W 286 20 Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollstänolg oder tellwelse nur mit Quellenangabe gestattet.) Deutsch-Ostafrika. Zur militärischen Lage in Deutsch-Ostafrika. (Mit einer Kartenskizze.) In den ersten zwanzig Movaten des Krieges vermochte die ostafrikanische Schutztruppe nicht nur allen feindlichen Angriffen erfolgreich zu widerstehen, sondern auch selbst durch kühne Vor- stöße auf feindliches Gebiet dem Gegner empfind- liche Verluste und Schaden zuzufügen. Die sieg- reichen Gefechte bei Tanga vom 2. bis 5. und am Longidoberg am 3. und 4. November 1914, bei Jassini am 18. und 19. Januar und bei Mbuynni östlich Taveta am 14. Juli 1915 sowie die verschiedenen gegen die englische Uganda- bahn unternommenen erfolgreichen Streifzüge legen davon Zeugnis ab. Aber auch auf den anderen Fronten, im Nordwesten und Westen am Kiwusee und am Russissifluß sowie auf dem Tanganjikasee gegenüber den Kongobelgiern und im Südwesten an der Grenze gegen Nordost- rhodesien konnten sich die verhältnismäßig schwachen deutschen Kräfte siegreich behaupten und Erfolge erringen. Schon von Anfang an war das gegenseitige Stärkeverhältnis, was Zahl und Kriegsmittel an- belangt, höchst ungleich und fiel entschieden zu- gunsten der Gegner aus. Bei allen kriegerischen Ereignissen standen starken feindlichen Kräften unverhältnismäßig schwache deutsche Kräfte gegen- über. Dazu kam, daß dem Gegner Menschen und Material stets in beliebiger Menge zur Er- gänzung seiner Abgänge zur Verfügung standen, während dies den deutschen Streitkräften infolge ihrer Abgeschlossenheit fast ganz versagt blieb. Nur zweimal gelang es kühn geführten Hilfs- schiffen, die englische Blockade der Ostküste zu durchbrechen und den schwerbedrängten Verteidi- gern Kriegsmaterial, wenn auch allerdings nur in verhältnismäßig geringem Umfange, zuzuführen. Dieses Mißverhältnis steigerte sich noch in höherem Maße, als im März 1916 England mit Hilfe der Südafrikanischen Union und mit Unterstützung der Belgier und Portugiesen zum umfassenden Angriff gegen Deutsch-Ostafrika schritt. Diesem in den Monaten März bis Mai 1916 aus vier verschiedenen Richtungen her einsetzenden Angriff der auf über 100 000 Mann zu schätzen- den verbündeten britischen, belgischen und portu- giesischen Truppenmassen konnten die unverhältnis- mäßig schwächeren deutschen Streitkräfte auf die Dauer nicht standhalten. Die üÜberlegenheit der Gegner an Zahl und Kriegsmitteln zwang sie trotz des an vielen Stellen mit Erfolg geleisteten tapferen und hartnäckigen Widerstandes im Laufe des Jahres 1916 zum allmählichen Aufgeben des größten Teils der Kolonie und zum Zurückgehen in das zwischen dem Nyassasee und der Küste nördlich des Rowuma gelegene Gebiet. Nachdem es dem Gegner im Laufe des Sep- tember 1916 gelungen war, unter Mitwirkung seiner Seestreitkräfte die zwischen der Ruffi= und Rowumamündung gelegenen Küstenplätze in seine Gewalt zu bringen und etwas später auch von Westen her das Gebiet von Songea östlich des Nyassasees in Besitz zu nehmen, hielten um die Jahreswende 1916/17 die deutschen Streitkräfte noch das Gebiet zwischen der vom Feinde be- setzten Ostküste, dem Ruhndjie-Kilombero-= Rufi jifluß im Norden, dem Rowuma im Süden und, soweit feststellbar, einer vom oberen Ru- hudje aus der Gegend von Ifinga nach der Gegend am Rowuma oberhalb Sassawara vel- laufenden Linie im Westen.