4 P EEEEAIIILIEIIIIE Die Drägung von Kriegsmünzen in Deutsch-Ostafrika. Von Bergingenieur Dr.-Ing. Während des Krieges hatte sich in dem vom Mutterlande völlig abgeschlossenen deutsch-ost- afrikanischen Schutzgebiete eine große Geldknapp- heit herausgebildet, hervorgerufen teils durch das Aufhören der Einfuhr von Hartgeld aus Deutsch- land, teils durch das gänzliche Daniederliegen des Binnenhandels infolge Warenmangel. Mit dem Aufhören eines nennenswerten Waren- umsatzes stockte auch der Bargeldumlauf, und es sammelten sich große Bestände an Hartgeld so- wohl in den Händen der handeltreibenden Inder, als auch bei den Eingeborenen an. Die bedeu- tenden Ausgaben des Kaiserlichen Gonvernements für Kriegszwecke, die größtenteils ebenfalls in die Hände der Eingeborenen flossen und dort als totes Kapital sich aufhäuften, verschärften die Bargeldnot immer mehr. So entschied sich das Kaiserliche Gonvernement zunächst zur Ausgabe von Interimsnoten, die leicht mit den im Lande verfügbaren Hilfsmitteln wenn auch nur in einfacher Ausführung herzustellen waren und die auch in großen Beträgen zur Ausgabe gelangten. Indessen hatte die Bezah= lung durch Interimsnoten im Verkehr mit den Eingeborenen mancherlei Mißstände gezeitigt, in- sofern als das seit Jahren an schöngeprägte schwere Silbermünzen gewöhnte Volk nur ungern mit dem Ersatz derselben durch Noten sich abfand und es nicht selten vorzog, seine eigenen Erzeug- nisse überhaupt nicht zum Verkauf zu bringen, es sei denn gegen Hartgeld: ein Mißstand, der sich namentlich im Kleinhandel bei dem schließ- lichen völligen Mangel an Scheidemünze sehr unangenehm fühlbar machte. So wurde auch die Herstellung von Hartgeld in der Kolonie zur Notwendigkeit. Mit der Inangriffnahme der vorbereitenden Arbeiten wurde im Dezember 1915 in Tabora begonnen, das damals provisorischer Sitz des Kaiserlichen Gonvernements war und von allen Plätzen längs der Zentralbahn als der am we- nigsten bedrohte erschien, also ein möglichst langes Arbeiten der Münze verbürgte. Wegen des gänzlichen Fehleus jeglicher Maschinen, Apparate und Einrichtungen für die Prägung von Münzen war mit bedeutenden technischen Schwierigkeiten zu rechnen, und man mußte sich von Anfang an F. Schumacher, Spaichingen. darauf beschränken, in der Kolonie vorhandene Arbeitsmaschinen für die Zwecke der Münz- prägung nutzbar zu machen. Die Prägung von Scheidemünzen. Zur Ausführung bestimmt wurde eine Zwan- zigheller= und eine Fünfhellermünze.') Erstere sollte die bisherigen Silbermünzen, also das 25-Hellerstück sowie das ½-Rupie= und das 1. Rupiestück ersetzen, letztere war als Ersatz der Zehn= und Fümhellermünzen aus Nickel gedacht. Nach längeren Versuchsarbeiten, die die Wahl einer geeigneten Legierung sowie die Art der Ansführung zum Gegenstand hatten, entschied man sich für die Herstellung beider Münzen aus Messing. Gestaltung der Münzen. Das Zwanzighellerstück erhielt einen Durch messer von 28 mm, eine Dicke von durchschnittlich 2 mm und ein Gewicht von etwa 11 g. Es zeigt auf der einen Seite eine aus zwei Lorbeer- zweigen gebildete Verzierung, dazwischen die Wertbezeichnung „20 Heller“, auf der anderen Seite oben die Kaiserliche Kronc, in der Mitte die Jahreszahl 1916, darunter die Buchstaben D. O. A. und das Münzzeichen I. Das Füns- hellerstück besitzt einen Durchmesser von 22 mm, eine Dicke von durchschnittlich 1,5 mm und ein Gewicht von etwa 5 g. Im übrigen entspricht seine Zeichnung derjenigen der Zwanzigheller- münze. Als Material wurde Messing gewählt, weil von dieser sehr gußfähigen und leicht zu bearbeitenden Legierung größere Mengen als von jedem anderen Metall im Schutzgebiet vorhanden waren. Zur Verarbeitung kam vorwiegend Alt- metall, in der Hauptsache leere Patronenhülsen und Granathülsen von der Schutztruppe, sowie Rohre, Beschläge, Bleche usw. aus den während des Krieges in der Kolonie abmontierten Schiffen, untergeordnet auch Neumessing, wie Bleche, Platten, Draht. Die Ausführung der Arbeiten wurde unter der Aussicht des Kaiserlichen Gou- vernements der Ostafrikanischen Eisenbahngesell- schaft, Betriebswerkstätte Tabora, übertragen. , Deulsch= Ostafrilanische Münzeinheit ist die Rupie à 100 Heller 113.7.