W 59 2. witterung. Er ist über den Graniten und Gneisen des Baja-Landes überall zu finden. Meist ist jedoch das Mineral sehr stark verunreinigt und zu Bauzwecken unbrauchbar. Ausgebeutet werden fast stets Lagerstätten, auf denen sich der Bauxit in sekundärer Lagerung befindet und bereits durch die Natur zu einem verhältnismäßig reinen Bauxit aufbereitet ist. Da auch diese Art von Lager- stätten äußerst häufig ist, so wird an einer gün- stigen Stelle, meist in der Nähe und aus den steilen Uferwänden eines Bachlaufes der zum Bau nötige Lateritlehm von der Oberfläche ge- nommen. Sobald der gewählte Platz ans irgend- einer noch so geringfügigen Ursache nicht mehr gefällt, so sfängt man an irgendeiner anderen Stelle an, sich mit dem nötigen Stoff zu versehen. Bei der Häufigkeit der Lagerstätten ist der Baja an keinen bestimmten Ort gebunden. Der rote Bauxit wird vor allem zu Bau- zwecken verwendet. Seitdem sich die große Mehr- zahl der Bajas daran gewöhnt hat, Hütten zu bauen, spielt eben der rote Lateritlehm eine große Rolle in ihrem Leben. Ich weiß nicht, warum der Baja nur noch so selten in den zahlreichen Höhlen seines Landes haust. Er brauchte kein Haus zu bauen, da es ihm ja die Natur bereits geschaffen hatte. In den Höhlen ist es kühl, Fliegen, und vor allem die beinigenden Schweiß- bienen, die in der Trockenzeit einem schwitzenden Menschen keine Ruhe lassen, wagen sich nicht hinein. Aber der Baja hat mit wenigen Aus- nahmen die Höhlenwohnungen ausfgegeben und muß sich nun selbst sein Lehmhaus errichten. Das Fundament des Hauses besteht aus einem runden, etwa 1 m hohen Wall einer 20 bis 30 em dicken Schicht von Pottapotla. Auf ihn wird dann das kegelförmige Grasdach aufgesetzt. Um die Wider- standskraft gegen die schädlichen Einflüsse der Witterung zu erhöhen, wird der feuchte, rote Lehm mit dem Pulver zerstampfter Termitenbauten untermischt. Dann wird er zu Kugeln geformt und von den Weibern auf ihren Köpfen zur Bau- stelle getragen. Dort gibt man ihm die gewünschte Form, und der feuchte Baustoff trocknet in kurzer Zeit und nimmt eine Härte an, die der alter Termitenbaue gleichkommt. Außer zur Hausmaner wird der rote Laterit- lehm auch im Innern des Hauses verwendet. Bisweilen wird der Innenraum in zwei Räume geteilt. In diesem Fall ist die Mauer, die das Haus teilt, gleichfalls aus rotem Lehm erbaut. Ferner ist die einfache Lagerstätte des Hauses, das sogenannte „Bett“, aus rotem Lehm her- gestellt. Auch den sehr selten im Baja-Land zu fin- denden weißen Bauxit hat sich die eingeborene Bevölkerung dienstbar gemacht. In zweierlei Weise findet er Verwendung: als Färbmittel und als Nahrungsmittel. Als Farbe dient das Mineral vor allem zum Bestreichen des Körpers bei Toten- tänzen oder anderen Festen. Je nach der Art der Feierlichkeit wird entweder der ganze Körper weiß angemalt oder nur Teile desselben. Häufig wird nur das Gesicht mit einer Reihe von Strichen und Zeichen bestrichen. Die Lagerstätten sind meist sehr klein. Es sind Absätze von Bächen, die ein eigenartig milchig aussehendes Wasser führen. Es war mir nicht möglich, festzustellen, weshalb sich mitunter dieser weiße Laterit bildet. Jedenfalls scheint sich der Vorgang unabhängig von dem Muttergestein zu vollziehen. Und der Annahme Passarges (Kamerun. In Hans Meyer: Das deutsche Kolonialreich, Bd. 1, S. 569, Leipzig 1909), daß es vor allem Humussäuren sind, die bei der Bildung des weißen Minerals mitwirken, kann ich nach meinen Beobachtungen voll und ganz zustimmen. Da der Baja den weißen Banxit als Farb- mittel nur in ganz geringen Mengen braucht, so findet ein eigentlicher Abban nirgends statt. Die ganz jugendlichen Absätze werden an ausgetrock- neten Stellen gesammelt, und so, wie sie gewonnen werden, sind sie bereits gebrauchsfähig. Übrigens möchte ich noch bemerken, daß auch der sogenannte „Kalk“, der zum Bestreichen der Außenwände europäischer Häuser gebraucht wird, wenn er aus dem Lande selbst gewonnen worden ist, weißer Bauxit ist. Der als Speise genossene Bauxit ist nicht so feinkörnig wie das Farbmittel. Er zerfällt nicht wie dieses ohne weiteres an der Luft zu einem staubähnlichen Pulver, sondern zeigt eine mehr lehmartige, zähe Beschaffenheit. Gewonnen wird er aus ganz jugendlichen, aber doch schon meist fossilen Aluvionen, wenige Zentimeter mächtigen Lagerstätten. Ein eigentlicher Abbau findet nirgends statt. An Stellen, wo eben brauchbarer Bauxit ausbeißt, wird das Brauchbare aufgelesen und verzehrt. Recht häufig stellt der weiße Bauxit auch einen Handelsgegenstand dar und wird auf den Märkten von Händlern feilgeboten. Aus welchem Grunde der Baja ihn bisweilen ißt, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Vielleicht genießt er ihn des Wohlgeschmackes wegen; in den meisten Fällen scheint er ihn jedoch als Heilmittel zu gebrauchen. Sicherlich dürfte das Mineral eine ähnlich stopfende Wirkung bei Durchfall aus- üben wie der einst zu gleichem Zwecke in der Medizin mit Erfolg verwendete „Weiße Bolus“, der ja auch in chemischer Hinsicht dem weißen Bauxit nahe verwandt ist. Wie ich schon früher hervorhob, spielen im Leben der Bajas die irdenen Töpfe eine große Rolle. Der Stoff, aus dem sie von den Weibern