W 19 20 Botha kam dann auf die Eingeborenen in Südwest zu sprechen und über eine mögliche Wiederholung des Aufstandes. Als ich in diesem Zusammenhange auf die von einem Teil unserer Volksvertretung gewünschte Verminde- rung der Schutztruppe kam, riet er dringend ab, im Interesse der Aufrechterhaltung der Ord- nung unter die Zahl von 2000 als Stärke der Schutztruppe herunterzugehen. Auch er sei der Meinung, daß man Eingeborenen niemals trauen könne und immer auf der Hut sein müsse. Deutsch-Südwestafrika hatte nach demselben Statesman's Vearbocok im Jahre 1913 eine euro- päische Bevölkerung von insgesamt 14 816 Köpfen. Demgegenüber hatte die Südafrikanische Union im gleichen Jahre eine europäische Bevölkerung von 1278713 Köpfen, also beinahe das Hundert- sache. Deutsch-Südwestafrika besaß keine schwere und eine wenig zahlreiche sonstige Artillerie. Zu 2. Die Behauptung, der Gouverneur von Südwestafrika habe mit Maritz vor Beginn des Krieges Verabredungen irgendwelcher Art ge- troffen, ist durchaus unrichtig. Unsere Gegner haben einen Beweis hierfür nicht einmal versucht. Zu 3. Es ist unrichtig, daß die deutschen Truppen alsbald nach Ausbruch des Krieges bei Scuitdrift und bei Nakab-Süd englisches Gebiet angegriffen haben. Richtig ist vielmehr, daß eng- lischerseits von einer bei Scuitdrift im Oranjefluß liegenden Insel auf deutsches Gebiet hinüberge- schossen wurde. Deutscherseits ist lediglich dieses Feuer erwidert worden. Der Angriff erfolgte von englischer, nicht von deutscher Seite. Der zweite Ort, Nakab-Süd, liegt überhaupt nicht auf englischem, sondern auf deutschem Gebiet! · Zum Beweise dafür, daß Nakab-Süd im eng- lischen Gebiet liege und seine Besetzung eine Ver- letzung englischen Gebiets sei, hat die Regierung der Südafrikanischen Union am 9. September 1914 im Parlament in Kapstadt den Abgeordneten eine englische Karte vorgelegt, auf welcher der Platz Nakab-Süd auf englischem Gebiet eingetragen war. Eine Betrachtung dieser Karte, von der ein Originalstück in meinem Besitz ist, zeigt aber deutlich, daß Nakab-Süd ursprünglich auf deutschem Gebiet eingetragen war, daß diese Einzeichnung durch Rasur entfernt und die Rasurstelle nach- träglich mit brauner Farbe überdruckt und der Ort Nakab-Süd auf englisches Gebiet verlegt ist. Diese Fälschung, die sofort im Unions-Parlament kestgestellt wurde, liefert vollen Beweis dafür, daß von einer Verletzung englischen Gebiets durch Be- setzung von Nakab-Süd keine Rede sein kann. 4 Um die Abneigung der burischen Kreise Süd- afrikas gegen den geplanten Angriff auf Deutsch- Südwestafrika zu überwinden, hat die Regierung Bothas die Bevölkerung Südafrikas durch die wahrheitswidrige Behauptung deutscher Angriffs- absichten zur Aufnahme der Waffen zu bestimmen gesucht. Der wahre Sachverhalt ist aber in- zwischen in weiten Kreisen Südafrikas bekannt geworden. # 1# * Zu Punkt 3 der Antwort des Staats- sekretärs ist noch folgendes zu bemerken: Der Lauf des Oranjeflusses ist vollständig englisch, da die Grenze vertragsmäßig am rechten Ufer (nicht im Talweg) entlang läuft. Es be- steht also kein Zweifel, daß alle im Fluß liegen- den Inseln englisch sind, und daß, wenn von einer bei Scuitdrift liegenden Oranje-Insel auf das deutsche Ufer geschossen wurde, ein Angriff vom englischen Gebiet her erfolgte. Die dem 20. Meridian östl. Greenw. folgende deutsch-englische Grenze ist bereits seit 1906 genau vermessen und vermarkt. Es handelt sich also keineswegs um eine ideelle Linie, über deren örtlichen Verlauf Meinungsverschiedenheiten herr- schen könnten. Die von den beiderseitigen Grenz- expeditionen seinerzeit gemeinsam entworfene und von beiden Regierungen anerkannte Grenzkarte (siehe Kopie I) zeigt die dichte Vermarkung der Linie mit eisernen Grenztafeln und die Lage der Ortlichkeit „Nakab“ auf deutschem Gebiet. Die Bezeichnung „Nakab-Süd“ ist einige Jahre später zum Unterschied von einem nord- westlicher liegenden Nakab-Nord von der deut- schen Regierung eingeführt worden (siehe Kopie II, Ausschnitt aus einer 1912 erschienenen deutschen Karte mit den Orten Nakab-Nord und Nakab- Süd). Die Person, die Nakab-Süd in die für das Parlament bestimmte englische Karte einsetzte, hat die Eintragung zunächst genau nach der deutschen Karte vorgenommen, also auch den deutschen Namen „Nakab-Süd“ eingeschrieben. Nachträglich wurde die Ortssignatur ausradiert und auf die englische Seite der Grenze verlegt. Die deutsche Bezeichnung „Nakab-Süd“ blieb aber un- verändert stehen, während sie folgerichtig als „Nakab- South“ ebenfalls auf die englische Seite hätte gesetzt werden müssen; die durch die Rasur entstandene Lücke wurde mit einem braunen Pfeil überdeckt (siehe Kopie III, Ausschnitt aus der dem Unionsparlament vorgelegten Karte). Daß eine so plumpe Fälschung im Unions- parlament nicht unbemerkt bleiben konnte, liegt auf der Hand. Die Ausführungen der dortigen Presse beweisen, daß man in der Union über den wahren Sachverhalt völlig im klaren ist. So schreibt die Zeitung „De Tranvaler“ am 16. Juli 1915: