G 58 20 muten, war der, daß die Bajas angeblich Kupfer- erze verhütteten. Auffällig mußte es wohl von vornherein sein, daß trotzdem keine Belegstücke dieser Erze, von denen die meisten der Reisenden wohl nicht einmal das Aussehen, geschweige denn die Art ihrer Lagerstätten kannten, nach Europa kamen. ch habe nirgends ein Stück anstehenden Kupfererzes erblicken können, und gerade in den angeführten Gegenden macht der eintönige Ge- birgsbau des Granit-Gneishochlandes das Auf- treten von abbauwürdigen Erzlagerstätten wenig wahrscheinlich. Immerhin hatten jene Beobachter recht, soweit sie berichteten, daß die Bajas Kupfer in ihren Schmieden verarbeiten. Aber das Metall ist nicht von den Eingeborenen aus Erzen ge- wonnen worden, sondern sie haben einfach Kupfer- draht, der europäischen Ursprungs ist und ein recht beliebtes Tauschmittel darstellt, umgeschmolzen. Nun wird weiter in den älteren Schriften hervor- gehoben, daß gerade in den größeren Baja-An- siedlungen die Leute mit schwerem Kupferschmuck behangen seien. Aber auch bei den Bajas gibt es Moden, und die Moden wechseln! Das Kupfer hat dem Messing weichen müssen! Nur noch in einigen versteckt und völlig abgeschlossen liegenden Gebirgsdörfern sah ich den so gerühmten Kupferschmuck ein vergessenes Dasein fristen. Und doch verleitet auch heute noch der Schmuck des Baja manchen Reisenden, seine prophetischen Gaben zu versuchen. Mit welcher Vorsicht diese wissenschaftliche Grundlagen entbehrenden Ankündi- gungen und die aus ihnen häufig entstehenden Gerüchte aufzunehmen sind, glaube ich genügend klargelegt zu haben. In, den Hauptorten des Baja-Landes, wie Kunde, Babua, Carnot und Gaza, werden auf den Märkten Stücke von grobkristallinem, glänzendem Bleiglanz feilgeboten. Die Bajas kennen aber weder Lagerstätten dieses Erzes, noch gar seine Gewinnung. Das Erz wird in kleinen Stücken von Haussah-Händlern ins Land gebracht und soll nach ihren Erzählungen aus Nigeria stammen. Dies ist um so wahrscheinlicher, als die Verwendung des Bleiglanzes den Bajas ur- sprünglich nicht bekannt war. Die Sitte, sich mit fein zerstoßenem Erz die Augenlider schwarz zu färben, stammt ebenfalls aus dem Norden und wird von den handeltreibenden Mohammedanern allmählich mit ihrem steigenden Einfluß weiter nach Süden verpflanzt. Gleichfalls als Färbemittel wird Graphit verwendet. Er dient zum Schwarzfärben der irdenen Töpfe, die in allen möglichen Größen und Formen eine Hauptzierde der Baja-Haus- haltung bilden. Scheinbar ist es den Bajas be- kannt, daß die Töpfe durch das Behandeln mit Graphit auch haltbarer werden. Graphit kommt im Baja-Lande ziemlich häufig vor. Es ist das einzige Mineral, das tatsächlich in einem primi- tiven Abbau gewonnen wird, während bei der Ausbeutung aller anderen Lagerstätten nur ein oberflächliches Absuchen der Oberfläche stattfindet. Der Graphit tritt meist als beigemengter Bestand- teil in Gneisen auf. An Stellen, wo das Mineral reichlicher vorhanden ist, wird die Verwitterungs- schicht über der Lagerstätte in unregelmäßigen Löchern von Ratten= bis zu Fuchsbaugröße durch- wühlt. Aus dem geförderten, losen Haufwerk werden die blättrigen Graphitschuppen heraus- geklaubt, während minderwertiges Erz mit dem Tauben auf der Halde liegen bleibt. Der ganze Abbau wird einfach mit den Händen oder mit zugespitzten Stöcken ausgeführt und scheinbar nur von Weibern und Kindern betrieben. Außer dieser Abbauweise wird Graphit auch genau so, wie es vorher schon beim Magnetit erläutert wurde, aus rezenten Seifen in zusammengeschwemmten Sanden der Flüsse aufgesammelt. Eine interessante Feststellung dürfte es weiter sein, daß der Graphit regelrecht aufbereitet wird. Auch die Aufbereitung liegt ganz in den Händen der Weiber. Das Mineral wird geschlemmt, zer- kleinert und zu walzenförmigen Stangen geformt. Ich weiß nicht mehr, welches Bindemittel dem Graphit zugefügt wird, doch glaube ich, daß es ein organischer Stoff war. Die so fertig aufbe- reiteten Graphitstangen stellen einen guten Tausch- gegenstand dar. Soweit ich gehört habe, werden sie sogar von Haussah-Händlern aus dem Baja- Lande ausgeführt; es ist mir jedoch nicht möglich gewesen, diese Nachricht nachzuprüfen. Und auch wenn jene Nachricht irrig sein sollte, so wird der Graphit doch im Lande selbst als Tauschgegen- stand geachtet. Und wenn wir das beim Eisen und Graphit Gesagte noch einmal kurz übersehen, so kommen wir zu dem merkwürdigen und Achtung einflößenden Ergebnis, daß bereits die Anfänge und Keime zu den großen, europäischen Industrien, die dem Boden seine Schätze abgewinnen, dem einfachen Baja bekannt sind. Durch Prospektion und Bergbau, Aufbereitung und Verhüttung gewinnt der armselige Neger auf primitivste Art, aber im Grunde in genau der gleichen Weise wie der Europäer auf geschickteste Art dem heimatlichen Boden dessen Reichtümer ab und stellt aus ihnen seine nötigsten Gebrauchs= und Tauschgegen- stände her. Einen großen Einfluß, der fast dem des Eisens gleichkommt, hat auf die Lebenshaltung des Bajas der Bauxit. Der rote, zähe, lehmartige Laterit, der im Sudan unter der Bezeichnung „pottapotta“ weithin bekannt und berüchtigt ist, entsteht wie der Krusteneisenstein infolge der tropischen Ver-