23 stillen ein Vertrauensmann König Leopolds, der ihn zu allerhand Aufträgen benutzte, für die er die belgische Gesandtschaft nicht in Bewegung setzen konnte. Auf den zitierten Artikel hin erlangte er durch Vermittlung des Chefredakteurs Pindter der „Nord- deutschen Allgemeinen Zeitung“ Zutritt zu dem Refe- renten für die Kongoangelegenheiten im Auswärtigen Amt, dem Geh. Legationsrat v. Kusserow. Diesem gegenüber legitimierte er sich durch seine Erklärungen, die mit den Berichten des Grafen Brandenburg über- einstimmten, sowie durch verschiedene Briefe des Kabinettssekretärs des Königs, in welchen dieser ihn ausdrücklich auffordern ließ, die Disposition der amt- lichen Kreise hinsichtlich der Gesellschaft zu sondieren. Gantier überreichte Herrn v. Kusserow eine Anzahl zum Teil vertraulicher Dokumente, die dazu dienen sollten, der deutschen Regierung über die Organisation der Association und über die Absichten ihrer Gründer die gewünschte Auskunft zu erteilen. Herr v. Kusserow, der damals ein warmer Bewunderer von Stanley war und deshalb auch dem Unternehmen des Königs wohlwollend gegenüber- stand, berichtete über die wiederholten Besuche Gantiers an den Reichskanzler nach Friedrichsruh unter Ein- sendung der ihm durch den Vertrauensmann zu- gestellten Dokumente. Zugleich brachte er, einem diesbezüglichen Wunsche Gantiers entsprechend, in Vorschlag, durch eine kleine Zeitungsnotiz, zu der er einen Entwurf beifügte, in der „Norddeutschen All- gemeinen Zeitung“ die Sympathien für die Gesellschaft zu bekunden, um die hierüber im belgischen Publikum bestehenden Zweifel zu beseitigen. Beim Fürsten fand er jedoch hierfür durchaus keine Zustimmung, der marginal bemerkte: „Es empfiehlt sich nicht, gegenwärtig die Meinung, daß wir uns für den Kongo interessieren, durch irgend- welche Publikation zu bestärken. Ob das belgische Pub- likum Zweifel hat, ist ganz gleichgültig. Nicht gleich- gültig aber ist es, wenn wir Veröffentlichungen machen, durch welche die Engländer in ihrem Argwohn bezüglich diesseitiger Pläne und Aufmerksamkeit auf Afrika bestärkt werden. Bevor unsere Schiffe mit Nachtigal nicht ihre Aufträge ausgeführt haben, müssen wir tun, als ob Afrika für uns gar nicht existierte.“ Hinsichtlich der Kusserowschen Vorschläge, eine Erklärung abzugeben, daß das Werk der Inter- nationalen Afrikanischen Gesellschaft auf deutsche Unterstützung rechnen könne, verfügte der Fürsti „Durchaus nichts und auch nichts hinzufügen über Bereitwilligkeit zu unterhandeln. Dadurch zeigt man zuviel Eifer und verschlechtert die Verhandlungsbasis. Es ist gar nichts zu tun oder an irgend jemand zu sagen, sondern ohne Redensarten mit Strauch in Brüssel zu unterhandeln, sobald S. M. es gestattet. Das wird durch Artikel und Sympathiebekenntnisse nur erschwert und gefährdet. Vor allem keine Zeitungs- artikel mehr, bis Nachtigal gehandelt hat.“ Zu den ihm zugesandten Brüsseler Dokumenten bemerkte der Reichskanzler: „Es ist nicht nützlich und ohne Resultat, mich mit Papier zu überschütten, solange ich die Allerhöchste Ermächtigung zum Unterhandeln nicht habe. Ich wünsche keine weitere Zuschrift in der Sache, solange die Ermächtigung nicht vorliegt.“ Unter den erwähnten Dokumenten befand sich auch eine Niederschrift, die deshalb interessant ist, weil sie die Ideen, die König Leopold sich damals über die zukünftige Gestaltung seines Unternehmens gebildet hatte, ziemlich klar widerspiegelt. Sie wurde von Bismarck durchgelesen und von ihm mit (lhier in Klammern eingefügten) Randvermerken versehen: „La reconnaissance de I’Etat indépendant, ct le placement de cet Etat sous la garantie de I'Europe (wer ist das?) seraient choses par- faites. Cette garantie devrait, si possible porter sur trois Doints: P’indépendance, les limites de I’Etat et certaines dispositions. organiques. · PonkquelenolnelDtatpmssebtenmaroheh il lui faudrait les bouches ou au moins quelques points des bouches du Congo en eau profonde, certaines Provinces du Centre de I'Afrique et une bande de territoire vers I'Ocean indien (wenn man so pröäzisiert, so wird „Europae darüber nie einig werden, wenn davon viel gesprochen wird, so werden England, Frankreich, Portugal alarmiert werden). Les provinces du Centre de I'Afrique, abandonnées par I’Egypte (bis dahin soll das Kongoreich gehen 7!) sont celles on la traite des noirs sévit le plus. Les donner au nouvel Etat c'est le meilleur moy#en de couper le mal à sa racine (Schwindel). L’'association n'a pas encore pu arrster le Projet de Constitution (le pourra-t-elle jamais ? Des personnes fort compétentes lui ont pr- senté les idées suivantes (Phantasien): Le nouvel Etat serait placé sous la Suzeraineté du Roi ou de la Reine') des Belges, selon ce dui paraitrait le plus avantageuk. Le pouvoir serait exercé PDar un Conseil exécutif compos des aghats (Coburg?) de la famille actuellement régnante en Belgique ct d'un certain nombre de membres nommés (widerruflich.) par le Suzerain. C'est ce conseil qui nommerait à toutes les fonctions. Le Suzerain est le pro- Priétaire dépositaire du trésor (unterstrichen und Ausrufezeichen) du nouvel Etat. La con- stitution de ce trésor en faveur de l’Etat nourean# est un point tout à fait capital et pour lequel une grande latitude devra éetre laissée au premier suzerain, afin qu'il puisse prendre ) Für den unwahrscheinlichen Fall des Wider- spruches der belgischen Kammer wollte der König diesen Ausweg nebmen.