G 184 20 dringenden Belgier bei Sikonge zurückgeschlagen und damit die Loslösung der Wahleschen Kom- pagnie von diesem Feinde ermöglicht hatte, den englischen Truppen „entkommen“, das scheint doch (in gutes Deutsch übersetzt) zu heißen, daß er in schneidigem Angriff die englische Einkreisungs- linie zwischen Iringa und dem Nhassasee zum zweiten Male, diesmal von Osten nach Westen durchbrochen hat. Erinnert mag dabei an einen kurzen englischen Bericht werden, der, aus privater Quelle stammend, von einem „größeren Unglück“ sprach, das die neu auf den ostafrikanischen Kriegsschauplatz verbrachte Nigerische Brigade südlich Jringa betroffen habe. Der Zeitpunkt, in dem dieses „Unglück“ stattgehabt haben muß, würde sich ebenfalls mit dem Zeitpunkt des „Ent- kommens“ Wintgens durch die englische Linie decken. Jedenfalls hat die unter Wintgens Be- fehl stehende deutsche Kolonne dann eine Zeit- lang ungehindert im Rücken der Northeyschen Armeegruppe gearbeitet und deren rückwärtige Verbindungen und Depots wahrscheinlich empfind- lich gestört, war doch das im englischen Bericht erwähnte Neu-Utengule eine Zeitlang General Northeys Hauptquartier! Der Weitermarsch der Kolonne Wintgens gegen den Ruckwasee hin stellte dann eine schwere Gefährdung von Britisch- Rhodesien dar. Die englischen Truppen eilten, dies Gebiet zu schützen, und flehentlich wurden, wie ein Artikel aus dem XX. Sidèle vom 1. Juni verrät, die Belgier um Unterstützung gebeten zum Kampf gegen die den Engländern „entronnene“ Kolonne Wintgens. Diese kehrte sich nun von der rhodesischen Grenze ab und marschierte auf Tabora. Um den 6. Mai stand sie, wie der englische Bericht angibt, bei Kitunda, sie wandte sich dann gegen Kalula, das dicht bei Sikonge liegt, wo Wintgens im Herbst 1916 die belgischen Verfolger abschüttelte. Diesmal sollte er in dieser Gegend persönlich weniger glücklich sein. Bei Lukalanka dicht südlich Kalula (oder Igalula) wurde er von einer Patrouille der ihm entgegen- gesandten belgischen Kolonnen, vermutlich auf einer eigenen Erkundung oder, was auch im Bereich der Möglichkeit liegend angesehen werden. muß, infolge Erkrankung gefangen; ein zweifellos schwerer Verlust für die ostafrikanische Schutztruppe, als deren befähigtster Führer einer Wintgens sich während des ganzen Feldzuges stets bewiesen hat. Eine Tatsache, die anzuerkennen sogar seine Hauptgegner, die Belgier, nicht gezögert haben. Aus ihren Berichten ergibt sich auch, daß um ein unglücklicher Zufall Wintgens persönlich in feindliche Gewalt hat fallen lassen, während seine Kolonne noch nach wie vor intakt im Felde steht. Auch hier wieder war der amtliche englische Be- richt so abgefaßt, daß man im Zweifel sein konnte. * * Aus dem amtlichen englischen Bericht ersehen wir also bei richtiger Würdigung seines Inhaltes kurz folgendes: Im Osten halten deutsche Ab- teilungen die Matandulinie und suchen gegen die Küstenplätze im südlichen Küstenabschnitt wie Lindi und Sudi vorzudringen. Südlich des Rovuma beschaffen kleinere Fouragierungsabteilungen im Einverständnis mit der dortigen Eingeborenenbe- völkerung Lebensmittel für deutsche Depots nördlich des Rovuma. über die Lage bei Songea und Mahenge läßt sich ein klares Bild aus den feindlichen Berichten nicht gewinnen. Der Bericht von der Räumung dieser Plätze, vor allen Dingen Mahenges, erscheint aber wenig glaubhaft. Im Westen von Mahenge ist die englische Einkreisungs- linie von einer größeren deutschen Kolonne durch- brochen worden, die nach einem gewaltigen über mehrere hundert Kilometer sich hinziehenden Marsch Ende Mai etwa 60 bis 70 km sddlich Tabora stand. Eine andere deutsche Kolonne (ob größer oder kleiner ist aus dem knappen englischen Bericht nicht ersichtlich) ist außerdem nördlich über den Ruaha gegen Kilossa vot- gedrungen und bedroht die englischen Siche' rungen an der Tanganjikabahn. Das Ganze ergibt ein Bild der militärischen Lage in Deutsch-Ostafrika, dos alles, was man von der Leistungsfähigkeit der kleinen deutsch-ost- afrikanischen Schutztruppe gegen Ende des dritten Kriegsjahres erwarten durfte, weit hinter sich läß. Dieser letzte amtliche englische Bericht ist ein neuer Beweis für das fast übermenschliche Helden- tum und den glänzenden Geist, der unsere Ost= afrikaner, Führer sowohl wie Soldaten, beseelt Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. Baumwollanbau in Bulgarlen. Das bulgarische Ackerbauministerium hat vier Eisenbahnladungen Baumwollsamen angeschafft, die an die Bevöllerung im Gümüldzinger und Adrianopeler Kreis zu Anbauzwecken verteilt werden.