W 228 2 Die unter derpersönlichen Führung des Generals Smuts stehenden Truppen beliefen sich mithin immer noch auf 2 Divisionen. Außerdem standen aber noch die Nyassaland= und Rhodesia-Truppen des Brigadegenerals Northey und die seinerzeit zu gemeinsamem Vorgehen mit den Kongobelgiern gegen Tabora von Muansa aus entsandten Streit- kräfte des Brigadegenerals Crew zu seiner Ver- fügung. Erstere können auf mindestens eine Brigade veranschlagt werden, letztere wurden aufgelöst und, bis auf ein Bataillon, das als Bahnschutz an der Zentralbahn östlich Tabora verblieb, der 2. Di- vision zugeteilt. So bestand also damals die gesamte britische Streitmacht aus etwa 2½ Di- visionen. Ihre Stärke zahlenmäßig anzugeben, ist nicht möglich, da dafür keine Anhaltspunkte vorhanden sind. Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch die aus mehreren Einheiten bestehenden Seestreitkräfte, mit deren Hilfe im Laufe des September 1916 die südlichen Küstenplätze Kilwa, Kiswere, Lindi, Sudibucht und Mikindani besetzt worden waren. Kongobelgische Truppen sind in dieser Kriegs- periode aktiv nicht beteiligt gewesen. Sie waren anscheinend den von Tabora in südöstlicher Rich- tung zurückgegangenen deutschen Streitkräften des Generals Wahle nur wenig über diesen Ort hinaus gefolgt. Später mußten die Belgier das von ihnen besetzte Tabora und scheinbar auch das ganze Gebiet westlich davon bis zum Mlagarassi vor ihren selbstlosen britischen Verbündeten wieder räumen. Sie begannen dann einen Teil ihrer Truppen, vor allem das zahlreiche europäische Personal, über den Kongo nach Frankreich zu überführen, mußten aber dieses Vorhaben wieder aufgeben und die bereits bis Dakar in Französisch- Westafrika gelangten Transporte, wahrscheinlich auf englisches Geheiß hin, wieder zurückholen, als durch den im Mai 1917 erfolgten kühnen Vor- stoß des Hauptmanns Wintgens gegen Tabora dieser Platz und die Zentralbahn ernstlich gefährdet schienen. Hiervon wird später noch die Rede sein. Trotz seiner ganz erheblichen zahlenmäßigen Überlegenheit gegenüber den deutschen Truppen, denen es nicht vergönnt war, ihre nicht mehr felddienstfähigen Offiziere und Mannschaften nach Hause schicken und sie in beliebiger Anzahl durch frische Kräfte ersetzen zu können, und von denen ganz andere körperliche Leistungen unter viel schwierigeren Verhältnissen gefordert und ertragen wurden, war es General Smuts doch nicht mög- lich, im November und Dezember 1916 in größerem Umfange angriffsweise vorzugehen. Er sah sich vielmehr zu umfangreichen Neueinteilungen, Um- gruppierungen und Neuausrüstungen seiner Trup- pen, sowie zur Verschiebung seiner Angriffspläne genötigt. Abgesehen von kleinen örtlich be- grenzten Unternehmungen kam es bis Ende des Jahres 1916 zu keinen größeren Kampfhandlungen. Durch den hervorragend geleiteten heldenhaft zähen Widerstand der verhältnismäßig kleinen ostafrikanischen Schutztruppe war das schon wieder- holt mit hochtönenden Worten als in allernächster Aussicht stehende Ziel der vollständigen Eroberung Deusch-Ostafrikas und der Vernichtung der deutschen Truppen dortselbst wieder mal in weitere Ferne gerückt worden. Über die Gründe der Verzögerung der Wieder- aufnahme der Angriffsbewegungen läßt sich General Smuts wie folgt aus: „Während der Monate November und Dezember war eine allgemeine Vorwärtsbe- wegung nicht möglich. Die Operationen blieben auf solche beschränkt, die von den einzelnen Truppenteilen zu dem Zweck unternommen wurden, um sich mit den Verhältnissen, wie sie sich in ihren diesbezüglichen Gebieten in diesen zwei Monaten entwickelten, vertraut zu machen und ihre Stellungen für die im gegebenen Zeit- punkt in Aussicht genommene zusammenfassende Unternehmung gegen den Feind vorzubereiten. Die Operationen im November und Dezember sollen später mitgeteilt werden, aber ich glaube, daß es gut sein wird, einige Umstände, die zu der Verzögerung unseres allgemeinen Vorrückens beigetragen haben, zu erwähnen. Als es nötig geworden war, Halt zu machen, hatten Krankheiten bereits eine gewisse Ver- heerung unter den Truppen angerichtet. Eine große Anzahl war ohne ärztliche Behandlung, längere Ruhe, Wechsel von Klima und Ernäh- rungsweise gänzlich unfähig, noch irgendeine Anstrengung zu ertragen. Die dadurch hervor- gerufene Zerrüttung war ungeheuer und der Ausfall in der Zahl der Gewehre genügte allein, um alle ferneren Bewegungen bis zum Ein- treffen von Verstärkungen zu verhindern. Die mechanischen Transportmittel befanden sich infolge des unausgesetzten Gebrauches über schauderhafte Wege oder durch wegeloses Ge- lände in einer äußerst schadhaften Verfassung, und umfangreiche Ausbesserungen, für die keine Zeit gewesen war, wurden erforderlich. Das zugehörige Personal litt unter denselben Krankheitserscheinungen wie die Fronttruppen, und in dem Maße, wie die Leute ausfielen, mußten von denjenigen höhere Anstrengungen ertragen werden, die sich aufrecht erhalten konnten, bis der Ausfall an Mannschaften auch eine Menge von Fuhrwerken außer Betrieb setzte. Tierkrankheiten hatten Pferde, Maultiere und Ochsen zu Tausenden dahingerafft und es war notwendig, diese auf dem einen oder anderen