W 257 20 auch sein möge, das Eine steht jedenfalls fest, daß in jüngster Zeit die Gegend von Ngaundere JZeuge einer äußerst lebhaften Eruptionstätigkeit war, als deren letzte Erscheinung wohl die kohlen- sauren Mineralquellen anzusehen sind. Die Untersuchungen des Wassers konnte ich nmur mit den primitivsten Hilfsmitteln vornehmen, und anßerdem sind meine Notizen noch dem Krieg zum Opfer gefallen. Als Hauptbestandteil fand ich kohlensauren Kalk. Soweit ich mich erinnern kann, schwankte der Gehalt an CaC. in den verschiedenen Quellwassern zwischen 1 und 0,5 v. PH. Auch Chlornatrium, dem ja die Quellen ihren bisherigen Namen als Salzquellen verdanken, konnte nachgewiesen werden. Jedoch ist das Stein- salz stets im Verhältnis zum Kalziumkarbonat nur sehr untergeordnet als mehr nebensächlicher Be- standteil vorhanden. Von sonstigen Bestandteilen ließen sich nachweisen: Fe, A#g, K, CI, COg Die Feststellung des hohen Kalkgehalts er- llärt mit einem Male den Heißhunger, mit dem sich die Rinderherden schon von weitem brüllend und sich in Galopp setzend auf die Wassertröge stürzen. Sic wittern das für ihre Erhaltung und Fortpflanzung wichtigste Nahrungsmittel. Nach der bisherigen landläufigen Kamernner Ansicht wäre es nur der Hunger nach Salz, also nach einem Reizmittel, aber nicht nach Kalk, also einem Nährmittel, gewesen, der den Tieren so behagte. Nan hat also den Wert der Quellen im Lande selbst bisher noch unterschätzt. Der Glaube der Fulbes, daß die Tränkung ihres Viehes an den Heilquellen unbedingt nötig zur rationellen Vieh- lucht sei, dürfte nur gar zu wahr sein. Ich glaube, daß das Ngaunderevieh nicht nur seine prachtvolle Entwicklung, sondern überhaupt seine Eistenz den Quellen verdankt. Eine gewisse Bestätigung dieser Annahme bietet die Tatsache, daß die Viehzucht gerade in einem solchen Umkreis von den Quellen betrieben wird, als es möglich ist, die Tiere in gewissen Ab- länden zur Tränke zu führen. Interessant ist es, daß nomadisierende Borroros ihre Herden auf den Lavaströmen des Ngau Mbum ins Mberretal hiabtreiben, wo sich auch eine für Adamauna ab- wechslungsreiche Enklave befindet. Denn dort neten neben Graniten und Gneisen Basaltdecken, Lagelstußschichten und jüngere Flußschotter auf. Wird man auch im allgemeinen mehr zu der An- scht neigen, daß die Nomaden in das Mberretal sehen, weil dort infolge größerer Feuchtigkeit stischeres Gras als auf den Hochflächen wächst, ist es doch immerhin eigenartig, daß sie gerade 6s Mberretal bevorzugen, während sie in anderen, Cen äußeren Anschein nach ähnlichen, dem geo- neicen Aufban nach aber eintönigen Tälern ackt anzutreffen sind. Ich glaube überhaupt, daß nan die Einwirkung der Gebirge und Terrain= swierigkeiten, die scheinbar einer weiteren Aus- breitung der Nomaden nach Süden im Wege standen, häufsig recht überschätzt. Nicht deshalb besteht in diesen Gebieten keine Großviehzucht, weil der Fulbe nicht dorthin kam, sondern der Fulbe unterwarf sich diese Gegenden, die er ja auf Sklavenjagden und Raubzügen zur Genüge kennen gelernt hatte, darum nicht, weil sie nicht imstande waren, sein Bieh zu ernähren und für ihn nicht wertvoll geung zur Besitzergreifung waren. Die Annahme, daß ohne die Kalkquellen eine Rindviehzucht im Nganndere-Bezirk kaum möglich wärc, wird verstärkt durch das Versagen der Pferdezucht. Denn die Pferde weigern sich, das Quellwasser zum Saufen anzunehmen, auf das sich die Rinder mit ganz auffallender Freude stürzen. So sind die jungen Füllen zum Ver- enden an Knochenerweichung verurteilt, weil ihnen der nötige Kalk fehlt, während neben ihnen die Kälber aufs prächtigste gedeihen. Dies könnte ja nun daran liegen, daß die Pferde in der Wachstumszeit bedentend mehr Kalk gebrauchen als die Rinder. Das scheint mir aber nicht der Fall zu sein. Denn in Nordadamana findet man neben einer Rinderzucht, die an diejenige Ngaun- deres nicht heranreicht, häufig eine sehr gute Pferdezucht entwickelt. So neige ich der Ansicht zu, daß das Scheitern der Pferdezucht in Ngaun- dere vor allem darauf zurückzuführen ist, daß die Pferde sich weigern, das Wasser der Tränkquellen anzunehmen. Die Gründe dieser Scheun können nun ver- schieden sein. Es wäre möglich, daß das Mineral= wasser zu stark konzentriert ist, entweder an Koh- lensäure oder an Kalk, so daß die Pferde sich scheuen, es anzunehmen. Allerdings dürfte dies kaum der wahre Grund für das eigenartige Ver- halten der Pferde sein. Denn sie fressen ja sonst mit großer Vorliebe das im Sudan viel gehandelte sogenannte Tschadseesalz, das bisweilen Lagen von Arragonit in sich schließt. Immerhin könnte sich vielleicht ein Versuch lohnen, indem man den Tieren stark verdünntes Mineralwasser zu trinken gibt. Natürlich müßte dann die Zahl der Trän- kungen proportional der Verdünnung vermehrt werden. Ich glaube jedoch, daß die Pferde nicht vor der Konzentralion der mineralischen Lösungen, sondern vielmehr vor den Vernnreinigungen, die ja das ganze Wasser trüben und ihm einen stinken- den Geruch erteilen, zurückschrecken. Die Ver- unreinigungen stammen von den Exkrementen der Rinder her. Das Wasser reagiert stark ammonia- kalisch. Da die Quellen wohl zum mindesten seit Jahrzehnten benutzt und täglich Tausende von Rindern dort getränkt werden, so ist es klar, daß im Laufe der Zeit der ganze Flußschotter verseucht worden ist. Dazu kommt noch, daß die Einge- borenen in der zisternenartigen Quellöffnung bis zum Bauche im Wasser stehen, das sie mit Schöpf- eimern in die hölzernen Tränktröge füllen. So