G V1 afrikaner bis jetzt ausgehalten haben, und in einer fremden Kolonie auch jetzt noch tapfer aushalten, dann haben sie das nicht vermocht, weil sie, wie General Smuts sagt, jahrelang vorbereitet sind für einen Krieg gegen die Europäer, sondern nur dadurch, daß es uns von der Heimat her ge- lungen ist, ihnen zweimal Waffen und Munition zu schicken. (Bravol) Ohne diese Hilfe, für die ich der Kaiserlichen Marine stets dankbar sein werde (Bravol), hätten sich diese wackeren Kämpfer längst ohne Waffen und Munition behelfen müssen. Es ist gar nicht daran gedacht worden, in Ost- afrika eine Truppe auszubilden, die gegen modern ausgerüstete europäische Feinde kämpfen sollte! General Smuts spricht in derselben Rede, die er vor der Geographischen Gesellschaft gehalten hat, ferner die Befürchtung aus, daß wir unsere Kolonien als Flottenstützpunkte verwerten würden. Auch demgegenüber muß ich darauf hinweisen, daß vor dem Kriege keine einzige unserer afri- kanischen Stationen an der Küste überhaupt mit Artillerie versehen war, weil wir niemals daran gedacht haben, Afrika zum Kriegsschauplatz für Weiße zu machen, während England und Frank- reich eine Reihe ihrer Häfen zu vollständigen Marinestationen ausgerüstet haben. Aus unserem Verhalten vor dem Kriege geht unser Standpunkt zur Militarisierung ganz klar hervor. Deutschlands Bestrebungen gingen nie auf eine Militarisierung der Eingeborenen Afrikas aus, sondern wir versuchten im Gegenteil durch internationale Verschärfung der Bestimmungen der Antisklavereiakte über die Beschränkung der Waffen- einfuhr und des Waffentragens in Afrika, die kriegerischen Gelüste der Eingeborenen einzu- dämmen. Auf Deutschlands Anregung kam im Jahre 1908 die Brüsseler Internationale Kon- ferenz zur Beschränkung der Waffen= und Mu- nitionseinfuhr in Afrika zustande. Deutschlands Initiative entsprangen die weitgehendsten Anträge auf dieser Konferenz, deren Arbeiten nicht durch unsere Tätigkeit, sondern durch das Eingreifen in der Hauptsache von Frankreich scheiterten. Die Kaiserliche Regierung ist von diesem Standpunkt auch heute noch nicht abgewichen, trotz des üblen Beispiels der Feinde, das wir lediglich als ein abschreckendes bezeichnen dürfen. Das Programm unserer Regierung ist klar: keine Militari- sierung in Afrika! Aber gleiches Recht und gleiche Pflichten! Unser Ziel ist nicht so aufzu- fassen, daß die anderen militarisieren dürfen und wir nicht! (Sehr richtig!) Alle sollen dasselbe tun! Deutschland will sich selbstverständlich nicht wehrlos machen dadurch, daß die anderen mili- tarisieren! (Sehr richtig!) Das habe ich wiederholt in meiner Leipziger Rede und auch in Berlin ausgesprochen, und ich glaube, mit Zustimmung aller meiner Hörer. Wie sollen wir aber die Absichten unserer Feinde, insonderheit der Eng- länder, deuten? Auf der einen Seite haben wir die Smutssche Forderung: „Afrika darf auf keinen Fall militarisiert werden“; auf der anderen Seite die Außerung Churchills: „Wir haben aus unseren Eingeborenen noch lange nicht genug Vorteile für den Krieg in Europa gezogen.“ Churchills Standpunkt ist das absolute Bekenntnis zu der französischen Auffassung. Wäre es dem General Smuts wirklich ehrlich mit seiner ab- weichenden Antwort, er müßte den Standpunkt Churchills und den Standpunkt der Franzosen bekämpfen und müßte sich offen zu unserem Standpunkt bekennen. Statt dessen tut er so, als ob er von unseren mehrfachen, deutlichen pro- grammatischen Erklärungen keine Ahnung hat. Er malt die deutsche Gefahr in Afrika an die Wand und macht sich einen Indizienbeweis zu- recht, der ihm vor seinen Hörern den Anschein gibt, als ob es wirklich wahr sei, was er von unseren afrikanischen Absichten behauptet. Was hat er an wirklichem Material in seiner Rede vorgebracht? Er hat gesagt erstens, es werde im Reichs-Kolonialamt eine Landkarte des erwünschten zusammenhängenden Kolonialbesitzes in Mittelafrika gedruckt! Meine Herren, das ist das eine Argument. Das zweite ist, der deutsche Generalstab wende, wie das Buch des Generals v. Freytag-Loringhoven bewiese, der Rekrutierung farbiger Soldaten in einem zukünftigen Kriege die ernsteste Aufmerksamkeit zu! Ja, meine Herren, eine solche Argumentation ist lächerlich. Er fol- gert daraus, daß Deutschland sein afrikanisches Reich in erster Linie als ein Reservoir fremder Heere ausnutzen wolle.