W 243 20 Mit dem Ausscheiden der beiden Divisionen war die bisherige Einteilung in Divisionen Unvorteilhaft. In Erwägung des voraussichtlichen Ver- laufes der kommenden Operationen beschloß ich, Aufang Februar die Stäbe umzubilden und die gesamte Streitmacht in für die kommenden Ereignisse geeignete Kolonnen einzuteilen, so daß im Mai, wenn, wie zu erhoffen war, der Boden aufgetrockuet sein würde, eine konzentri- sche Vorwärtsbewegung von Lindi, Kilwa, dem mittleren Rufiji, Jringa, Ssongea und wenn möglich vom Süden her erfolgen könne. Es war klar geworden, daß in diesem Lande der Transport mittels Tieren nicht auf- recht erhalten werden konnte. Träger und leichte Kraftwagen waren erforderlich. Zur Zeit waren beide ungenügend an Zahl und Personal und erforderten volle Neubildung. Da die Sache drängte, wurde sie sofort in die Hand genommen. Die Anwerbung, der Transport, die Ein- und Verteilung der eingeborenen Träger waren ein Gegenstand größter Schwierigkeit. Es war offenkundig, daß das weiße Personal, das mit diesen Trägern umgehen sollte, die Eingeborenen kennen und ihre Sprache sprechen mußte. Ich wandte mich daher an die Gouvernements von Britisch-Ostafrika und Uganda um Entsendung eines höheren Beamten, der ihnen die Lage und diesbezügliche An- forderungen klar machen sollte. Ich bekam sehr bald Hilfe. Im März wurde das Zwangsdienstgesetz in Kraft gesetzt. Für die Organisation und die Überwachung der Anwerbung und des Transportes der Einge- borenen wurde ein älterer und sehr erfahrener Beamter (in der Folge Colonel) John Ainsworth zu meiner Verfügung gestellt. Die volle Anzahl der angeforderten Träger sollte hauptsächlich aus den Gegenden am Viktoriasee genommen werden, da diese die für die klimatischen Ver- hältnisse Deutsch-Ostafrikas widerstandsfähigste Bevölkerung enthielten. Steigende Erfolge waren bald bemerkbar, und obgleich die Be- förderung der Träger über See infolge des geringen zur Verfügung stehenden Schiffs- raumes beschränkt wurde, machte sich nach nicht allzu langer Dauer eine Verbesserung in der Unterhaltung der Truppen als eine Folge des ständig wachsenden Nachschubs an eingeborenen Trägern bemerkbar. Außer Trägern mußten leichte Lastkraftwagen für die Zeit bereitgestellt werden, wenn die Wege nach der Regenzeit wieder aufgetrocknet waren. Diesbezügliche Aufträge wurden sobald wie möglich nach England, Südafrika und Indien gegeben. Da wir bislang genügende Erfahrungen darüber gesammelt hatten, wie schnell die Wagenführer in diesem Lande er- krankten, so wurde ein großer Nachschub an solchen Leuten vorgesehen. Ausbildungsanstalten für Wagenführer wurden in Süd= und Ostafrika und in Uganda errichtet, während weitere An- forderungen an Personal in England und Indien gestellt wurden. Ich habe vorher festgestellt, daß mit dem Beginn der Regenzeit der allgemeine Kranken- bestand beschlennigt zunahm — hauptsächlich Malaria und in geringerem Maße Dysenterie. Die Unterbrechung des Fuhrwerksverkehrs trug ferner zu den Schwierigkeiten bei. Die große Zahl von Trägern, die als Ersatz anderer Beförderungsarten herangezogen worden war, trug sehr zur Vermehrung der Krankenzahl bei und die Notwendigkeit, Kranke durch Menschen statt mit Fuhrwerken befördern zu müssen, be- wirkte eine viel geringere Möglichkeit des Ab- transports. Der Austausch der europäischen gegen in der Hauptsache farbige Mannschaften machte auch einen Wechsel des Sanitätspersonals nötig. Um diesen veränderten Verhältnissen Rechnung zu tragen, wurde eine große Anzahl Sanitätsoffiziere und sonstiges Personal ange- fordert. Es wurde die Aufstellung eines afrika- nischen Sanitätskorps in Uganda in die Wege geleitet, um Krankenträger und ausgebildete Pfleger für die Kings African Rifles vorrätig zu haben. Eine vermehrte, auf Trägerlasten eingerichtete Ausrüstung, sowie Tragbahren wurden bereitgestellt. Wir konnten auch den Belgiern mit Sanitätsvorräten und Ausrüstungen aushelfen. Da erkannt worden war, daß es nötig sein würde, soviel Eingeborenentruppen als nur möglich in der derzeitigen Periode des Feld- zuges zu verwenden, so war bereits vor einem Jahre eine bedenutende Vermehrung der Kings African Rifles genehmigt worden. Die Aufstellung und Ausbildung der neuen Bataillone wurde so schnell wie möglich gefördert, und ich nahm die erste Gelegenheit wahr, diese in Tabora und Nairobi zu besichtigen. Ich war befriedigt, daß die gemachten Fortschritte allen Erwartungen entsprachen. Es ist nicht ohne weiteres gesagt, daß der afrikanische Eingeborene eine lange Zeit zur Ausbildung braucht. Doch sind selbst die aus kriegerischen Stämmen wenig zu gebrauchen, bevor sie nicht ein volles Jahr von Offizieren, die mit den örtlichen Verhält- nissen vertraut sind, ausgebildet sind, und auch dann müssen sie mit Vorsicht verwendet werden. Diejenigen aus weniger geeigneten Stämmen bedürfen einer bei weitem längeren Ausbildungs-