W 296 20 Auftrag, zu erkunden und feindliche Landungs- versuche zu stören. Nachhaltiger Widerstand wurde erst in einiger Entfernung von der Küste beab- sichtigt, wo der Feind der Mitwirkung seiner Schiffsgeschütze beraubt war und die deutschen Abteilungen den Vorteil besserer Geländekenntnis und vorbereiteter Stellungen für sich hatten. Im langsamen Zurückweichen von der Küste nach den feldmäßig ausgebauten Hauptkampfstellungen auf halbem Wege nach Buea sollte so viel Zeit ge- wonnen werden, daß zur Hauptentscheidung sämt- liche Truppen an die bedrohte Stelle herangeführt werden konnten. Die nachhaltige Verteidigung des langgestreckten Ortes Victoria-Botha wurde nur während der Zeit ins Auge gefaßt, in welcher durch die vorübergehende Zuteilung der Kom- pagnie v. Engelbrechten die Truppe die hierfür nötige Stärke besaß. waren wegen ihrer wenig übersichtlichen Lage mitten im Urwald und mit Rücksicht auf die dort befindlichen Frauen und Kinder zur örtlichen Ver- teidigung nicht geeignet. In der zweiten Hälfte des August 1914 hoben feindliche reguläre Truppen und von Sol- daten geführte Banden Eingeborener den Posten in Archibong auf. In tapferer Gegenwehr gegen die erdrückende Übermacht fiel hier der Seesoldat d. Res. Hirsch. Den Postenführer in Rio del Rey, Leutnant d. Res. Lyhme, traf kurz darauf bei einem Patrouillengang aus nahem Versteck ein feindliches Geschoß. Da Verstärkungen nicht ver- fügbar waren, wurde der Posten Rio del Rey nach Lobe zurückgenommen, dessen Besatzung nach Ein- treffen von Verstärkung aus Johann-Albrechtshöhe etwa 20 Gewehre stark wurde und sich bis zur Einnahme des Kamerunberges halten und den nach Johann-Albrechtshöhe führenden Weg decken konnte. Am 4. September erschienen der englische Panzerkrenzer „Cumberland“ (9600 t) und das englische Kanonenboot „Dwarf“ vor Victoria und landeten Abteilungen. Planmäßig zog sich die Besatzung von Victoria in Boniadikombo zusammen. Zugleich sandte der Kommandeur der Schutztruppe die Kompagnie v. Engelbrechten am Abend des 4. als Verstärkung mit Barkassen von Duala nach Tiko. Den für 5. September morgens geplanten Angriff der vereinigten Truppen warteten die englischen Landungsabteilungen nicht ab, sondern zogen sich bei der bloßen Kunde vom Herannahen der deutschen Abteilungen ohne den Versuch einer Gegenwehr an Bord ihrer Schiffe zurück. Eine kurze Beschießung von Victoria durch die Schiffs- geschütze folgte, wohl um den Eindruck, den der überhastete Rückzug der englischen Landungs- abteilung auf die Eingeborenen hinterlassen hatte, wieder auszugleichen. Das Lagerhaus der West- Buea und Soppo selbst afrikanischen Pflanzungsgesellschaft in Victoria- Botha ging bierbei in Flammen auf. Während des 5. und 6. September machten die Engländer keinen ernsthaften Versuch, an Land zu kommen. Sie wandten sich am 7. September der Kamerunmündung zu, gingen in der Manoka bucht vor Anker und sammelten dort allmählich ein Geschwader von etwa 30 Fahrzeugen aller Art, unter dessen Druck Duala am 27. September 1914 von der Schutztruppe geräumt und die Stadt übergeben werden mußte. Duala wurde nun Operationsbasis einer aus Engländern und Franzosen gemischten feindlichen Abteilung unter der Führung des Generals Dobell, die sich nach der Einnahme von Jabassi im Oktober 1914 keil- förmig zwischen die Truppen am Kamerunberg und der Nordbahn und die an der Mittelland- bahn bei Edea stehende Dualabesatzung schob. Zuverlässige Quellen gaben die Stärke dieser Ab- teilung auf etwa 5000 Soldaten und 7000 Träger an. Ihre Hauptanstrengung ging darauf hinaus, durch das Vorgehen an beiden Bahnen sich um Duala Luft zu verschaffen. Trotz energischen Widerstandes auf deutscher Seite erreichten sie in- folge ihrer numerischen Überlegenheit und der Mög- lichkeit, ihre Truppen nach Bedarf auf der inneren Linie zu verschieben, dieses Ziel innerhalb von zwei Monaten. In diesen Operationsrahmen fallen auch die Kämpfe um den Kamerunberg. Der erste feindliche Vorstoß erfolgte am 1. Oktober. Während eine kompagniestarke Ab- teilung die auf der Pflanzung Misellele ihrer friedlichen Arbeit nachgehenden Deutschen auf- hob und nach Duala wegführte, erzwang eine gleichstarke Abteilung in einem längeren Feuer- gefecht, in dem Leutnant d. Res. Keilhak den Heldentod fand, die Landung in Tiko, wagte aber nicht, der auf Likomba zurückgehenden acht Ge- wehre starken deutschen Abteilung unter Leutnant d. Res. Bärensprung zu folgen. Als diese, durch andere Abteilungen verstärkt, gegen Abend auf Tiko wieder vorging, hatte der Feind das Ufer bereits geräumt. Am Morgen des 3. Oktober landete die eng- lische Jacht „Ivy“ unter Hissung einer weißen Flagge eine Truppenabteilung in Victoria, das infolge Unterstützung der Tiko-Abteilung vorüber- gehend von seiner Besatzung entblößt war, und zwang die Zivilbevölkerung Victorias und Bothas zum Unterschreiben einer Neutralitätsverpflichtung. Im Weigerungsfalle hatten die Engländer die sofortige Abführung in Kriegsgefangenschaft an- gedroht. Der gleiche Vorgang 8. Oktober in Bibundi. Das zaghafte Auftreten der Landungsabtei- lungen trotz ihrer jedesmaligen numerischen starken wiederholte sich am