G 40 20 angebliche englische Erfolge in Ostafrika. Es waren noch bescheiden zu nennende Meldungen, auch schienen sie durchaus glaubwürdig. Der Nachfolger des „aus Gesundheitsrücksichten zurückgetretenen“ Generals Smith-Dorrien, der Bur Smuts, der wahrscheinlich auch noch gar nicht den Boden Ostafrikas betreten hat, empfindet scheinbar ebenfalls das Bedürfnis, von sich hören zu lassen. Was er aber hier meldet, ist doch höchst unwahrscheinlich, wenn nicht direkt erfunden. Es ist nämlich nicht anzunehmen, daß eine Abteilung von vier Europäern und 200 ein- geborenen Soldaten — also eine Kompagnie — acht Maschinengewehre mit sich geführt haben könnte. Ebensowenig glauben wir Herrn Smuts, daß die deutsche Abteilung, neben den angege- benen sonstigen Verlusten, wirklich acht Maschinen- gewehre gegenüber einem Gegner, der nur zwei Europäer und 35 eingeborene Soldaten stark war, verloren hat. Dagegen spricht der Verlauf aller bisher in Ostafrika zwischen deutschen und englischen Truppen stattgehabten Kämpfe. Man hat unwillkürlich das Gefühl, daß Smuts mit dieser Meldung seinen Landsleuten in Südafrika über den ungünstigen Eindruck hinweghelfen möchte, den das einige Tage vorher stattgehabte unglückliche Gefecht an dem Salita- hügel bei ihnen hervorgerufen haben dürfte, wo gerade die südafrikanischen Truppen anscheinend starke Verluste gehabt haben. Was den erwähnten Posten Cachumba anbe- langt, so ist damit wohl der auf der Karte als Fort Kasumbia bezeichnete, einige Kilometer nördlich des östlichen Schnittpunktes der deutsch- englischen Grenze mit dem Kagerafluß gelegene englische Grenzposten gemeint. Aus einer südafrikanischen Zeitung erfahren wir ferner, daß am 6. Dezember v. Js. eine englische Abteilung den Kagera, anscheinend in der Gegend, wo der Fluß die Grenze zweimal schneidet, überschritten, die Besatzung des dort befindlichen deutschen Postens Katamba voll- kommen überrascht und den Posten selbst nieder- gebrannt hätte. Auch soll sie sämtliche Einge- borenenboote zwischen Kiensambi und Kan- jonsa zerstört haben. Durch die gleiche Zeitung hören wir von einem englischen Angriff gegen die südlich Bukoba gelegene Halbinsel Lubembe bzw. von einer anscheinend in der dortigen Bucht beabsichtigten, aber mißglückten Landung englischer Streitkräfte. Die betreffende Zeitung spricht davon, daß am 7. Dezember ein Erkundungs- gefecht in Bulembe-Bay (d. i. Lubembe) südlich Bukoba stattgefunden habe, über das noch keine Einzelheiten bekannt seien. Anscheinend habe es bei dieser Gelegenheit einigermaßen schwere Ver- luste gegeben. Gefallen seien 1 Offizier und 3 Mann vom 98. Infanterie-Regiment sowie 1 Nachrichten-Agent (Intelligence agent), ver- wundet 2 Offiziere, 1 Freiwilliger und 23 Mann vom 98. Infanterie-Regiment, 1 Mann von den 101. Grenadieren, 4 farbige Matrosen, 1 Uganda- Polizist und 6 Hilfsmannschaften. In einer späteren Mitteilung wird dann noch erwähnt, daß das Unternehmen infolge heftiger Regenfälle und des Umstandes, daß sich die Ein- geborenenboote als seeuntüchtig erwiesen, zu keinem entscheidenden Resultat geführt hat. Der Feind sei jedoch stark beunruhigt worden, doch wisse man nichts über seine Verluste, da das stürmische Wetter eine genaue Beobachtung erschwert habe. 1 1 Westgrenzgebiet. Kiwu-See, Russisi — Tanganjika-See. Im Grenzgebiet des Kiwu und am Russisi scheinen sich außer dem bereits in der sechsten Mit- teilung auf Grund einer belgischen Meldung er- wähnten, angeblich für uns ungünstigen Gefecht bei Luvungi am 29. September v. Js. Ereignisse von Bedentung nicht abgespielt zu haben. Amt- liche deutsche Meldungen besagen, daß Ende Juli v. Is. bei Kadjaga, am unteren Russisi, eine – belgische Patrouille mit einem Verlust von Toten und mehreren Verwundeten zurück- gewoohen wurde, am 3. August die Belgier die Station Kissenje mit Geschützen und Maschinen- gewehren erfolglos beschossen, und daß am 12. und 17. August die Abteilung des Hauptmanns a. D. Hering Zusammenstöße mit den Belgiern hatte, bei denen letztere jedesmal 7 Tote ver- loren, während deutscherseits keine Verluste zu verzeichnen waren. Ernstere Aufmerksamkeit verdienen die Ereig- nisse, die sich in jüngster Zeit auf dem Tanganjika- See abgespielt und höchstwahrscheinlich zu dem Verlust unseres kurz nach Kriegsbeginn dorthin gebrachten kleinen Dampfers „Kingani“ geführt haben. Englischerseits wird darüber in einer amtlichen Meldung vom 5. Jannar d. Is. folgendes berichtet: „Eine nach dem Tanganjika-See entsandte Marine= Expedition hat am 26. Degember das bewaffnete Dampfschiff „Kingani“ angegriffen und es ge- zwungen, sich nach einem 10 Minnten dauernden Gefechte zu ergeben. Alle deutschen Offiziere sind gefallen. Das Schiff wurde, obwohl es sich in sinkendem Zustand befand, an Land gebracht."“ Hierzu teilt Reuter noch mit, daß die Eng- länder besonders konstruierte und bewaffnete Schiffe aus England nach dem Tanganjika be- fördert hätten, die jetzt dort eingetroffen seien