W 47 20 die Säcke mit Reis und Fisch und Kisten mit anderer Verpflegung vom Hafen zum Proviant= amt oder von da in die Lager schafften. Dort dienten geräumige Schuppen für die meist kurze Lagerung der von den Verpflegungsoffizieren an die Kompagnien verteilten Vorräte, die gewöhn- lich zweimal wöchentlich an die Leute aus- gegeben wurden. Von Zeit zu Zeit erhielten die Kompagnien vom Proviantamt auch Zugaben an frischer Verpflegung, und hin und wieder lieferte die von einem Deutschen betriebene Küstenfischerei frische Seesische. Alle europäischen und farbigen Truppenangehörigen erhielten auf Fernando Po ihre Kameruner Gebührnisse. Da die Barauszahlung aus Mangel an spanischen Münzen meist in deutschem Gelde erfolgen mußte, das von den spanischen Faktoreien in der Stadt nicht sonderlich bewertet wurde, so richtete das stellvertretende Kommando noch ein Ver- pflegungsamt für europäische Nahrungsmittel ein, in welchem auch die Farbigen Sachen kaufen konnten. Um die Soldaten möglichst im Lager zu halten und vor den bisweilen recht erheblichen Ülbervorteilungen durch die Faktoreien zu be- wahren, wurden bei allen Kompagnien Verkaufs- stellen eingerichtet, welche beim Proviantamt Waren zu Einkaufspreisen bezogen und an die Soldaten weiterverkauften. Die von den meisten Deutschen betriebene Geflügelzucht fand auch bei den Soldaten Nach- ahmung und wurde nach Kräften gefördert; für die Europäer lieferte die ihnen freigegebene Jagd auf Antilopen gelegentlich Wild. Außerdem wurden vom stellvertretenden Kommando einzelne Stück Rinder zum Schlachten angekauft und in den Lagern wurde in bescheidenem Umfange Schweinezucht betrieben. Neben dem Proviantamt am Ausgange der Stadt zum Lager I und II lag das aus Holz gebaute und mit Wellblech gedeckte deutsche Europäerkrankenhaus, das im ersten Jahre unter der Leitung eines Stabsarztes als stellvertretenden Chefarztes stand. Er war zugleich der Leiter des gesamten Gesundheitswesens für die Truppe. Der ärztliche Dienst in den Lagern wurde durch je eine Sanitätsdienststelle wahrgenommen. Sie bildeten kleine Siedelungen für sich und ent- hielten alle für die Aufnahme und Behandlung der Kranken notwendigen Baulichkeiten, Be- handlungsraum, Apotheke, Schreibstube, Kranken- baracken, Warteraum, Wohnungen für das euro- päische und farbige Personal, Küche, Vorratsraum, Leichenhalle und Aborte. Mit Ausnahme des Hauptgebäudes der Sanitätsdienststelle III, das aus einem großen Kakaoschuppen hergerichtet worden war, waren sämtliche Gebäude und An- lagen aus denselben Baustoffen und in derselben Art hergestellt wie die Soldatenlager. Dem leiten- den Arzt einer jeden Dienststelle standen einige deutsche Hilfskräfte und etwa 20 farbige Kranken- pfleger und Heilgehilfen zur Seite. Es wurden dort täglich alle Angehörigen der Truppe einschließlich ihres Anhanges, die sich krank meldeten, untersucht und behandelt. Die Schwerkranken, deren Krankheit voraussichtlich von kurzer Dauer war, fanden in den Baracken Aufnahme — in jedem Lager durchschnittlich 50 —, besonders die anfangs zahlreichen Darm= und Lungenkranken; die an Ruhr erkrankten in abge- sonderten Häusern. Alle andern Schwerkranken und alle die, an denen größere Operationen nötig waren, wurden dem Eingeborenenhospital überwiesen, das ein ausgedehntes Dorf am Eingang des Lagers II bildete. Sein Hauptgebäude war unter Leitung eines deutschen Zimmermeisters erbaut und mit Wellblech gedeckt. Es enthielt je einen Saal für innere und äußere Krankheiten und einen Ope- rationssaal mit Zementfußboden. Die Nebengebäude glichen denen der Sanitätsdienststellen. Ein Arzt, zwei europäische und ein Dutzend farbige Hilfskräfte behandelten und pflegten dort durchschnittlich täglich an hundert Kranke, fast jeden Tag wurden Operationen vorgenommen. — An Heil= und Arzneimitteln war überall kein Mangel. Durch besondere Verpflegungszulagen und Sonderzuwendungen wurde die Verabreichung besonderer Krankenkost gewährleistet, und es konnte den Pflegebedürftigen je nach der Ver- ordnung stets frisches Fleisch, Fisch, Milch, Zucker und frisches Gemüse gegeben werden. Nach Auflösung des deutschen Kommandos blieben nur noch zwei deutsche Arzte und ein ärztlich ausgebildeter Missionar bei der Truppe. Was sie an aufopfernder Tätigkeit auch weiterhin geleistet haben, das reiht sich würdig an das an, was ein jeder von den andern wenigen dort zurückgelassenen Deutschen im Dienste ihres Vater- landes getan hat. Die allgemeine Seuchenbekämpfung und Ge- sundheitspflege wurde überall in Kompagnie= revieren — wie früher in Kamerun — auf den Stationen als selbstverständliche Forderung des Lebens geübt durch Reinhaltung aller Wohnstätten, dauernde Beaufsichtigung der Trinkwasser= und Abortanlagen und Beseitigung der Mückenplage, sowie durch die Sorge für die Sauberkeit der Leute an Körper und Kleidung und regelmäßige Untersuchung der auszugebenden Verpflegung und Überwachung ihrer Zubereitung in den Küchen.