G 294 20 Auf der „Boulama“ wurden die Gefangenen bei Tag von schwarzen Soldaten zu den Neger- aborten geführt. IV. Die Verpflegung auf den Transportschiffen war mangelhaft, oft ungenießbar. Auf der „Barthurst“ erhielten die Gefangenen in den ersten Tagen überhaupt nichts zu essen. Am dritten Tage bekamen sie ein Stück Schiffszwieback und einen Salzhering. Später erhielten sie meistens nur schimmliges Hartbrot. Infolge dieser ungenügenden Beköstigung verloren die Gefangenen rasch an Körpergewicht. Arztlicher- seits wurde als Wirkung des Körperverfalls eine große Anzahl von Malariafällen, ein Ruhranfall und eine beträchtliche Zahl von Darmstörungen festgestellt und bei längerem Transport sogar der Ausbruch von Hungertyphus befürchtet. Auf der „Obuasl“ war die Verpflegung während der Fahrt von Duala nach England oft so knapp, daß sie kaum vor dem Verhungern schützte. Auf Beschwerden erklärte der Transport- leiter, Kapitän Adams, er habe bezüglich der Verpflegung seine vom Generalgouverneur von Nigerien erteilten Instruktionen sogar schon über- schritten. Auf der „Bulama“ mußten sich 35 Gefangene während der viertägigen Fahrt von Duala nach Lagos mit der Verpfleguug begnügen, die zum Unterhalt von elf der Gefangenen ausgegeben worden war. Gelegenheit zum Kochen des Wassers war nicht vorhanden. Auch Eß= und Kochgeschirr wurden nicht gereicht. Die Gefangenen mußten sich von einem Schwarzen heißes Wasser erbitten. Dagegen erhielten die bei den Ge- fangenen untergebrachten englischen Strafsoldaten dreimal am Tage ordnungsmäßige Kost. Auf der „Akassa“ war das Essen, nament- lich für die Männer, schlecht. Auf der „Appam“, auf der sogar die Schwarzen ausgezeichnet verpflegt wurden, er- hielten die Männer eine völlig unzureichende Verpflegung. Zum Austeilen der Nahrung waren für 250 Männer nur 41 Stewards an- gestellt, infolgedessen ging oft ein größerer Teil der Gefangenen leer aus. Ebenso ungenügend war die Verpflegung für die Frauen. Trotz dieser Knappheit an Nahrungsmitteln unterschlug ein Steward auf der „Appam“ Eßwaren von den für die Frauen bestimmten Vorräten und zwang sie auf diese Weise, die veruntreuten Nahrungsmittel für teures Geld von ihm zu kaufen. Auf der „Laurentic“ mußte die letzte Mahl- zeit am Tage, die ursprünglich um 5 Uhr nach- mittags verabfolgt wurde, auf 7 Uhr abends verlegt werden, weil es die Gefangenen sonst nicht vor Hunger bis zum nächsten Morgen aus- halten konnten. Ubrigens erhielten die Ge- fangenen auf der „Laurentie“ nur die übrig gebliebenen Reste, nachdem die Offiziere und Stewards gegessen hatten. Auf sämtlichen Schiffen reichte die Menge der gereichten Verpflegung, namentlich für die Männer, nicht aus, so daß ein allen Berichten Klagen über Hunger laut wurden. Für die Kinder wurde trotz des vorhandenen Vorrats nicht oder nicht genügend Milch ausgegeben. V Die schon der Menge nach nicht ausreichende Verpflegung war häufig verdorben und oft so anwidernd, daß sie kaum zu genießen war. Vielfach „konnte man vor Ekel nichts essen.“ Wenn „man sich das Essen mit geschlossenen Augen hineingequält“ hatte, weil man allzu großen Hunger hatte, trat Erbrechen ein. In der Grütze fanden sich dicke Maden und Käfer. Der Schiffszwieback war verschimmelt und maden- besetzt. Ungewaschener Negerreis, Brot, Haferbrei wimmelten von Maden, Käfern und Mehl- würmern. Im Kaffee waren alle möglichen Speisereste. Am widerlichsten war das Fleisch, das oft übel roch oder völlig verdorben war. Man konnte es „mit dem besten Willen nicht schlucken“. Das allgemein verabfolgte australische Gefrier-= fleisch war meist völlig verdorben. Häufig wurde es hart und halb roh zum Essen gereicht. Ge- legentlich gelieferte Leber war verfault. Auch verdorbener Fisch wurde den Gefangenen vor- gesetzt. Auf der „Obuasi“ war die Beschaffenheit des gelieferten Fleisches öfter derartig, daß der Schiffsarzt einschreiten und anordnen mußte, das Fleisch über Bord zu werfen. Der Ekel vor dem gelieferten Essen wurde erhöht durch die unsaubere Art, wie die- Nahrungs- mittel verabreicht wurden oder zu sich genommen werden mußten. Häufig waren die Eßgeschirre unreinlich. Messer, Gabel, Löffel, Eßnapf aus Blech konnten nie genügend gereinigt werden. Auf der „Bathurst“ mußte der gekochte Reis in Ermanglung von Tellern, Löffeln oder sonstigem Eßgeschirr mit den Händen gegessen werden. Bei anderen Gefangenen mußten zwei Löffel für 20 Personen als einziges Ehßgerät dienen. Auf der „Laurentic“ fand sich am letzten Tage vor der Ankunft in Liverpool eine Ratte im Essen. VI. Die Beschaffung von Zusatznahrungsmitteln war angesichts dieser Zustände durchaus not- wendig, aber häufig unmöglich. Auf der „Bathurst“ suchten sich die Ge- fangenen teilweise dadurch zu helfen, daß sie sich