W 325 20 regierung in den „Nordgebieten“ der Goldküste) nur als kleiner Weiler bestand, so muß man beim Anblick der bedeutenden, sauberen Stadt, den sanitären Einrichtungen und der großen, soliden Stationsgebäude der Energie der englischen Re- gierung alle Anerkennung zollen. Am unbe- friedigsten ist für den Arzt, die Apotheke und die Kranken gesorgt, doch soll auch hierin bald Wandel geschaffen werden. Einstweilen ist für die Apotheke und das Sprechzimmer (für die Kranken) nur eine niedrige, mit Gras bedeckte Lehmhütte vor- handen. Zwei Kilometer östlich von den Dienstwohnungen der Angestellten hat der Resident ein imposantes Gebäude aufführen lassen. Es sieht fast aus wie ein behäbiges Landhaus in England und ist ein Zeugnis davon, daß England mit der Bewilligung von Geldmitteln nicht kargt. Wir kamen nach dem Dorf Jo (im englischen Gebiete). Ein Aussätiger ohne Finger und Zehen streckte mir unbefangen die verstümmelte Hand zum Gruß hin. Wie sehnen wir und das Volk die Zeit herbei, in welcher diese Armen in Asylen untergebracht und nicht nur verpflegt, sondern auch isoliert werden! (Oben war berichtet, daß in der deutschen Kolonie die dentschen Behörden Aussätzigenasyle errichtet haben.) Auf der Straße nach Gambaga (im englischen Gebiete) wurden Elefantenspuren in der Nähe von Bächen sehr häufig, und es war der Weg so schlimm zugerichtet, daß wir absteigen und unsere Räder über die großen Löcher führen mußten. Brücken gab es auf der Strecke nicht, und man mußte sehen, wie man über die drei Bäche, die den Weg krenzten, hihüberkam. Je mehr wir uns (der deutschen Station) Sansanne Mangu näherten, desto öder wurde die Gegend. Es ist daher ein sehr zu begrüßendes Unternehmen der (deutschen) Regierung, daß sie dem Baummangel durch Anpflanzung von Nutz- hölzern abzuhelfen sucht. Die Pflanzungen standen zu unserer Verwunderung trotz der großen Hitze und Trockenheit zum Teil ausgezeichnet. Es sind ungefähr 270 Hektar Land mit Teak, Odum, Papao, Mahagoni, Olpalmen, Kapok und anderen wert- vollen Nutzbäumen bepflanzt. Welche Zierde für Mangu wird diese Pflanzung in etwa 10 bis 20 Jahren sein! Wie wichtig für die Zukunft des Landes die Hebung der Viehzucht ist, haben wir schon er- wähnt. Es werden von ausgesuchten Tieren Zuchtochsen gezogen und im ganzen (deutschen Mangu-) Bezirke herum verteilt. Daneben herrscht stramme Zucht und Ordnung, und ein Befehl wird nicht wiederholt. Bei allem strengen Regiment ist der Verkehr der deutschen Beamten mit dem Volk doch sehr freundlich, und der günstige Einfluß eines solchen Regiments ist denn auch nicht zu verkennen, be- sonders nicht, wenn man vorher das unangenehme Verhalten vieler Eingeborenen unter anderm (englischen) Regiment schmerzlich empfunden hat (der Verfasser hatte, wie erwähnt, eine vierteljahr- hundertjährige Erfahrung auf der benachbarten englischen Goldküste hinter sich). Es ist eine unschätzbare Wohltat für die Völker im Norden Togos und der Goldküste, daß dort der Schnapshandel von der Regierung ver- boten ist. Man muß die schrecklichen Wirkungen des Schnapstrinkens auf ein Volk beobachtet haben wie ich als Arzt 25 Jahre auf der (englischen) Goldküste Gelegenheit hatte, um diese Wohltat zu ermessen. Trotz der mit jedem Jahr wachsenden Wohlhabenheit der Stämme an der (englischen) Goldküste wächst die Zahl der Tuberkulosen, der Epileptiker, der Geisteskranken, und die Gefängnisse füllen sich immer mehr. Wir vertrauen der wahr- haft für das Wohl ihrer Völker besorgten deutschen Kolonialregierung und ihrer Energie, daß sie mit den anderen Kolonialregierungen zu der Erkenntnis komme, daß Schnapseinfuhr (auch in der Küsten- gegend) verhindert werden muß. Leider war auch das Gerücht vom Ausbruch der Genickstarre in Kabure (in der deutschen Kolonie) Wahrheit. Mit Schrecken dachten wir daran, welch furcht- bare Verheerungen diese entsetzliche Krankheit in dem englischen Gebiete nördlich von Kintampo vor einigen Jahren angerichtet hatte. Man sprach damals von 75000 Menschen, die der Seuche zum Opfser gefallen seien, und in (englischen) Tamale erzählte uns ein (englischer) Offizier, daß in jenen Gegenden noch jetzt ganze Haufen von enschengebeinen auf den Hügeln herumliegen und fast die ganze Einwohnerschaft von der Krankheit hingerafft worden sei. Südlich von (der deutschen Station) Sokode liegen großartige, 270 Hektar umfassende (von der deutschen Regierung angelegte) Pflanzungen. Am Tage nach unserer Ankunft wurden wir in ihnen herumgeführt. Da bekamen wir aufs neue den Eindruck von der großzügigen Arbeit, die auf den (deutschen Regierungs-) Stationen in dieser Hinsicht getan wird. Die großen Landstücke, die mit Teak, Mahagoni, Olpalmen, Kapok und andern Nutzhölzern und Fruchtbäumen bepflanzt sind (Verfasser führt einige an; in Wirklichkeit handelt es sich um einige hundert von ver- schiedenen Bäumen und Pflanzen), machten einen vortrefflichen Eindruck. Zugleich werden die Ein- wohner auf alle mögliche Weise ermuntert, eben- falls solche Bäume zu pflanzen. Diese weitsichtige Arbeit der (deutschen) Regierung kann nicht anders als hocherfreuliche Früchte für die Kolonie tragen,