G 326 20 und was für ein herrlicher Schmuck werden diese Pflanzungen für Sokode sein, wenn sie in wenigen Jahren die prächtigsten Wälder bilden werden! Überall den Straßen entlang standen mit Früchten reich beladen (von der deutschen Regierung ein- geführte) Mangobäume. Das sind einige Auszüge aus dem in Friedens- zeit verfaßten Reisewerke eines Schweizers. Hören wir nun zum Schlusse das, was der englische Minister Balfour zur Kriegszeit sagt: Es scheint mir auch, daß Deutschland seine Kolonien wieder zurückhaben will. Ich habe nicht die Absicht, über diese Frage mit Deutschland in eine Diskussion einzutreten, aber ich wünsche mit dem größten Nachdruck zu erklären, daß auch in dieser Beziehung kein Mißverständnis walten darf. Die Deutschen haben von dieser Frage eine Auf- fassung, die sich mit der unfsrigen keineswegs deckt. Es ist kaum zu denken, daß wir durch irgendwelche gründlichen Auseinandersetzungen so große Schwierigkeiten aus der Welt schaffen und daß man daran denken könnte, Deutschlands Gewalt über diese unglücklichen Bevölkerungen wieder- herzustellen, die von ihm so sehr mißbraucht wurde. Vermischtes. zu Bormanns neunzgigstem Geburtstage. In bewundernswerter Frische des Geistes und Körpers feierte am 15. Dezember d. Is. der Ge- heime Ober-Regierungsrat z. D. Friedrich Bor- mann, früher langjähriger technischer Direktor der ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft, seit seinem 80. Geburtstage Mitglied ihres Verwaltungsrates, im Kreise seiner Familie das seltene Fest seines 90. Geburtstages. Zahlreiche Glückwünsche liefen bei dem Jubilar ein oder wurden ihm von be- freundeter Seite persönlich überbracht. Der Herr Staatssekretär des Reichs-Kolonialamtes hatte dem hochgeschätzten Fachmanne nachstehendes Handschreiben übersandt: Sehr geehrter Herr Geheimrat! Zu dem hohen und seltenen Jubelfeste, das Sie am 15. d. Mts. als an Ihrem neun- zigsten Geburtstage feiern, beehre ich mich, Ihnen zugleich im Namen des Reichs-Kolonial- amts und der deutschen Kolonialverwaltung meine herzlichsten Glückwünsche darzubringen. Gerade Sie, mein lieber Herr Geheimrat, an diesem Ehrentage zu beglückwünschen, gereicht mir um so mehr zu hoher Genugtuung, als die Kolonialverwaltung in Ihrer Person von jeher einen besonders tätigen und erfolgreichen Kämpfer für die koloniale Sache Deutschlands erblicken durfte. Sie haben zu einer Zeit, als der koloniale Gedanke in Deutschland noch wenig Wurzel geschlagen hatte, unsere kolonialen Interessen durch Wort und Tat mit jugend- licher Begeisterung und zähem Nachdruck ver- treten, und Ihr langes, reich gesegnetes Leben mit heiligem Eifer und glücklichsten Erfolgen in den Dienst der kolonialen Sache gestellt, wofür der Bau der Tanganjikabahn in Deutsch- Ostafrika stets ein beredtes Zeugnis sein wird. Dafür Ihnen den wärmsten und aufrichtigsten Dank der Kolonialverwaltung auszusprechen, ist mir Bedürfnis, wie sehr auch das koloniale Herz jedes Vaterlandsfreundes heute von schwerster Sorge erfüllt sein muß. Möge des Himmels reicher Segen auch auf Ihrem Lebensabend ruhen und mögen Ihnen noch viele frohe Tage in unveränderter Frische Ihres Geistes und Körpers beschieden sein! Mit herzlichsten Grüßen Ihr aufrichtig ergebener gez. Dr. Solf. Wir dürfen bei diesem Anlaß daran erinnern, daß Bormann im Jahre 1895, ungeachtet seiner damaligen 67 Jahre, die Mühen und Gefahren der Tropenreise auf sich nahm, um im Auftrage eines besonderen Komitees in Deutsch-Ostafrika- persönlich Erhebungen und Vorarbeiten über die Linienführung der deutschen Tanganjikabahn aus- zuführen. Bormann war u. a. in den Jahren 1884 und 1885 Mitglied der Generalsynode in Berlin und von 1882 bis 1888 Mitglied des Reichstages, wo er als Nachfolger des Herrn v. Stumm für den Kreis Ottweiler-St. Wendel- Meisenheim gewählt und in der seltenen Lage war, die Eisenbahntechniker im Parlament mit seiner Stimme zu vertreten. Bormann ist auch heute noch, trotz seines vorgerückten Alters, ein eifriges Mitglied des Vorstandes der Abteilung Charlottenburg der Deutschen Kolonialgesellschaft. Möchte ihm trotz der Schwere der Zeiten ein sonniger Lebensabend beschieden sein! Postverbindung mit den deutschen Schutzgebleten. Nach Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Deutsch-Neuguineg und Samoa werden außer den bisher dorthin zugelassenen Kriegsgefangenen- sendungen künftig auch gewöhnliche Briefe und Postkarten an die in diesen Schutzgebieten in