W 160 25 dringende rein belgische Unternehmungen unter Capt. van de Velde (1889—90) und Lieut. Dhanis brachten dann die Okkupation des nörd- lichen Teiles von Lunda durch den Kongostaat zu einem gewissen Abschluß, so daß es der König auf Grund dieser Besetzung wagen konnte, durch ein einfaches Dekret vom 10. Juni 1890 den Distrikt des „Kuango Oriental zu schaffen und ihn dem Kongostaat anzugliedern. Dieser Schritt veranlaßte die portugiesische Regierung, durch ihren Gesandten in Brüssel, den Comte de Macedo, am 23. August 1890 lebhaft gegen denfelben, der die portugiesischen Rechte auf das flagranteste verletze, zu protestieren. Er war auch um so ungewöhnlicher, als beide Inter- essenten kurz vorher, am 7. Februar 1890, gleich- zeitig bereits Schritte bei dem Schweizer Bundesrat unternommen hatten, um seiner Entscheidung alle Streitigkeiten zu unterwerfen, die sich aus der im Vertrag vom Februar 1885 vorgesehenen Ab- grenzung ihrer Gebiete zukünftig ergeben sollten. Die in dem Tresor des Ministère des Affaires Etrangeres in Brüssel aufbewahrten Dokumente über die in dieser Angelegenheit geführten Ver- handlungen enthalten so charakteristische Belege über die Denkart und Anschauungen des Königs Leopold sowie über die Art und Weise, wie er bei der Behandlung solcher Angelegenheiten vor- zugehen pflegte, daß es sich im Interesse der Ge- schichte des Kongo lohnen dürfte, hier einige Stichproben aus ihnen mitzuteilen. (Correspon-- dancc ct Documents. Afriduc. Etat Indépen- dant du Conio. Questions du Katanga et du I#unda. T. 5.) Unter Nr. 38 schreibt der König an Varon Lambermont, seinen treuen Berater in allen diplomatischen Fragen, am 27. August 1890: * Si je lis bien comme je le crois la con- vention anglo-portugaise je trouve due article IV reserve formellement de la part des den# contractants les droits des tiers.1) Ccla cst fort important. Nous dervons, je pensc, viser à 1) Es handelte sich um den Cutwurf des englisch- vortugiesischen Ablommens vom 20. August 1890 über die Abgrenzung der beiderseitigen Besitzungen in Afrika, der von den gesetzgebenden Körperschaften in Portugal nicht genehmigt wurde und über den das Kabinett Serpa Pimentel stürgte und der unter dem Mini- sterium des Generals Abreu de Sonza iu dem kaum weniger ungünfstigen Vertrag vom 11. Juni 1801 (rati- fiziert in London am 3. Juli 1891) für Wortugal führte, durch den es seinen Ansprüchen auf das Barotse-Land entsagen mußte. Der Artikel IV des Entwurfes lautete: „It is agreed that the western line of Gdirision sParating the British from the Portuguesc sphere of influence in Central Africa shall (ollor the centre ot the channel of the Iipper Zumbesi. starling from the Katima Hapicls up t0 the junction with (hat rirer ot obtenir la médiation soit de U’Allemagne soit de Angleterre. 8i j’ai bien lu la convention peut-Etre celle de I’Angleterre serait-clle L plus indiquce? C'est I'Angleterre qui partage I’Afridue. Notre réponse au Portugal arrctée je pense qu'il faut due nous mettions Lord Vivian?) ct Solvyns’ et Greindl“) au cou- rant. Ne faut-il pas alors aussi agir dans h## presse allemande ct dans la presse anglaise! Nous avons en Angleterre le scerétaire de Stanlex, le petit Mr. Wilson qui est entré à mon service au moins Drovisoirement et nous avons à Berlin cet ancien major 5)) qui cst t#r#is influent dans la pressc. Ne faudrait-il pas leur télcgraphier de venir? Dans notre presse, la note expediée, ne faut-il pas duc le Capt. van de Velde #re#l honde par unc lettre au Major Carvalho? M. van Eetrelde a un proiet de lettre de van de Veldl . . . Croycz-moi toujours, Cher Baron, très déroué et très affectionné. (S.) LCopold. P. S. Je rccois votre lettre de hier soir et je constate avce joie due le texte de R convention anglo-portugaise est bien tel qu: je le croyais ct tel duc Lord Salisbur’ mi Votre the River Kabompo, and ihence up ihc centre of ihe chunnel of the Kalompo. The counirr herehr recognizod as Portugucse shar not. without tlie consent of Great Britain, be tramr- lerred to anx other Power. It is uncderstood on both sicles that nothing i this Article shall alfect lhe existing rights of am other State. Suliecct to this reserration, Great Britar will not oppose the extension of the 1. ortuguese Pher ol infinence beyond ihe above-mentioncll limit- " Aus dem Tenor des letzten Absatzes dieses Artikell ist nach obigen Anslassungen des Königs sein Cinflurg auf Lord Salisbury zu erkennen, der Leopold k seinen Auseinandersetzungen mit Portugal nicht hindem lich sein wollte, soweit englische Interessen nicht durse sie berührt wurden. Der Artikel IV des Vertrags vom 11. Juni 1891 enthält die gleiche Bestimmung. * Der englische Gesandte in Brüssel. *) Der belgische Gesandte in London. !) Der belgische Gesandte in Berlin von Mai 19 bis Mai 1912, vorher belgischer Gesandter in Lissabo#r. *) Major a. D. von Strautz. Er wurde bver deutscher wie auch von kongolesischer Seite wiederhot als Mittelrmann und als Journalist in der Prese benutzt. *) Major Henrique de Carvalho war der portn giesische Reisende, den seine Regierung von 1881. nach dem Lundagebiet entsandt hatte, um den konge lesischen Bestrebungen dort entgegenzuwirken und dur? Abschlüsse von Verträgen mit den dortigen Häuptlinge- die Anrechte Portugals auf bieses Gebiet in lebie- Stunde noch zu begründen. Nach seiner Rückkehr nad Lissabon entsaltete er eine rege schriftstellerische Tänig- keit, um diese Ansprüche vor der Ösfentlichkeit zu vet— treten.