G 51 2C die Farmer durchschnittlich eingebüßt zu haben; manche haben indes ihr ganzes Hab und Gut verloren und sind auf die Gastfreundschaft von Nachbarn angewiesen. Sehr erschwert ist die Wiederaufnahme der Betriebe durch das Verhalten der Eingeborenen, deren Frechheiten gegenüber die Unionsregierung höchst unangebrachte Nach- sicht übt. Arbeiten wollen die Eingeborenen nicht mehr; sie ziehen es vor, sich durch Vieh- diebstähle ihren Lebensunterhalt zu verschaffen. Auch liegen Anzeichen vor, daß sie sich wieder zu selbständigen Völkerschaften zusammenzuschließen trachten. Die Rehobother Bastards sind nach wie vor bewaffnet; die Angaben über die Zahl der in ihren Händen befindlichen Gewehre schwanken zwischen 400 und 800, jedoch dürfte letztgenannte Zahl zu hoch sein, da die Gesamtkopfzahl dieser Bastards vor dem Kriege nur wenig über 2000 betragen hat. Indes sind auch noch die ver- einzelt im Lande wohnenden Bastardfamilien, besonders die des Bezirks Otjimbingwe, in Rech- nung zu ziehen, die gegebenenfalls mit den Reho- bothern gemeinsame Sache machen können. Die Witboois tragen seit der feindlichen Besetzung Gibeons wieder ihr altes Stammesabzeichen, den großen weißen Hut, und die Hereros sollen sogar von dem Wiedererstehen ihres alten Reiches träumen. Die Engländer unterstützen diese Sonder- bündeleien auf jede Weise. So haben sie die Fellschuhträger-Hottentotten wieder in ihrem alten Stammesgebiet angesiedelt und auch den Ein- geborenen die Rückkehr nach Südwest gestattet, die sich aus Furcht vor Strafe wegen ihrer Ver- brechen seit Niederwerfung des Aufstandes außer- halb des Schutzgebietes aushielten. Die weiße Bevölkerung, namentlich der un- bewaffnete Farmer, fürchtet daher — dies geht aus fast allen Briefen und Berichten hervor —, daß es bald zu Gewalttätigkeiten der Eingeborenen, wenn nicht gar zu Aufständen größeren Um- sanges gegen die Weißen kommen wird. Ob die gegenwärtige Regierung des Schutzgebietes die Macht hat, ernstere Unternehmungen von Ein- geborenen zu verhindern, erscheint zweifelhaft, da die dort befindlichen Unionstruppen zur Zeit nur noch etwa 2000 Mann stark sein sollen. Be- zeichnend für die gegenwärtigen Verhältnisse im Schutzgebiete ist der Ausspruch, den ein englischer Offizier getan haben soll: „Wenn wir das Land nicht behalten können, dann wollen wir den Deutschen wenigstens einen großen Eingeborenen- aufstand zurücklassen!“ Die Postverbindung zwischen der Heimat und den internierten Kriegsgefangenen, also mit dem Offizierlager in Okanjande und den in Aus be- sindlichen übrigen Angehörigen der aktiven Schutz- truppe, ist seit einiger Zeit auch auf Paketsen- dungen ausgedehnt worden, die das Nieder- ländische Rote Kreuz dankenswerterweise ver- mittelt. Hingegen steht die englische Regierung, wie aus einer Mitteilung des Prisoners of War Information Bureau in London hervor- geht, auf dem eigenartigen Standpunkt, eine un- mittelbare Postverbindung aus Deutschland mit den freigelassenen Schutztruppenangehörigen und mit der Zivilbevölkerung des besetzten Gebietes nicht dulden zu können. Für alle Nichtinter- nierten ist daher der Briefverkehr zur Zeit nur durch Vermittlung des neutralen Auslandes, also z. B. durch das Internationale Friedensbureau in Bern möglich. Geld= und Paketsendungen an die deutsche Bevölkerung in Südwestafrika werden trotz aller amtlichen Bemühungen bis jetzt auch über das neutrale Ausland nicht zugelassen. 75 V. Besitzungen in der Südsee. 1. Deutsch-Neuguinea. A. Altes Schutzgebiet. Eine regelmäßige Verbindung mit dem Schutz- gebiet hat auch bis jetzt noch nicht wieder her- gestellt werden können, doch steht nach den neuer- lichen Erklärungen der englischen Regierung zu erwarten, daß kurze Mitteilungen, die sich auf rein private und geschäftliche Angelegenheiten be- ziehen und der Zensur unterliegen, über neutrale Länder mit dem Schutzgebiet ausgetauscht werden können. Nach den wenigen hierher gelangten Nach- richten kann angenommen werden, daß die öffent- liche Ruhe im Schutzgebiet auch weiterhin nicht gestört worden ist. Dagegen hat die australische Besatzungsbehörde leider wieder eine Anzahl Be- wohner des Schutzgebiets unter der zweifellos jeder tatsächlichen Grundlage entbehrenden Be- schuldigung, daß sie versucht hätten, die Einge- borenen gegen die Engländer aufzuwiegeln, nach Australien transportieren lassen. Es sind dies: Bruno Grigat, Pflanzungsbesitzer, Neu-Hannover; E. Paur, Apothekenbesitzer, Rabaul; Hugo Pacetsch, Leutnant d. Res., Rabaul; Bruno Walter, Leutnant z. S. d. Res., I. Offi= zier K. G. S. „Komet“", Rabaul; H. Dalibor, Maschinist, Kaewieng; H. Haeberlein, Pflanzungsleiter, Kaewieng; H. Balkan, Pflanzungsleiter, Kaewieng; H. Goetsch, Kaufmann, Rabaul; Kaufmann,