E 3. Stauzen und Prägen. Aus den serlig- gewalzten Metallstreifen wurden durch eine mecha- nisch angetriebene Stanzmaschine die Münz- plättchen herausgestanzt. Diese Maschine, eine kombinierte Stanze und Schere, mit der man sonst im Werkstättenbetrieb Bleche, Platten und Stabeisen zu schneiden pflegte, wurde gleichzeitig zur Prägemaschine umgebaut, so daß auf der einen Seite die Stanze arbeitete, während auf der anderen, wo bisher die Schere sich befand, die Prägeapparatur angebracht wurde. Der An- trieb für Stanze und Schere war gemeinsam, doch waren für jede besondere Ausschaltvorrich- tungen vorhanden. Nachdem die ausgestanzten Münzplättchen »um sie genügend weich zu machen — in einem Glühofen gut geglüht worden waren, kamen sie in eine schief zur Achse aufgesetzte zylindrische Reinigungstrommel, in welcher sie einige Stunden lang durch ein Gemisch von feinem Quarzsand und Sägemehl trocken abgerieben wurden, dabei ihre scharfen Kanten verloren und eine gleichmäßige matte Oberfläche erhielten. Die in besten Stahl geschnittenen Original- siempel wurden zur Herstellung der Negative mittels einer hydraulischen Presse in weichen Stahl eingedrückt, die erhaltenen Matrizen scharf ge- härtet und daun versenkt in Stahlklötze eingesetzt, die mittels starker Schrauben und Klammern an der als Schere ausgebildeten Maschinenseite be- festigt wurden, derart, daß der Unterstempel mit dem starren Unterteil der Maschine, der Ober- stempel mit dem auf= und niedergehenden Ober- teil fest verbunden war. Damit erzielte man durch einen einmaligen Druck der schweren Ma- schine wohl eine sehr kräftige Prägewirkung; in- dessen brachte das Fehlen einer starren Führung des pressenden Oberteiles den Mißstand mit sich, daß sich die Druckwirkung nicht ganz gleichmäßig über die Oberfläche der Münzplatte verteilte und daß sich der Oberstempel beim Ausüben des Druckes um ein Geringes seitlich über den Unter- stempel hinwegschob. Die Folge dieses Aus- weichens war eine starke Abnugung der Matrizen, die selten mehr als 10 000 Prägungen aushielten und dann ausgewechselt werden mußten; zum Teil aber lag dieser schnelle Verschleiß wohl auch an der Qualität des zur Verfügung stehenden Stahles. Die Münzen wurden im glatten Ring geprägt; hierzu diente eine sog. Brille, die mit Hand eingesetzt wurde. Nachdem erst das Bedienungspersonal sich genügend eingearbeitet hatte, erfolgte die Arbeit kontinnierlich, d. h. jeder Hub der Maschine lieferte eine Münze. Trotzdem das Aufgeben und Abstreichen mit Hand geschehen mußte, war die Leistung ziemlich bedeutend (bis 600 Stück in der Stunde). 6 —D Ursprünglich wurde unr mit einer einzigen Maschine geprägt. Eine Aufang März 1916 von Kigoma herangebrachte und in der Münze auf- gestellte zweite Maschine der gleichen Bauart ge- stattete aber bald eine Verdoppelung der früheren Tagesleistung, die von etwa 5000 Münzen in den beiden ersten Monaten auf 10 000 bis 20 000 Stück in der späteren Zeit stieg. Noch ist kurz der Herstellung der Fünjsheller= münzen Erwähnung zu tun. Ihre Prägung erfolgte teils auf einer der vorgenannten Ma- schinen, wobei nach Maßgabe des Bedarfs zeit- weilig an Stelle des Zwanzighellerstempels ein solcher für fünf Heller eingesetzt wurde, teils ver- wendet man eine kleine, von Hand bediente hydraulische Presse. Die hierfür gebaute Präge- apparatur enthielt fünf in einen zylindrischen Stahlkörper eingesetzte Matrizenstempel in skizzierter Anordnung, so daß die geringe Leistungsfähigkeit der Maschine fünffach ausgenutzt werden konnte. Der angewandte Druck betrug etwa 150 Atm. Im übrigen war die Herstellung der weniger wichtigen Fünfhellermünzen ziemlich beschränkt. Nachstehende Tabelle veranschaulicht die Lei- stungen in der Ausprägung von Scheidemünzen. “ 0eet Monat Zwangigheller Fünfheller süemne Stück Rup. STiück Rup. Rup. Febr. 1916 74800 14966) 8800 440] 15 400 März 118 700 29 710 06200 310%60 050 April 211500 412 002800 610 13510 Mai 302 000 60 10|8 200 171062110 Juni 362 500 72 500 16000 S8S00|J3 00 Juli - 448 000 89 600 8000 100%0 % August 72 500 141 500 191 000 9 5501 050 Zcpt. 11 700 2310025000 1250 3590 bis 5. Sept. zusammen 637 700 326 910 302 000 15 100 12015 Von der Gesamterzeungung an Zwanzigheller- stücken sind 1300000 Stück = 80 v. H. Messing-= münzen und 330 000 Stück= 20 v.H. Kupfer- münzen. Für die Fünfhellermünzen kam aus- schließlich Messing zur Verwendung. Das Metall- gewicht aller ausgegebenen Münzen beziffert sich auf rund 20 000 kg. Daß die Leistungen der Münze anfangs gering waren, darf nicht wundernehmen; war doch die Prägung von Münzen für die Kolonie eine durchaus neuartige Sache, zu deren Ansführung weder geeignete Maschinen und Apparate noch theoretisch und praktisch ausgebildetes Personal zur Verfügung standen. Vielmehr mußte der ganze Münzbetrieb unter ständigen Versuchen lediglich mit den im Lande selbst vorhandenen primitiven Hilfsmitteln geschaffen und mit un- geschulten Arbeitskräften dauernd auf der höchst-