W 248 20 Truppen nach Möglichkeit so an, um Wintgens anzugreifen, falls dieser sich nach Norden wenden würde. Wintgens selbst war so krank, daß er gezwungen war, sich den Belgiern zu ergeben, aber seine Abteilung, die ihren Marsch be- schleunigt bei Nacht fortsetzte, wich unseren Ko- lonnen aus und überschritt die Zentralbahn zwischen Tabora und Kilimatinde jedoch in solcher Eile, daß sie der Bahn keinen Schaden mehr zufügen konnte. General Edwards und die Belgier nahmen sofort die Verfolgung nach Norden auf. Hiermit ist der Bericht über die während der Regenzeit stattgehabten Operationen er- schöpft, die den Umständen nach nicht umfassend sein konnten. Sie bildeten eine Periode der Vorbereitungen für die Angriffsbewegungen, die mit Beginn der Trockenzeit einsetzen sollten. Nichtsdestoweniger waren den Truppen große Anstrengungen auferlegt worden, ebenso wie den verschiedenen Verwaltungsdienstzweigen, um die Schwierigkeiten zu überwinden, die bei Ausführung der Unternehmungen in diesem Zeitraume entstanden. Die endlosen Arbeiten, die sich aus der Aufrechterhaltung der ver- schiedenen Verbindungslinien und den Verbesse- rungen der Landungsverhältnisse in Kilwa und Lindi ergaben, stellten an die zu meiner Ver- fügung stehenden geringen Kräfte an technischen Truppen sehr hohe Anforderungen. Es stellte sich als unmöglich heraus, die für die überall eintretenden Ausfälle angemessene Verstärkungen zu erhalten, und daher litten die verschiedenen Verbände der Royal Engineers, der technischen Truppen und der Wegebauabteilung (Road Corps) sehr unter den allgemeinen ungesunden Verhältnissen der Jahreszeit. Es war mir nicht möglich, sie zurückzuziehen, um ihnen die Ruhe zu geben, die sie so sehr nötig und auch so sehr verdient hatten. Der Nachschub= und Transportdienst wurde trotz der großen Schwierigkeiten, die sich in- folge der Uberschwemmungen, der fortgespülten und meist unpassierbaren Wege ergaben, weiter- betrieben. Das Schlachtvieh für die Truppen mußte von weither gebracht werden, und das Vorkommen von Ostküstenfieber, Rinderpest und Trypanosomiasis (Tsetse-Krankheit) verursachte eine hohe Sterblichkeit unter den Mengen von Rindern, die quer durch das Land von Britisch- Ostafrika herangetrieben wurden.“) Krankheiten und Verluste unter dem weißen Personal und den Trägern nahmen naturgemäß eine große Ausdehnung an, und vermehrte Anforderungen, *) Der größte Teil dieser Rinder dürfte wohl aus Deutsch-Ostafrika stammen. die aber nicht voll erfüllt werden konnten, wurden zur Beschaffung des Ersatzes gestellt. Große Energie und Hingebung mußte von allen diesen Dienststellen entfaltet werden. Es muß besonders hervorgehoben werden, daß dem Veterinärkorps ganz außerordentliche Arbeiten auferlegt wurden. Wie schwer die Verluste an Tieren waren, hatten die vorher- gehenden Monate gezeigt. In der ganzen Berichtszeit war die Sterblichkeit unter den Pferden, Maultieren und Eseln ungeheuer hoch, hauptsächlich hervorgerufen durch Trypanoso= miasis (Tsetse-Krankheit) und nicht minder durch die Pferdesterbe. Dazu beitragende Ursachen waren Futtermangel und die heftigen Regen. Die Transportschwierigkeiten machten es un- möglich, für die an den verschiedenen Zufuhr- wegen befindlichen Tiere Körnerfutter heranzu- schaffen. Der Sanitätsdienst hatte eine außerordentlich schwierige Aufgabe mit dem Abtransport der Kranken und Verwundeten während der Regen- zeit zu lösen. Dieser mußte in der Hauptsache durch Träger erfolgen, oft durch Sümpfe und über Wege, welche meilenweit drei oder vier Fuß hoch unter Wasser standen. Das Personal litt beträchtlich unter den vorherrschenden Krank- heiten, versah aber seinen Dienst mit großer Hingabe unter schwierigen Umständen."“ Nach einigen Dankesäußerungen für die Be- hörden in Indien, Südafrika, Britisch-Ostafrika, Uganda und Zanzibar sowie für Gesellschaften und Private, ferner einer Anerkennung für die Leistungen der Handelsschiffahrt und dem Dank an die Marine für ihre Unterstützung schließt General Hoskins seinen Bericht mit einem noch- maligen Hinweis auf die Schwierigkeiten der Regenzeit, die dabei gemachten Erfahrungen und der Hervorhebung der Leistungen von Führern, Stäben und Truppen. Da für uns von deutscher Seite leider keine Berichte über die in vorstehendem von General Hoskins geschilderten Ereignisse erhältlich sind, können wir über deren Verlauf natürlich nicht urteilen. Wir können jedoch nicht umhin, fest- stellen zu müssen, daß General Hoskins Bericht nicht vollständig ist und daß er uns eine wichtige Tatsache vollkommen verschwiegen hat. Wir lesen nämlich in späteren amtlichen eng- lischen Berichten über die Wiederaufnahme der Angriffsbewegungen im Juni 1917, daß „am 20. dieses Monats Lindi nach einer unter dem Schutze von Kriegsschiffen an der Lukuledi-Mündung erfolgten Landung wieder besetzt und die deutsche Abteilung, die seit einiger Zeit den Ort be- setzt hielt, auf Mlawa zurückgedrängt worden