W 42 20 gezogen und ihnen durch alle Mühen und Ent- behrungen hindurch die Treue wahrten bis in den Tod. Die Soldatenlager bei Santa Isabel auf Fernando Po. Die von Anfang auf der Insel untergebrachte Schutztruppe von Kamerun hatte in den ersten Monaten nicht weniger Entbehrungen auszustehen als ihre Stammesgenossen am Batastrand. Bei den 16000 Menschen waren naturgemäß die Ver- pflegungsschwierigkeiten noch erheblich größer. Frische Nahrung war auf der Insel so gut wie gar nicht zu beschaffen: Die spärlichen Farmen der Eingeborenen kamen bei der großen Menge der Verpflegungsbedürftigen nicht in Betracht. Die Ladung eines der kleinen spanischen Dampfer, die hin und wieder von der Ostküste der Insel Verpflegung anbrachten, reichten eben aus, um der Hälfte eine einzige kärgliche Mahlzeit zu ver- schaffen. So waren die Truppen von Anfang an auf Dauerverpflegung, Reis, Stocksisch und Palmöl angewiesen. Auch daran herrschte empfind- licher Mangel, so daß die Leute in den ersten Wochen bitteren Hunger litten. Da sie aus ihrer Heimat durchweg an frische Nahrung, an die Er- zeugnisse ihrer Farmen, wie Planten, Makabo und Kassada gewöhnt waren, so kamen zu den Entbehrungen noch allerlei Krankheiten hinzu, die Opfer genug forderten, besonders unter den Weibern und Kindern. Dazu saßen sie eng bei- einander im sumpfigen, an Ausdünstungen und Insekten reichem Gelände, das keine Unterkunft darbot, ja nicht einmal die zum Bau ihrer ein- fachen Buschhütten nötigen Stoffe, wie Rinden, Blätter und Palmrippen. Auch jene Prüfungszeit ging vorüber, und es folgte für die Truppe auf Fernando Po eine Reihe von Monaten, die bei aller Mühe und Arbeit — oder vielmehr gerade deshalb — für alle Deutschen, die sie mit erleben durften, eine freundliche Lebenserinnerung bleiben werden. Gemeinsames Schaffen hat besonders in dem ersten Jahre des Aufbauens die Deutschen noch enger mit ihren Eingeborenen verbunden; beide sind in rastloser Tätigkeit glücklich hinweggekommen über das quälende Gefühl der Verbannung und Unfreiheit; beide haben ihre vornehmste Pflicht darin gesehen, der spanischen Gastfreundschaft sich wert zu erweisen; und beide haben mit Erfolg darin gewetteifert, mit ihrem Arbeiten und Auf- treten im fremden Lande Ehre einzulegen und Zeugnis abzulegen von deutscher Art in Afrika. Die spanische Regierung hatte den Deutschen zur Unterbringung ihrer Truppen zu beiden Seiten der Stadt Santa Isabel Gelände am Strande an- gewiesen. So fand der größte Teil der Soldaten in der westlich der Stadt gelegenen Moritzfarm, der andere in der östlich liegenden Püntefarm und in kleineren Nachbarfarmen Unterkunft. Die deutsche Firma Moritz hatte ihre Kakaofarm der Truppe unentgeltlich zur Verfügung gestellt, und auch mit den Besitzern der anderen Farmen wurden günstige Abkommen wegen der Überlassung ihrer Ländereien getroffen, so daß der Truppe in der Ausnützung des Geländes der freieste Spielraum eingeräumt wurde. Die 6000 Soldaten wurden auf Fernando Po unter möglichster Anlehnung an die Ver- bände aus Kamerun zu 12 Kompagnien von je 500 Mann zusammengeschlossen, je 4 Kompagnien zu einem Lager, von denen 2 nebeneinander in der Moritzfarm Platz fanden, das dritte in der Püntefarm angesiedelt wurde. Zu jeder Kompagnie gehörte ein Anhang von 7—800 Weibern und Soldatenjungen, so daß sie insgesamt auf 12—1300 Köpfe kam. Alle Kompagnien waren während des ersten Jahres ausschließlich mit deutschen Offizieren und Unteroffizieren besetzt; dem Offizier und Führer einer jeden Kompagnie unterstanden höchstens zwei deutsche Unteroffiziere; die Aufsicht über jedes Lager führte ein älterer Hauptmann, dem ein Offizier zur Besorgung der Verpflegungs- angelegenheiten beigegeben war; die oberste deutsche Leitung über alle drei Lager führte der einzigste auf Fernando Po belassene Stabsoffizier als stellvertretender Kommandeur mit einem Hauptmann als Adjutanten; er hatte seinen Sitz in der Stadt. Bei allen Lagern waren Sanitäts- dienststellen unter deutschen Arzten und mit deutschen Hilfskräften eingesetzt; daneben stand ein ebenfalls deutsch verwaltetes Europäer= und ein Einge- borenenhospital. Deutsche Rechnungs= und Kassen- beamte und kaufmännisch geschulte Unteroffiziere standen für den Verwaltungsbetrieb, besonders auch für Ankauf und Bestellung von Verpflegung, Werkzeugen, Geräten und Saatgut dem stellver- tretenden Kommando in Santa Isabel zur Ver- fügung. Katholische und evangelische Missionare widmeten sich neben ihrer seelsorgenden Tätigkeit der Krankenbehandlung und anderen gemein- nützigen Arbeiten im Dienste der Truppe. So konnte die auf Fernando Po unter- gebrachte gesamte Truppe dank der wohlüber- legten Anordnung des spanischen Generalgou- verneurs auf den ihnen zugewiesenen Lagerplätzen sich ziemlich selbständig anbauen, einrichten und erhalten und dort ein Werk schaffen, das überall nur Züge deutschen Wesens trug. Das Gelände der Lager I und II, im wesent- lichen mit der Moritzfarm zusammenfallend, lag ungefähr eine Viertelstunde westlich von der Stadt entfernt (s. Lagerplan). Es zog sich vom Meeres- ufer in durchschnittlich 800 Meter Breite andert-