G 318 20 himmel in nie geahnter Pracht, dad mit glitzernden Diamanten besäte Gewand der Königin der Nacht. Nach Norden zu ragen die gespenstischen Silhouetten dreier Vulkauriesen in die Luft, im Süden spiegelt sich der Glanz der Sterne in der Fläche des Kiwu-Sees. Dazwischen liegt, terrassenförmig von den hohen Kra- tern zum See abfallend, geteilt durch einen Bach, der die Grenze zwischen Deutsch-Ostafrika und dem Kongo- staat bildet, ein flaches, fruchtbares Gelände, das noch Spuren ausgiebigster Fruchtbarkeit zeigt. Doch jetzt haben die Eingeborenen hier ihre Felder und Hütten verlassen; denn hier, im tiefsten Innern Afrikas, bei den Weißen, die immer den Frieden gepredigt haben, ist blutiger Krieg entbrannt. Fünfhundert bis tausend Meter voneinander ent- sernt befinden sich die Stellungen der feindlichen Krieger. Aus dem Gelände emporragende, bis hundert Meter hohe Hügel bilden die Hauptstützpunkte der Stellungen beiderseits. Auf der dem Feinde abge- wandten Seite dieser Hügel hat man die Lager er- richtet. Wochenlang, monatelang schon steht man sich gegenüber, und doch konnte der stark überlegene Feind noch niemals unsere Stellungen trotz oft wiederholter, hartnäckiger Versuche durchbrechen. Die Ruhe einer tropischen Nacht wird nur unter- brochen durch das heisere, schauenich klingende Gebrüll eines Leoparden. Hin und wieder hört man den Auruf der Posten. Nichts rührt sich sonst, Mitternacht zieht vorüber, es wird eins, zwei, drei Uhr. Da ertönen in der deutschen Stellung gedämpfte Kommandos, unhörbar für den Feind. Nicht lange danach löst sich aus dem Dunkel des Hügels nebelgleich und kaum erkennbar eine lange Schlange, eine im Gänsemarsch vorgehende Angriffskolonne. Die bloßen Füße der Askaris gleiten lautlos den schmalen Pfad entlang; die Tritte der wenigen Europäer, die vorsichtig auf dem spitzen Lavageläude marschieren, sind auch kaum gu hören und verschwinden in dem gegen Morgen anhebenden Summen und Surren Tansender und aber Tansender von Grillen. Heuschrecken, Zirpen und Zikaden. Kein Wort, kein Laut ertönt. Unbemerkt gelingt es, bis dicht an die feindliche Stellung heran- zuschleichen. Hier heißt es, in Schützenketten aus- schwärmen und, das Gewehr schußbereit, geht es weiter. Noch hat der Feind nichts bemerkt. Da, das Knistern eines dürren Zweiges, das die Aufmerksamkeit eines kongolesischen Postens erregt, und schon kracht der erste Schuß. Pfeifend saust die Kugel über unsere Köpfe hinweg. Aber nun ist's auch aus mit der Ruhe. Durch den Schuß alarmiert, sammeln sich die Feinde schnell und beziehen ihre Verteidigungsstellungen. Da gilt es, ihnen nicht erst lange Zeit zum Besinnen lassen. Jetzt heißt es drauf und dran! Schnell ent- spinnt sich ein lebhaftes Feuer, in dem man das dumpfere Surren unserer alten 71er Geschosse deutlich von dem helleren Pfeifen der seindlichen Kugeln aus modernen Repetiergewehren unterscheiden kann. Unaufhaltsam dringen unsere Reihen vor. All- mählich weicht die kurze Dämmerung, und da die Sonne am Horigont erscheint, treiben wir mit einem letzten Ansturm die feindlichen Kräfte von der Kuppe des kleinen Hügels. Diese Stellung hier beherrschte ein am Fuße gelegenes belgisches Lager, das nun unter Feuer genommen wird. Bald ist der Feind ge- zwungen, das Lager aufzugeben, und in wilder Flucht stürzen seine Horden davon. Auf dem Fuße solgend, machen wir in dem Lager gute Bente, die uns sehr zustatten kommt. Waffen, Munition, viele der scharf- geschliffenen dreikantigen Seitengewehre, die, offenbar ihrer Länge wegen den Kongosoldaten bei der Flucht hinderlich, von diesen weggeworfen worden, ein Ma- schinengewehr, Enropäerzelte, Nahrungsmittel und manches andere für uns sehr Nützliche fällt in unsere Hände. Bevor noch feindliche Verstärkungen herankommen können, haben wir die belgischen Unterstände zerstört und kehren mit Bente reich beladen in unsere alte Stellung zurück. Literatur-Bericht. F. Baltzer, (#cheimer Oberbnurnt und vortragender Rat im Reichs-Koloninlamt: Die Koloniulbuhnen mit besonderer Berlieksichtligung Alrikus. Jli#t einem Geleitwort des Stantssckretärs des Reichs-Koloninlamts. Alit 110 Abbildungen und ciner Kartc. Berlin und Leipzig 1916. (iöschensche Verlagshandlung G. m. b. H. reis 22 K. Die Arbeit bespricht die Eisenbahnen Alrikas mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Schutz- gebieie und in cinem kurzen Anhang die Bahnen ciniger außzcrafrikanischer Gebiete. Sie schildert die Geschichte der Buhnen in Afrika. ihre wirtschaftlichen Ziele und Erfolge, die Plünc zu ibrem weiteren Ausbau und gibt im Anschluß daran für dic deutschen Kolonialbahnen eine cingehende Darstellung ihrer technischen Baunusführung, ihres Betriches und ihres Verkehrs. Die Arbeit wurde vor deem Kricge abgeschlossen. Sie gibt das Bild der afrikanischen Eisenbahnen, wie es sich vor Ausbruch des Wellkricges darstellte. Daß bei der Bcearbeitung cines so umfangreichen Siolfes, wie er Baltzer vorlag, einmal ein Eleincs Verschen unterlänft (auf Seite 163 z. B. sind in der Kartc, welche die- Eisenbnhnen (ler britischen Kolonic Goldküste