W 283 Träger zu verdingen, wenn sie wissen, daß es durch wildreiche Gegenden geht. An Orten mit lebhaftem Schlachtviehantrieb setzt eine vermehrte Ackerbautätig- keit der Anwohner ein; die Möglichkeit, Fleisch zu er- werben, bewirkt also eine erhche Anbaufläche. Hat der Eingeborene, besonders wenn er in die regelmäßige Tätigkeit des europäischen Betriebes eingespannt ist, die Möglichkeit, Fleisch zu kaufen, so wird er in erster Linie dafür seine Geldmittel verwenden unter Hint- ansetzung der kindischen Vorliebe des Bantu für euro- päischen Tand. Pflanzungen mit gut unterhaltenem Fleischmarkt in der Nähe werden daher nie über Ar- beitermangel zu klagen haben. (Es soll hier gleich die Frage angeschnitten werden, ob nicht die euro- päischen Betriebe, in denen der Neger Tag für Tag die ihm ungewohnke regelmätige Arbeit verrichten muß, anzuhalten wären, im Interesse der Gesund- erhaltung des Arbeiters ein bestimmtes Mindestmaß an Fleisch in der Woche auszuwerfen. Aus dem Angeführten ist ersichtlich, wie stark das Bedürfnis nach tierischem Eiweiß den Eingeborenen beherrscht, wie durch das Angebot von Fleisch das körperliche Gedeihen und seine Widerstandskraft ge- fördert und seine Arbeitswilligkeit und Produktions- fähigkeit gesteigert werden, und daß der Besitz von Milchtieren eine gesündere Ingendernährung sichert. Gründe genng, die für eine weitestgehende Förderung der Tierzucht der Eingeborenen sprechen. Die Bedentung der Biehhaltung allgemein für das Schutzgebiet. Obwohl im Vorhergehenden ganz allgemein von dem günstigen Einfluß der Tierzucht auf die Ein- geborenen selbst die Rede war, wurde doch als Folge schon ihre Rückwirkung auf die so wichtige Arbeiter- gestellung und die Erhöhung der Ergeugung von Boden- werten hingewiesen. Für die Wirtschaft des Schutzgebietes vermag nun der tierische Dünger eine große Rolle zu spielen — wenn man auch da, wie es von fachmännischer Seite geschehen, nicht verallgemeinern darf. großen Herden der Steppenvölker, welche in offenen HKralen gehalten werden, liefern in der großen Hitze ein schnupftabakartiges Pulver, das natürlich nicht als Dünger ausgenutzt werden kann. Es liegt bei den vorhandenen großen Flächen gar kein Bedürfnis nach Düngerverwertung vor, anderseits brauchen wir gerade die extensive Form der Tierhaltung im Kampf gegen die Tsetse, wie weiter unten angeführt werden soll. Anders liegt die Frage bei den Gebirgsvölkern und den Besitzern kleiner Herden in dicht besiedelten Gegenden. Ich habe in einer Sonderarbeit betont, daß in Ostafrika unter diesen Umständen der Dung des Viehs ausgenutzt wird und die Tiere zu diesem zweck im Außenraum der Hütte gehalten werden (Wahayat oder in Ställen (Temben der Wachagga) oder sogar völlige Stallhaltung mit der ausgesprochenen Absicht der Dunggewinnung durchgeführt wird (Wa- karraf. Diesen reihen sich in Togo die Kabre und die seßhhaften Fulbe an: erstere legen Dunggruben an in der Nähe der engen Höfe, in denen sie die Rinder halten, letztere haben die Felder in der unmittelbaren Nähe des Krals. Den Diuinger schaffen sie jeden Morgen auf die Felder. Die planmäßige Verwendung des Düngers durch die bergbewohnenden Stämme ist für die Wirtschaft des Schutzgebietes von großer Wichtigkeit, da damit die vom Eingeborenen benötigte und von ihm durch Abbrennen des Waldes erzielte Anbaufläche geringer wird, und damit der Wälderverwüstung Einhalt getan werden könnte. Dieser Übergang zur intensiven Wirt- schaft wäre nicht schwer durchzuführen, da der Dünger in den bewaldeten feuchten Bergen gut zu reisen vermag. Jedenfalls ist die Frage wegen der Wald= und Wasserwirtschaft wichtig genug, einer Prüfung durch afrikanisch erfahrene Forstleute und Landwirte unter- zogen zu werden, da bisher wenig Erfolge erzielt wurden durch Verordnungen, wie durch Verpflanzen der Gebirgsstämme in die Ebene, wo sie der Malaria und anderen Krankheiten erliegen. Es soll nun nicht etwa der Ansammlung von Riesenherden in den Bergen das Wort geredet werden, da die große Rinderherde ein Wälderverwüster ist. Die Verteilung der Viehbestände nach groß jügigen wirtschaftspolitischen und veterinärpolizeilichen Grund= sätzen ist eben nicht der unwichtigste Zweig der züchte- rischen Seite der tierärztlichen Tätigkeit in den Kolonien. Einc wichtige Rolle in der kolonialen Wirtschaft kann das Rind als Zug= und Lasttier spielen, wie die rasche Entwicklung des Kilimandscharo und Mern ver- mitiels des Burenwagens gezeigt hat. Damit werden Träger für andere Arbeiten frei, und der Anbau mancher Erzeugnisse wird infolge der niedrigeren Säßze des Wagenverkehrs ermöglicht. Natürlich gilt das Ge- sagte nur für kurzge Strecken, für Entfernungen über 200 km dürfte schon die Bahn wirtschaftlicher sein. Der Beförderungsdienst durch Rinder hat das Bedenk- liche, daß er leicht Rinderseuchen zu verbreiten vermag. Ehe also ein derartiger Frachtdienst eingerichtet wird, sind tierärztliche Maßnahmen zu treffen, daß das Standvieh nicht mit den Zugrindern in Berührung kommt. Für Zugrinder sind eigene Weiden, Tränken und Rastplätze einzurichten und einzuzännen. Sie sind durch Brand zu zeichnen, damit sie nicht gegen Stand- vieh eingetanscht werden können. Schließlich muß die Möglichkeit ständiger tierärztlicher Uberwachung vor- banben h se in ordtogo wic im ganzen Sudan findet man das als Tragtier häufiger als den Esel. Diesem voraus hat es den geräumigeren Schritt und die Ver- wendung des Fleisches bei Notschlachtung. Schätzungs- weise trägt es 150 kg. Für die Seuchenverbreitung ist das Tragtier noch gefährlicher als das Zugrind, da es nicht an die breite Straße gebunden ist und damit seine Überwachung einc weit schwierigere ist. Mit der Heranziehung des Rindes zur Pfluf4 kultur wird es noch gute Weile haben. Ich sa Uganda vorzügliche Pflangungen aus Hackkultur Lu-- stehen, während die Pflüge unter einem Schubdach rosteten und die von den Englindern eingebrachten Ochsen friedlich weideten. Auch in Togo hat die Ein- führung der Pflugkultur trotz (eroältüer Ausbildung der Schüler weiter keine Erfolge gezeitigt. Ob man sie nach allem nicht trotzdem wieder als „ unumgäng- lich notwendig“ begeichnen wird, obwohl auch die europäischen Pflangungen fast alle mit Hackkultur arbeiteten! — Nächst dem NRind ist die r Ziege die wichtigste Ein- geborenen-Tierkultur. Da die Ziege der Tsectse-An- steckung nicht erliegt, ist sie von für die Fleisch- erzeugung im Tsetsebusch. An der Ostküste hat ihr Fleisch den Höchstpreis, da Inder, Araber, Suaheli ihm vor anderem den Vorzug geben. Die Massai er- nähren ihre Kinder mit Ziegenmilch; bei vielen Ge- birgsstämmen ist die Ziege die Kuh des kleinen Mannes. In Togo behaupten die Eingeborenen, daß durch den Genuß der Ziegenmilch schwere Krankheiten hervor- gerufen würden. Ob die dortige Ziege Maltafieber verbreitet, konnte ich nicht feststellen. Zu bemerken ist allerdings, daß den dortigen Eingeborenen der Genuß