W 40 20 weil der Krieg es zum größten Teile vernichtet hat: aber sie haben nach dem Verlust ihres Landes mit einem kleinen Teil ihrer getreuen Farbigen auf der spanischen Insel Fernando Po ein Werk geschaffen, daß im Kleinen ein getreues Abbild ihrer Kulturarbeit an den Eingeborenen Kameruns darstellt. Auf das, was dort geleistet worden ist, soll hingewiesen werden; und wer sich durch schlichte Tatsachen lieber als durch gehässige Worte und Reden überzeugen läßt, der mag danach beur- teilen, ob die Deutschen nicht so fähig und wert sind wie nur irgendein anderes Kolonialvolk, über afrikanisches Land und seine Bewohner zu gebieten. Nach dem Rückzuge der Deutschen aus Ka- merun hatten ihre 6000 farbigen Soldaten mit doppelt so großem Anhang an Frauen und Kindern, sowie 3000 andern Eingeborenen des Landes auf Fernando Po eine gastfreundliche Aufnahme gefunden. Sie haben dort unter An- leitung und Aufsicht ihrer wenigen deutschen Herren und unter der fürsorglichen Unterstützung der spanischen Regierung Dörfer, Enropäernieder- lassungen, Farmen, Wege, Brücken und alle möglichen anderen Einrichtungen angelegt, die das beste und beredtste Zeugnis ablegen von der langjährigen, verständnisvollen Erziehung der deutschen Eingeborenen zur Arbeit, Ordnung und Sauberkeit; sie haben dort während ihres fast dreijährigen Aufenthalts, fern ihrer Heimat, ge- trennt auch von den meisten ihrer alten deutschen Herren, sich mit Würde in ihre Lage gefügt, sich willig den Anordnungen der spanischen Regierung unterworfen und doch die Treue und Anhäng- lichkeit an die deutsche Verwaltung sich be- wahrt. Daß die farbigen Soldaten, von verhältnis- mäßig wenigen ängstlichen, meist jüngeren Leuten abgesehen, ihren Herren beim Grenzübertritt in ihren bisherigen Verbänden geschlossen und ge- ordnet freiwillig auf spanisches Gebiet folgten, das bleibt immerhin ein bemerkenswertes Zeichen der deutschen Manneszucht; daß aber außerdem mit ihnen viele Tausende anderer Eingeborener Ka- meruns, darunter mehrere hundert derbedeutendsten Häuptlinge des Waldlandes das gleiche Schicksal teilen wollten und zumeist mit Gewalt zurück- gehalten werden mußten, das ist die ehrendste Anerkennung, die dem deutschen Wirken in Ka- merun überhaupt zuteil werden konnte. Die überwiegende Mehrzahl dieser Eingeborenen waren Jaundes. Da der Hauptangriff der verbündeten Feinde gegen Jaunde gerichtet war, als den eigentlichen Mittelpunkt und Kern der Kolonie, den Standort der obersten Kommandostelle und den Sitz der Schutzgebietsverwaltung, so hatten während des Krieges die Einwohner dieses Bezirkes ganz wesentlich die Lasten der Landesverteidigung und der Verwaltung aufzubringen und zu tragen ge- habt. Sie waren bis zum letzten Tage all den harten Anforderungen zur Gestellung von Leuten, zur Lieferung von Verpflegung, zur Zahlung von Geld, ja selbst zur Beschaffung von Sol- datenkleidung in unübertrefflicher Opferwilligkeit und Treue nachgekommen. Um so mehr glaubten sie, besonders ihre einflußreichen Häuptlinge, den Zorn der Eroberer fürchten zu müssen. Sie richteten deshalb bei der Räumung Jaundes an die deutsche Verwaltung die flehentliche Bitte, ihr auf das spanische Gebiet folgen zu dürfen. Da es ganz unmöglich war, die Hunderttausende im fremden Lande, ja auch nur auf dem Marsche dorthin zu verpflegen, so konnte nur den ein- flußreicheren Häuptlingen, die am ersten der Be- rührung mit dem Feinde ausgesetzt waren, ihre Bitte gewährt werden, und von ihnen auch nur denen, die sich verpflichten wollten, allein oder nur mit wenigen Begleitern, nicht mit allen ihren Leuten sich den Deutschen anzuschließen. So traten kurz vor der Truppe Ende Januar 1916 etwa 100 Häuptlinge Kameruns mit 1500 Köpfen Anhang auf spanisches Gebiet über und fanden zunächst am Batastrand ein vorläufiges Unterkommen unter Aussicht des Bezirksleiters von Jaunde. Wenn man berücksichtigt, daß nach spanischer amtlicher Schätzung an 60 000 farbige Kameruner die Grenze überschritten hatten, von denen 40 000 der Verpflegungsschwierigkeiten halber und aus sonstigen Rücksichten wieder zurückgesandt wurden, so ist ohne weiteres klar, daß Hunderttausende ihren Herren gefolgt wären, hätte es allein von dem Willen der Eingeborenen abgehangen. Da- bei bleibt zu bedenken, daß die mehr der Grenze zu wohnenden Neger des südlichen Kamerun, wie die Bulus, bei all ihrer Anhänglichkeit an die deutsche Verwaltung leichter in ihren Dörfern zurückblieben, weil ihnen im schlimmsten Falle der Weg nach der benachbarten Kolonie immer offen stand, ohne daß sie darum erst weite Märsche durch fremdes Stammesgebiet zu machen brauchten, wie die Jaundes und ihre Weg- genossen aus dem Norden und Osten. Ebenso verständlich war es, daß ungezählte deutsch- gesinnte Eingeborene in allen Teilen des Schutz- gebiets zurückblieben, weil sie ihre Heimat nicht verlassen mochten, die aber mit Wehmut ihre alten Herren scheiden sahen und sich nur durch die Hoffnung auf ihre Wiederkehr trösten ließen. Schließlich mögen auch manche Eingeborene den Eroberern Kameruns als ihren neuen Herren gehuldigt haben, ob sie's aber von Herzen ge-