55 Lettow und sagen, daß er ein Weißer mit dem Herzen eines Schwarzen sei. Es besteht kein Zweifel, daß er einen wunderbaren Einfluß auf seine eingeborenen Truppen ausübt. Man muß seine Tapferkeit und Ausdauer bewundern, ob- gleich er ein Hunne ist. Meine Achtung vor ihm ist gestiegen, als ich von mehreren Leuten, die verwundet in die Hände der Deutschen gefallen sind und zurückgeschickt wurden, hörte, daß er immer liebenswürdig und in verschiedenen Fällen sogar freundlich gegen sie gewesen sei. Ich hoffe, daß er am Leben bleiben wird, um für sein Werk belohnt zu werden, das selbst in diesen Tagen außerordentlicher Ereignisse hoch bewertet werden und in der Geschichte fortleben muß. Banken in Ostafrika. Die National Bank of Sonth-Africa eröff- nete Zweiganstalten in Mozambique, Ouelimane, Inhambane in Portugiesisch = Ostafrika und in Muansa am Viktoria= See. (De Mauasbode.) 75 Kamerun. Die Ausnutgung von Bodenschätzen durch die Basas ' anit—siamekun. Von Dr. phil. Erich Lange. Die Bajas bilden den südlichsten Sudanneger- stamm, der seine Wohnsitze im Osten der Kamerun= Kolonie hat. Die Hochebenen, die die Wasserscheide zwischen den Zuflüssen des Kongo und denen des Tschad-Sees bilden, liegen im Herzen des Baja- Landes. Seine Grenzen erstrecken sich im Norden bis zum Mberre, im Süden bis zum Kadöi, im Westen reichen sie bis über den Sanaga hinaus und umfassen im Osten noch den Oberlauf des Uham und Lobaje. Mithin ist die räumliche Ausdehnung der Bajas recht bedeutend. Sie zerfallen in viele kleinere Unterstämme, bei denen die Art der Kultur durchaus nicht immer auf gleicher Stufe steht. Besonders die an den Rän- dern des Baja-Landes wohnhaften Unterstämme haben manche Sitten und Gebräuche von ihren Nachbarn angenommen. Jedoch ist zweifellos die noch wenig beeinflußte Hauptmasse des Stammes, die im Innern des Landes und ab- geschlossen von dem Verkehr mit Bestandteilen fremder Völkerschaften in den unwirtlichen Hoch- ländern versteckt haust, als auf noch recht niedriger Kulturstuse stehend anzusehen. Nichts bringt die Steppe von dem hervor, was tropisches Klima anderen Völkerschaften in den Schoß wirft: Es fehlen die herrlichen Urwälder des Südens, eine edlere Frucht gehört zu den größten Seltenheiten, nirgends ist ein fruchtbarer Ackerboden zu sehen, nur in wenigen Oasen findet sich ein etwas größerer Wildreichtum. Gras und Steine, Steine und Gras, das ist es, was immer wieder und wieder in fast grausamer Eintönigkeit dem Auge des im Baja-Lande Wandernden begegnet. In wie wunderbarer und von den Tiefen des mensch- lichen Geistes zeugender Weise sich ein armseliger Negerstamm einem noch armseligeren Lande an- gepaßt und es in erstaunenerregender Weise aus- genutzt hat, das sollen kurz die nächsten Zeilen schildern. Der Baja ist ein leidenschaftlicher Jäger. Somit ist die Waffe, mit der er Wild erlegen und seinen, seiner Weiber und Kinder Heißhunger nach Fleisch stillen kann, sein bei weitem wich- tigstes Werkzeug. Mag er nun mit Pfeil, Speer oder Wurfmesser sein Wild erlegen, stets ist es das Eisen, dem er sein leckerstes Mahl verdankt. Dem Eisen gilt darum auch nach der Jagd die Hauptsorge des Mannes. Es gibt wohl kaum ein Dorf oder eine größere Baja-Ansiedlung, in der sich nicht zum mindesten eine Schmiede be- fände. Die äußerst fein verzierten Pfeilspitzen zeugen davon, wie mancher Schmied es bis zu einer gewissen Künstlerschaft in seinem Handwerk gebracht hat. Die Künstler haben ja nun aller- dings auch reichlich Zeit und Muße, sich ihrem Handwerk zu widmen, da es, soweit ich feststellen konnte, außer der Jagd die einzige ernste Be- schäftigung ist, die der Mann ausführt. Und da sich der Mann mit einem Schurzfell, das Weib mit einigen grünen Blättern als Bekleidung be- gnügt, so ist selbst der Schneider hier überflüssig, und man sieht ihn nur in den schon kultivierteren Randgebieten des Baja-Landes. Mithin spielt also das Eisen für eine Baja-Horde die Haupt- rolle. Es liefert dem Schmied den Stoff für sein Handwerk, der wieder dem Jäger die Waffe daraus formt. Ohne das Eisen gäbe es für den Baja-Mann nichts zu tun und für ihn und seinen Anhang kein Fleisch zu essen. Es wäre ohne das Eisen der Baja, so wie er heute lebt, geradezu undenkbar. Die Herkunft des Eisens, das in den Schmieden verarbeitet wird, ist recht verschiedenartig. Zum Teil wird es im Handel erworben und dürfte damn wohl meistens europäischen Ursprungs, durch schwarze Händler von den Faktoreien weit ins Innere verbracht und dort durch Tauschverkehr von Hand zu Hand auch in entlegenere Gegenden gelangt sein. Ein anderer Teil des Eisens wird aber unmittelbar aus Eisenerzen gewonnen, die im Baja-Lande in reichstem Maße vorhanden sind. Leider scheint die Eisenherstellung bei den Bajas im Aussterben zu sein, wie wohl die unverhältnis- mäßig zahlreichen zu Ruinen zerfallenen Schmelz-