den Nachruf eingeflochten sind, hat es den Anschein, als sei den Offizieren und Beamten der englischen Besitzungen an der Westküste diese politische Wühl- arbeit ganz allgemein bekannt gewesen. . Daß die Umtriebe der Duala anläßlich der Enteignung des Geländes für die Neustadt und Hafenanlagen in Duala von englischer Seite stark geschürt wurden, ist schon früher vermutet worden. Sichere Beweise waren aber nicht zu finden. Auffallend war ferner, daß bei den Einge- borenen der Bezirke an der Westgrenze Kameruns immer wieder Hinterladergewehre auftauchten, deren Herkunft dunkel blieb. Die erwähnten Bemerkungen der Gelegen- heitsdruckschrift „British Heroes“ werfen ein neues Licht auf diese bisher unaufgeklärt ge- bliebenen Tatsachen. Deutsch-Südwestafrika. bie Südakrikanische Union und der Angrift auf Deutsch-Sübwestakrika. Darüber, daß die Mehrzahl der Buren in ihrem Herzen das Eingreifen der Regierung Bothas in den Weltkrieg durch den Angriff auf Deutsch-Südwestafrika mißbilligt, kann nach allen aus Südafrika vorliegenden Nachrichten kein Zweifel bestehen. Allerdiugs hat nur ein geringer Teil den Mut gefunden, dies Gefühl tatkräftig zum Ausdruck zu bringen. Wie nunmehr aus einem in der Wochenschrift The African World-- veröffentlichten „offenen Brief“ hervorgeht, sind auch englisch-südafrikanische Kreise, die ohne weiteres als nicht-deutschfreundlich anzusehen sind, mit der Bothaschen Angriffspolitik nicht einver- standen. Der in diesem „offenen Brief“ dar- gelegten Auffassung ist eine besondere Bedeutung noch insofern beizumessen, als der Verfasser des Briefes ein früheres Mitglied des Ministeriums Botha, der Finanzminister H. C. Hull ist, der seit seinem Rücktritt in näheren Beziehungen zu der südafrikanischen Minenwelt steht. Hull führt in seinem offenen Brief zunächst aus, man könne die Tatsachen nicht leugnen, daß der Rassengegensatz zwischen Buren und Eng- ländern in der Südafrikanischen Union wieder erwacht und in einigen Teilen des Landes schärfer geworden sei denn je. Man stehe vor einer entscheidenden Wendung in dem Geschick der Südafrikanischen Union; er wolle sich bei der rein sachlichen Prüfung der vorliegenden Lebens- fragen weder vom Rassenstandpunkt, noch von persönlicher Vorliebe für Botha oder für Hertzog leiten lassen. Was uns aus seinen Ausführungen natur- gemäß am meisten interessiert, sind seine Aus- lassungen über den Angriff auf Deutsch-Südwest- afrika; er sagt darüber wörtlich folgendes: „Ich denke nicht, daß es richtig sein würde, mit Stillschweigen hinwegzugehen über die unglücklichen Ereignisse des letzten Jahres und die Ergebnisse, die von ihnen stammen, oder zurückzuschrecken vor einer Außerung meiner Meinung über die Frage der Invasion von Deutsch-Südwest. Ich weiß voll- kommen, daß viele meine Ansichten über diese An- gelegenheiten nicht teilen, und daß es für mich der leichtere Weg sein würde, gar nichts darüber zu sagen — zumal die Leidenschaften noch entslammt und die Ge- fühle noch aufgeregt sind. Aber ich glaube, der bessere und mutigere Weg ist, den unangenehmen Tatsachen ins Antlitz zu blicken und ihnen nicht auszuweichen. Nun darf ich gleich vorweg sagen, daß ich immer der Meinung gewesen bin und auch noch bin, daß die Politik des Einmarsches in Deutsch-Südwest ein schwerer politischer Fehler war, und daß infolge dieses Fehlers viele von den Unruhen, die im letzten Jahre sich erhoben, entstanden sind. Ich suche nicht einen Augenblick lang die Handlungsweise derer zu recht- fertigen, welche zur Rebellion schritten oder welche die Wafsen aufnahmen gegen die gesetzmäßige Autorität. Im Gegenteil, ich bin sehr unzufrieden mit denen, welche die Rebellion anstifteten, und sage, ihre Hand- lungsweise war falsch und gänglich ungesetzmäßig. Aber ich behaupte, daß, als unsere Regierung mit der Reichsregierung den Uertrag abschloß, in Deutsch-Südwest einzufallen (!), sie völlig er- mangelte, die starken Gefühle richtig einzu- schätzen, welche unter einer großen Angahl der holländisch sprechenden Bevölkerung gegen cine Invasionspolitik bestanden. Ich glaube, daß das Verlangen der Reichsregierung in vollem Umfange zufriedengestellt worden wärc, wenn unsere Regierung sich bereit erklärt hätte, unser eigenes Land vor fremden Angriffen zu verteidigen, und wenn unsere Regierung gleichzeitig Freiwillige aufgerusen hütte — wie das von allen anderen Kolonien mit Selbstverwaltung getau worden ist — um dem Reich auf den Schlachtfeldern Europas zu helfen, wo trotz allem das Schicksal Deutschlands und seiner Kolonien zu ent- scheiden sein wird.“ Soweit interessiert uns die warnende Stimme des früheren südafrikanischen Finanzministers Hull, der übrigens hierbei von sich aus noch einmal ausdrücklich feststellt, daß nicht etwa von Deutsch-Südwestafrika die Feindseligkeiten gegen