24 Möglichen Leistungsfähigkeit erhalten werden. Alle Arbeiten, das Prägen inbegriffen, lagen in den Händen von Eingeborenen, die unter der Aufsicht zweier Europäer arbeiteten. In dem Maße, wie sich das schwarze Bedienungspersonal in den neuen Betrieb einarbeitete und sich mit den verschiedenen Hand= und Kunstgriffen der Arbeitsmethoden vertraut machte, in dem Maße steigerte sich auch die Leistung, die innerhalb eines halben Jahres auf das Sechsfache der an- fänglichen Erzeugung an Münzen stieg (90 000 Rp. im Juli gegenüber 15 400 Rp. im Februar 1916). Nachdem aber in den letzten Tagen des Juli durch den Vorstoß der Engländer von Kondoa- Jrangi aus die Zentralbahn unterbrochen und dadurch die Osthälfte der Kolonie mit dem Haupt- leil der Schutztruppe von der Westhälfte mit ihrem Mittelpunkt Tabora getrennt worden war, konnte infolge des Abschneidens aller Verbin- dungen auch die Versorgung der Haupttruppe mit Hartgeld nicht mehr aufrechterhalten werden. So erklärt sich der starke Abfall der Erzeugung an Münzen im Monat August. Inzwischen wurde auch Tabora selbst durch das rasche Vordringen des belgischen Expeditionskorps von Westen her unmittelbar bedroht, und so sah man sich ge- nötigt, den Münzbetrieb in den ersten Tagen des September 1916 gänzlich einzustellen, in einem Augenblick, da die belgischen Truppen nur noch 25 km von Tabora entfernt standen. Die Prägung von Goldmünzen. Bekanntlich liegen in dem deutschostafrika- nischen Schutzgebiete eine beträchtliche Anzahl von Goldvorkommnissen, die allerdings bezüglich ihrer Ausdehnung und ihrer Reichhaltigkeit den ge- hegten Erwartungen meist nicht entsprachen. Das einzige Unternehmen, das sich von den zahlreichen beschürften Goldfeldern bisher als dauernd bau- würdig im Rahmen eines größeren Betriebes erwiesen hat, ist die Kironda-Goldmine von Sekenke. Das daselbst im Laufe des Krieges erzeugte Gold sammelte sich infolge des Ab- schlusses der Kolonie vom Mutterlande zu größeren Beständen an, die vom Kaiserlichen Gouvernement aufgekauft wurden und so die Aus- gabe von Goldmünzen ermöglichten. Die Aus- führung der Arbeiten erfolgte in eigener Regie des Kaiserlichen Gouvernements durch den Ver- fasser. Gestaltung der Goldmünze. Als Einheit wählte man das dem deutschen Zwanzigmarkstück entsprechende Fünfzehnrupie= stück (15 Rupien — 20 0. Das Goldstück hat 22 mm Durchmesser; es zeigt auf der Vorderseite das Bild eines Elesanten, darunter die Jahres- zahl 1916 und das Münzzeichen T, auf der Rückseite den Reichsadler „Deutsch-Ostafrika" sowie die Wertbezeichnung „15 Rupien“. Es ist im glatten Ring geprägt. Das Münzbild wurde nach einem Entwurf von R. Vogt durch einen geschickten singhalesischen Goldarbeiter und Graveur in Stahl geschnitten. Da eine vollwertige Herstellung der Gold- münze aus verschiedenen Gründen nicht in Frage kam, so entschloß man sich, die Münze nur mit 75 v. H. des Nominalwertes, also mit einem Fein- goldgehalt von 11,25 Rp. = 15 auszugeben. Unter Zugrundelegung eines Einheitspreises von 2790.// für 1 kg Feingold erhielt das Goldstück demnach ein Feingewicht von 5,376 g. Für die Wahl der Legierung war die Zusammen- setzung des Rohgoldes von Sekenke maßgebend, das durchschntetich 80 bis 85 v. H. Feingold neben 15 bis 20 v.H. Silber enthält. Da eine Raffi- nierung des Nohgoldes in der Kolonie nicht möglich war, so mußte der Feingoldgehalt der Münzlegierung noch unter dem niedrigsten vor- kommenden Feingehalt der Rohbarren, also unter 80 v. H. liegen; hiernach wählte man eine Le- gierung mit 750 Tansendteilen Feingold. Es ergab sich dann das Rauhgewicht der Gold= münze zu 7,168 g. Das neue Fünfzehnrupiestück unterscheidet sich demnach in seiner Zusammen- setzung ganz wesentlich von dem Zwanzigmarkstück, wie nachstehende Vergleichsziffern zeigen: 20 Mark- stück 7.961 1 200“ und die Umschrift 15 Rupie- stück Rauhgewicht der Münze 7,168 1 Feinheit der Legierung 5/105 w#eh#ns Feingewicht der Münge 79,168 5,.376 entsprechend einem Goldwert von 20 . 15 .. Aus Zweckmäßigkeitsgründen mußte die Herstellung der Goldmünzen räumlich von derjenigen der Scheidemünzen vollständig getrennt werden. Daher wurde für die Münzwerkstätte auf dem Gelände der Eisenbahnstation Tabora ein Wellblechschuppen ausgestellt. Legierung. Guß. Aus den einzelnen Roh- goldbarren, in denen nur der Gehalt an Fein- gold genan bestimmt war, wurde durch Zugabe entsprechender Mengen von Elektrolytkupfer die Münzlegierung von 7/0/1000 Feingehalt her- gestellt. Da jedem Barren eine andere Zu- sammensetzung eigen war, so konnte auch die Legierung nur in bezug auf Gold, nicht aber bezüglich der Gehalte an Silber und Kupfer ein- beitlich gestaltet werden. Und so war es auch nicht zu vermeiden, daß die einzelnen Schmelzen — je nachdem mehr oder weniger Kupfer zu- gemischt werden mußte — geringe Farbenunter- schiede aufwiesen, die jedoch keineswegs so be- deutend waren, daß sie die Einheitlichkeit der ausgeprägten Münzmengen gestört hätten. Über