G 295 20 von den für die Schiffsmannschaft gelieferten und von dieser wegen ihrer schlechten Beschaffenheit verschmähten Heringen nahmen. Diese waren aber so tranig und hart, daß man sie erst tage- lang aufweichen mußte. Auf der „Obuasil“ war den Gefangenen in Madeira gestattet worden, sich. für ihr eigenes Geld Eßwaren und Obst zu kaufen. Der Handel in diesen Gegenständen ging dabei in der Weise vor sich, daß englische Unteroffiziere und jüngere Offiziere das angekaufte Obst von den Verkäufern billig ankauften und den Gefangenen zu hohen Preisen weiterverkauften. Ebenso wurden auf der „Obuasi“ Wiskyvorräte, welche in den englischen Kolonien festgenommene deutsche Kaufleute an Bord gebracht hatten, diesen von der Schiffs- besatzung abgenommen und damn den Gefangenen zu hohen Preisen angeboten. Die Trinkwasserverhältnisse waren vielfach mangelhaft. So war es auf der „Obuasi“ von Lagos nach England gelb und trübe und der Menge nach unzureichend. Der I. Offizier ant- wortete auf Beschwerden „Fou will learn to be thirsty“"! Auf der „Bathurst“ mußte Negen- wasser, das durch die Löcher des Sonnensegels in einer Waschschüssel gesammelt war, als Trink- wasser benutzt werden. Ebenso litten die Ge- fangenen aus Togo auf der „Obuasi“ von Lome nach der Goldküste und auf der „Akassa“ unter dem Mangel an Trinkwasser. Trotz dieser menschenunwürdigen Ernährung ist den Gefangenen auf der „Appam“ am Schluß der Reise das schriftliche Anerkenntnis abverlangt worden, daß die „Verpflegung die für Kriegs- gefangene übliche gewesen sei“. VII. Die Folge dieser mangelhaften Unterbringung und Ernährung der Gefangenen war, daß der allgemeine Gesundheitszustand außerordentlich schlecht war. Die „Obuasi“ hatte bei ihrem Ein- laufen in Southampton zehn Schwerkranke an Bord. Eine Frau mußte wegen völliger Ent- kräftung ins Krankenhaus überführt werden. Ein junger Deutscher war unterwegs gestorben. Auf der „Bathurst“ und „Appam“ waren fast immer gleichzeitig ein Dutzend Gefangene, darunter zahl- reiche Kinder, krank, meist malaria-, magen- und darmleidend. Auf der „Appam“ traten in- folge der schlechten Kost, der schmutzigen Betten und der sonstigen Unterbringung Hautkrankheiten und Geschwüre auf. Unter ihnen hatten die Kinder besonders zu leiden. VIII. Rücksichtslos war das Verhalten der Eng- länder den Kranken gegenüber. Auf der „Laurenltic“ wurden die schwer unter der Seekrankheit leidenden Frauen nicht nur ohne Bedienung gelassen, es wurde sogar den Männern nicht gestattet, sich um sie zu kümmern. Als eine Frau auf der „Laurentie“ an Mittelohrentzündung erkrankte, gelang es ihrem Manne erst nach langem Bemühen, von dem Kommandanten die Erlaubnis zu erwirken, sich zu ihr zu begeben. Aber diese Erlaubnis währte nur eine Stunde. Auf der „Appam“ fand für die Hautkranken während des ganzen Trans- portes keine Ernenerung der Bettwäsche statt und kranken Kindern wurde das Essen entzogen, da „Kranke nichts zu essen brauchten“. Auf der „Boulama“ wurde einem Fieber- kranken, der im Laderaum ohne Decke lag, seine Bitte um eine solche abgeschlagen. Selbst die englischen Schiffsärzte haben sich der erkrankten Gefangenen in durchaus un- genügender Weise angenommen. Die Behandlung der hochschwangeren Frau Weber, die in ihrem Zustand unter den vielen Unzuträglichkeiten der Beförderung auf der „Obuasil“ besonders zu leiden hatte, wurde anfang ohne weiteres abgelehnt. Der Schiffsarzt der „Obuasi“ mutete der Frau eines Oberbeamten bei einem schweren Malariaanfall zu, wasserglasweise Kognak zu trinken; dagegen sorgte er für entsprechende Ernährung trotz aller Vorstellungen nicht. Der gleiche Arzt hat die Bitte einer anderen Frau um Milch für ihr wenige Wochen altes Kind nicht erfüllt. IX. Zu schweren Klagen gab das Verhalten der englischen Transportleiter und des Aufsichts- personals Anlaß. Bei der Einschiffung auf die „Appam“ wurde von dem Boot, das die Gefangenen zum Dampfer brachte, keine Brücke ans Schiff hinübergelegt, so daß sie gezwungen waren, entweder zu springen oder sich von den Negern herüberheben zu lassen — eine besondere Härte gegenüber den weiblichen Gefangenen. Während der Fahrt der „Appam“ in den Tropen wurde das Deck während der ersten Stunden des Vormittags abgeschlossen, so daß die Gefangenen sich in den heißen Gängen im unteren Schiffsraum aufhalten mußten. Als aber das Schiff in die kalten Gewässer kam, wurden die Gefangenen schon früh auf das Deck gebracht. Auf der „Obuasi“ war die Behandlung der Männer eine durchaus unwürdige. Ein politischer Beamter, der in Sierra Leone die „Obuasi“ verließ, beschimpfte die Gefangenen ohne Ursache. Der gleiche Beamte nahm bei der Revision der Gepäckstücke aus dem Gepäck des Regierungs- baumeisters Koch eine goldene Uhr nebst Kette und steckte sie zu sich. A## Beschwerde gab er Uhr und Kette dem Bankdirektor Lohff mit den Worten zurück: „Vou can have it back, it is