S dunkel gebracht. Sein Programm kann man mit wenigen Worten charakterisieren. Ebenso wie Lloyd George Deutschland als Kontinentalmacht vernichten will, ebenso wie Sir Edvard Carson Deutschland als Industriemacht vernichten will, genau so will General Smuts Deutschland als Kolonialmacht vernichten. (Sehr richtig!) Aber der General begnügt sich nicht mit der einfachen Aufstellung — wie es seine Kollegen tun — einer Vernichtungsformel; er versucht seine Vernichtungs- absichten moralisch zu begründen. Er gibt eine wohl aufgebaute Argumentation, warum das Bri- tische Reich Deutschland als koloniales Imperium nicht dulden kann und darf. Mit dieser Begründung möchte ich mich heute vor Ihnen auseinandersetzen. Das Neue ist da- bei, daß bei dieser Argumentation der General nicht wie früher humanitäre Ziele und Zwecke in den Vordergrund stellt, daß er nicht mehr von dem Wohl der Eingeborenen spricht, sondern daß er lediglich einen kraß imperialistischen Standpunkt an die Spitze seiner Ausführungen stellt: Die Vernichtung Deutschlands als Kolonialmacht ist notwendig „um der Sicherung des Britischen Welt- reichs wegen!“ Unter seinen Gründen hebt sich zunächst der eine vor, den ich Ihnen nach den Ausführungen der „Times“ im Auszug wiedergeben möchte: Von der Pracht des Landes — er spricht von Ostafrika, worauf es anscheinend den Engländern am meisten ankommt — könne man sich keinen Begriff machen. Wirt- schaftlich rechne Ostafrika zu den allerwertvollsten Kolonien des tropischen Afrika. Kein Teil Afrikas habe geeigneteren Boden für eine Pro- duktion in größerem Maßstabe, von Kokos- nüssen, Kaffee, Zucker, Sisal, Gummi, Baum- wolle oder halbtropischen Produkten wie Mais und Hirse. Wenn die Tropenkrankheit einst überwunden sein würde, würde auch das Land zu den produktivsten Teilen der Tropen ge- hören. Man habe erst kürzlich voll erkannt, daß ohne einen überreichtum von Roh- materialien, die nur die Tropen schaffen könnten, die modernen hochentwickelten Industrien un- möglich wären. 68 20 (Hört, hört!) Diese geographisch-topographische Schilderung von der Herrlichkeit unserer Kolonie Ostafrika bildet für General Smuts den Auftakt zu der Forderung, daß eine so wertvolle Kolonie notwendigerweise England gehören müsse und Deutschland nicht wiedergegeben werden dürfe. Das heißt also: Smuts will Deutschland das eine große Reservoir, das es für seine „moderne, hochentwickelte Industrie“ bisher gebraucht hat, nicht wiedergeben. Meine Herren, das ist mit anderen Worten genau derselbe Standpunkt, den Sir Edvard Carson einnimmt: wenn Deutschlands Industrie zunichte geht, — es tut uns leid, aber was schadet es? Und dann, meine Herren, aus der Herrlichkeit des Landes ein ethisches Recht zu folgern, daß dieses wertvolle Land nur unter großbritannischer Herrschaft stehen dürfe, das ist doch wohl ein Ausfluß jener britischen Anschaunng, die der Dichter Rudyard Kipling mit den Worten kennzeichnet: China ist ein Land von unendlichen Möglichkeiten; also: warum annektieren wir denn nicht China? (Heiterkeit.) 6 Als zweiten Grund dafür, daß die Rückgabe unserer Kolonien mit der Sicherheit des englischen Imperiums unvereinbar sei, führt General Smuts an, daß unsere Kolonien, in erster Linie das schon erwähnte Ostafrika, zur weiteren Kon- solidierung und Abrundung des englischen Welt- reiches nötig sind, als ein Bindeglied zwischen Südafrika, Agypten und Indien. General Smuts sagt über diesen ihm außerordentlich wichtigen Punkt folgendes — ich darf auch diesen Punit Ihnen hier aus der „Times“ in kurzem Auszug vortragen —: „Das Britische Reich ist bei weitem die größte afrikanische Macht, und keine andere Macht hat auf diesem Kontinent Interessen, die mit den seinen überhaupt vergleichbar sind“. Mit dieser Behauptung hat der General Smuts, der aus dem Süden Afrikas kommt, doch nicht genügend nach dem Norden und Westen seines heimatlichen Kontinents geblickt; denn wir wissen, daß auch das französische Kolonialreich einen ganz, erheblichen Einfluß auf und ein ganz erhebliches Interesse an Afrika hat. Ich glaube sogar, daß, rein numerisch ausgedrückt, die Zahl der Hektare