G 302 20 giesen zu verhandeln. Die kommen in friedlicher Absicht. um Weisungen. Sekretariat Lubango.“ Wenn trotzdem der Leutnant Sereno die deutschen Herren einlud, zum portugiesischen Fort Naulila zu reiten, mit der hinterlistigen Absicht, sie tot oder lebend in seine Gewalt zu bekommen, so ist ohne weiteres ersichtlich, auf welcher Seite der Friedensbruch zu suchen ist. Der einzige überlebende Eingeborene, der langjährig bewährte Diener des Bezirksamtmanns Dr. Schultze-Jena, schildert die verräterische Tat folgendermaßen: Deutschen Ich bitte „Sobald die Herren im Fort angelangt waren, wurden sie von Sereno sofort ins Haus gebeten. Uns Eingeborene ließ man draußen bei den Pferden, die auf Dr. Schultzes ausdrücklichen Befehl unterm Sattel bleiben sollten. Was drinnen besprochen wurde, wissen wir nicht; es waren laute Stimmen zu hören. Oberleutnant Lösch kam nach einiger Zeit wieder heraus, um sich nach den Pferden umzusehen. Zu seinem Erstaunen waren sie abgesattelt. Die portugiesischen Sol- daten waren gleich nach dem Eintreffen der Herren herangekommen, hatten die Tiere abgesattelt und uns höhnisch bedeutet, es käme doch keiner wieder aus dem Fort hinaus! Oberlentnant Lösch befahl, sofort zu satteln, und eilte ins Haus zurück, wo sich die Unterhaltung noch erregter gestaltete. Plötzlich stürmten die Deutschen aus dem Haus, um auf die Pferde zu springen, bei denen auch die Gewehre zurückgeblieben waren. Sereno folgte. Bei den Pferden stand die portugiesische Besatzung angetreten mit Gewehr bei Fuß. Im Augenblick des Aufssitzens gab Sereno ein lautes Kommando und sprang unmmittelbar darauf ins Haus zurück. Die Portugiesen feuerten sofort auf die Deutschen, die bei der ersten Salve sämtlich getroffen wurden.“ Als die Nachricht von diesen Vorfällen im Schutzgebiet bekannt wurde, ging ein Sturm der Entrüstung durch das Land. Jeder wußte, daß nun ein neuer Feind an den Grenzen stand, daß diese ruchlose Tat nicht ungerächt bleiben durfte. Die Verbindung mit der Heimat war abgeschnitten. Jedes Kind wußte, daß Portugal von England abhängig war. Die Annahme, daß Portugal sich im Kriege gegen Dentschland befand, hatte also einen hohen Grad der Wahrscheinlichkeit. Major Franke wurde vom Kommandeur beauftragt, mit einer geringen Truppenmacht, die aus der Südfront herausgezogen wurde, eine Strafexpedition gegen das Fort Naulila, den Ort des Verbrecheus, zu führen. Die Vorbereitungen zum Zuge durch das Amboland nahmen einige Zeit in Anspruch. Nebenher wurde von den Etappentruppen im Norden eine kleine Abteilung an den Okawango geworfen, um die dortigen portugiesischen Posten zu erledigen. In dem Bericht des Obersten Rocadas heißt es darüber: „Bald darauf, am 31. Oktober, griffen die Deutschen den Posten Cuangar an und machten die Garnison nieder. Die Akte von Feindselig- keit geschahen durch die deutschen Kolonialtruppen ganz kurze Zeit nach dem Ausbruch des Krieges in Europa und scheinen daher das Vorspiel eines vorher verabredeten Planes gewesen zu sein.“ Sollte Rocadas wirklich den Zusammenhang nicht geahnt haben? Glaubte er, daß der freche Mord ohne Sühne bleiben würde? Von deutscher Seite hätte man gern mit der Nachbarkolonie Frieden gehalten, zumal man hoffen konnte, da- durch nicht ganz von der übrigen Welt abge- schnitten zu sein. Aber Angolas Neutralität war von Anfang an zweifelhaft. Das beweist unter anderem eben- falls der Bericht des Obersten Rocadas, in dem die Mängel des Expeditionskorps geschildert werden, das im September bereits eingetroffen war und eine Stärke von 5000 bis 6000 Mann besaß. Es heißt in dem Bericht: „Der Mangel an Flugzeugen für den Nach- richtendienst auf größere Entfernung ließ uns nicht die geringste Verbindung mit den Eng- ländern aufrechterhalten, die in Deutsch-Südwest operierten.“ An anderer Stelle wird scharf kritisiert, daß Portugal noch neutral in Europa war, während es in Angola bereits Krieg führte. „Tatsache ist, daß, als am 11. September die Expedition Lissabon verließ, die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland noch nicht abgebrochen waren.“ Aus alldem geht hervor, daß Portugal beab- sichtigte, von Angola aus der deutschen Nachbar- kolonie zu gelegener Zeit in den Rücken zu fallen und mit dem englischen Freunde die Bente zu teilen. Der vorzeitige Friedensbruch, der ohne Entschuldigung seitens der Angola-Regierung blieb, löste aber deutsche Gegenmaßregeln aus, die die portugiesischen Pläne über den Haufen warfen. Nachfolgend geben wir den Bericht eines Teil- nehmers der deutschen Strafexpedition wieder: „Am 25. Oktober wurde die Strafexpedition gegen Angola befohlen, am 26. Oktober begann das Verladen der Truppen in Kalkfontein-Süd. Führer der Expedition war Major Franke. Von den Truppenteilen waren für die Expedition bestimmt: die 2. Kompagnie unter Hauptmann