E Seine Gewinnung geschieht auf zweierlei Weise. Finden sich in den Quarzriffen Lagen mit hoch- prozentigem Eisengehalt, so begnügt man sich damit, erzreiche, lose, über der Lagerstätte im Verwitterungsschutt herumliegende Blöcke aufzu- lesen und in der Hand zum Ofen zu fördern. In erzärmeren Gegenden wird das Magneteisen da- gegen aus rezenten Seifen, wie sie sich nach jedem stärkeren Regenguß an geeigneten Stellen der zahl- reichen Wasserläufe zusammengeschwemmt finden, gewonnen. Dieses feinkörnige, von der Natur aufbereitete Roherz ist sehr rein und läßt sich mühelos aufsammeln. Daher wird auch diese Arbeit von den Weibern und Kindern verrichtet. Weil meist nur kleine Mengen gesammelt werden, so kann das Erz recht weit gefördert werden, ehe es zur Verhüttung gelangt. Leider habe ich selbst nie einem Verhüttungs- prozeß beiwohnen können. Es war mir nicht möglich, das große Mißtrauen, das die einge- borene Bevölkerung mir gegenüber hegte, in diesem Fall zu überwinden. Dazu kam eben dann noch, daß, wie ich schon vorher einmal hervorhob, in- folge von Überschwemmung des Landes mit euro- päischen Produkten die Arbeit des Verhüttens nicht mehr lohnend genug war. So sah ich zwischen Carnot und Gaza keinen einzigen Ofen mehr im Betrieb. Und doch muß man nach den zahl- reichen, alten Schlackenhalden schließen, daß die Zeit der Blüte der Eisengewinnung noch gar nicht allzulange verflossen ist. Wieweit hieran das Vor- dringen des Europäers, wieweit ein allmählicher Rückgang der Bevölkerung infolge der Schlaf- krankheit schuld sein mögen, wage ich nicht zu entscheiden. In anderen Gebieten, so zum Bei- spiel zwischen Buar und Buala, waren von der mißtrauischen Bevölkerung Erze, Holzkohle und In- strumente schon seit Tagen, ehe meine Karawane in ihre Gegend kam, irgendwo in der Steppe ver- steckt worden, und die erkalteten Ofen standen verlassen da. Die Ofen sind aus rotem Lateritlehm erbaut. Sie sind bis zu 2 m hoch und haben die Gestalt einer Urne. Oben sind sie offen, unten befindet sich die Offnung, aus der Schlacken und Eisen ausfließen. Bisweilen lagen noch einige, gleich- falls aus Lateritlehm hergestellte Formen herum, in denen das Eisen zu länglichen, 20 bis 30 cm großen Stücken gegossen wurde. Wieviel Holz= kohle zur Verhüttung gebraucht wird, wie dieselbe dem Roherz beigegeben wird, in welcher Weise vermittels Blasebälgen für die nötige Zugluft gesorgt und wie sie dem Ofen zugeblasen wird, darüber habe ich nichts feststellen können oder doch wenigstens nichts im Gedächtnis behalten. Das aus den Schmelzöfen gewonnene Eisen wird dann in den Schmieden verarbeitet. Unter 57 20 einem auf Pfählen stehenden Strohdach befindet sich auf dem festgestampften Erdboden die Esse, die auch wieder aus rotem Lateritlehm gebaut ist. Zwei Jungen bedienen die beiden aus Fell be- stehenden Blasebälge, die auf großen, pfeifen- kopfähnlichen Tongebilden liegen und von denen vermittels ebenfalls aus Lateritlehm geformter Röhren die Luft der Esse zugeführt wird. Bei guter Bedienung ist der Luftzug stark und erhitzt das mit Holzkohle untermischte Eisen bis zur Weißglut. Hat das Eisen eine geeignete Tem- peratur, so wird es vermittels selbstgefertigter eiserner Zangen aus der Glut geholt, auf einen Stein, der als Amboß dient, gelegt und mit einem runden, länglichen Eisen, das bequem in der Hand liegt und einen Hammer recht gut vertritt, bearbeitet. Trotzdem ist es fast unglaublich, wie die Schmiede auf eine derartig einfache Weise die mit vielen Verzierungen und Widerhaken, die zur Befestigung der Giftstoffe dienen, geschmückten Pfeilspitzen herstellen können. Von sonstigen Waffen werden von den einheimischen Schmieden noch vor allem Dolche und im Norden auch Wurfmesser hergestellt. Wahrscheinlich werden auch Speer- spitzen geschmiedet, obwohl sie wohl meistens ein- geführt werden. Ferner werden noch außer den zum Schmiedehandwerk nötigen Instrumenten kleine eiserne Hacken und Kratzen, wie sie die Weiber zur Bestellung der Farmen benutzen, her- gestellt. Auch Schmucksachen versteht der Baja- Schmied zu schmieden; die vielen eisernen Arm-, Fuß= und Halsringe legen Zeugnis davon ab. Erwähnenswert ist noch die Herstellung von eisernen Glocken, die bei festlichen Gelegenheiten mit einem Stock in gleichmäßigem Takt als Begleitung zur Trommel geschlagen werden. Sind es auch nur verhältnismäßig wenig Sachen, die der Baja aus Eisen herstellt, so sind es doch gerade die Gegen- stände, die für seinen Lebensunterhalt unbedingt nötig sind. Erst wenn man dies richtig erkaunt hat, wird man die grundlegende Bedeutung, die das Eisen im Leben des einfachen Bajas ein- nimmt, recht würdigen können. Die Ausbeutung anderer Erzlagerstätten als der beschriebenen Eisenvorkommen habe ich im Baja-Land nicht feststellen können. Um so mehr nahm mich dies wunder, als in den einschlägigen französischen und deutschen Schriften (leider ist es mir nicht möglich, mir augenblicklich dieselben im Ausland zugängig zu machen, so daß ich mir spätere Angaben darüber für eine kommende günstigere Zeit vorbehalten muß) von reichen Kupfererzvorkommen, die z. B. bei Gaza und Kunde sowie anderen Orten des Baja- Landes vorhanden sein sollten, häufig geschrieben worden ist. Der für jene Berichterstatter zwin- gende Grund, um Kupfererzlagerstätten à# ver-