E stehende Abteilung des Leutnants v. Behr. Sie mußte verhindern, daß der Feind sich zwischen die Victoria= und Mpundu-Abteilung schob und diese beiden Abteilungen trennte. Nach wirksamer Beschießung der feindlichen Landung bei Tiko am 13. morgens zog sich die in Patrouillen kämpfende Abteilung allmählich über Likomba auf die vor- bereitete, von Natur sehr starke Stellung bei Di- bonda zurück. Dort empfing sie am 14. vor- mittags den mit Artillerievorbereitung geführten Hauptstoß des zehnfach überlegenen Gegners, dem sie nach mehrstündigem Kampf erlag. Der Feind, der an der Straße Tiko—Buea nur mehr eine schwache Reserveabteilung vor sich hatte, nützte jedoch seinen Erfolg nicht aus, sondern blieb auf dem Kampffeld liegen und ermäöglichte dadurch den Abtransport der Victoria-Abteilung nach Mo- liko. Die in Mpundu unter Befehl des Feld- webels der Landwehr Peter Fischer stehende Abteilung wurde ebenfalls am 13. vormittags von einer starken lbermacht angegriffen. Sie zog sich unter Ausnutzung mehrerer vorbereiteter Stellungen in vom Obermatrosen der Reserve Plohn sehr geschickt geführten Nachhutkämpfen bis 13. abends auf Powo zurück und mußte am 14. bis westlich Ekona Raum geben. Schon am 13. abends war aus den von allen drei Seiten einlaufenden Gefechtsmeldungen zu erkennen, daß der Kamerunberg sich nicht mehr halten ließ. Die für den 14. gegebenen Anordnungen sahen nach Sicherstellung des Abtransports der Victoria= Abteilung die Sammlung aller drei Abteilungen bei Bonakanda vor, von wo in der Nacht vom 14. zum 15. der Durchbruch in Richtung Johann- Albrechtshöhe versucht werden sollte. Dieser Durchbruch gelang nicht, da von der feindlichen Mpundn-Kolonne starke Abteilungen den Berg herauf bis Bukoba vorgeschoben waren, die sämtliche Wege nach Johann-Albrechtshöhe gesperrt hielten. Die Hauptabteilung, elwa 70 Gewehre, unter Führung von Leutnant der Re- serve Gröpke erstieg deshalb am 15. November die Höhe des Kamerunberges und entzog sich auf diese Weise der feindlichen Umklammerung. Aller- dings nicht ohne Verluste. Eine feindliche Ver- folgungskolonne stieß am 17. auf die Nachhut der Abteilung Gröpke. In den sich dabei ent- wickelnden Gefechten, die auf etwa 2500 m Höhe geführt wurden, fielen Leutnant der Reserve Scheer, Oberarzt der Reserve Borchert und Zahlmeister Wiese. Der Rest der Truppe er- reichte unter großen Entbehrungen Johann- Albrechtshöhe und damit den Anschluß an die Schutztruppe. Alle übrigen Versuche, durch die vom Feinde gegogene Postenkette durchzubrechen, mißlangen. Soppo und Buea wurden von den Engländern 7 298 20 und Franzosen am 15. November nachmittags besetzt. Alles geheime oder dem Feind wertvolle Material war vorher vernichtet, Truppenaus- rüstung, Geld und Vieh schon früher nach dem Innern abtransportiert worden. Die am Kame- runberg verbliebenen Europäer, auch die Zivil- bevölkerung, Frauen und Kinder wurden kriegs- gefangen und nach England überführt. Über ihr Schicksal ist an anderer Stelle bereits berichtet worden. · 55 III. Togo. Neue Ereignisse sind nicht zu berichten. *— IV. Deutsch-Südwestafrika. Da jetzt beglaubigte Berichte deutscher Augen- zeugen vorliegen über den barbarischen Menchel- mord in Südangola, der unter Mißbrauch der Gastfreundschaft auf Veranlassung des portugie- sischen Leutnants Sereno im Oktober 1914 am Bezirksamtmann Dr. Schultze-Jena und seinen Begleitern verübt wurde, und über die sich daraus ergebende deutsche Strafexpedition gegen portu- giesische Grenzforts kann nunmehr Stellung ge- nommen werden gegenüber den entstellenden Meldungen des Gegners, die seinerzeit im „Deutschen Kolonialblatt" Nr. 6 1915 wieder- gegeben worden sind. Die Berichte unserer Feldzugsteilnehmer aus Südwestafrika enthüllen das feige Verbrechen in seiner ganzen Scheußlichkeit. Wie die damals „neutralen“ Portugiesen dentsche Gäste, die sich zur freundnachbarlichen Annäherung an die Grenze begeben hatten, auf ein portugiesisches Fort lockten und dort hinterrücks erschossen. Wie sie die Leichen plünderten und die verwundeten ein- geborenen Diener lebend den Krokodilen zum Fraße vorwarfen. Nicht ein Wort der Entschul- digung fand die Regierung der Kolonie Angola, und so mußte der Gouverneur des deutschen Schutzgebietes annehmen, daß Portugal als Vasall Englands in den Krieg eingetreten wäre. Der Friedensbruch mußte gefühnt werden trotz der allseitigen Bedrohung des übermächtigen englischen Gegners. Und so zog eine kleine deutsche Truppe aus, erstürmte das portugiesische Fort Naulila, jagte die zahlenmäßig vielfach überlegenen „Kämpfer für Kultur“ weit in das Innere ihres Landes zurück und machte den Schauplatz der Untat dem Erdboden gleich. Unsere Nachrichten beweisen auch, daß sich die portugiesische Kolonie schon im September 1914 rüstete, auf einen Wink Englands uns in den Rücken zu fallen, und daß