W 83 20 Ergebnis über unsere Eingeborenenpolitik in den deut- schen Kolonien bringen, als es in der offiziellen Be- gründung des Kolonialraubs durch die Entente heute noch lautet. (Hört! hört!) Bekanntlich sind schon während des Kriegs und daunn nach Abschluß des Waffenstillstands mehrere Schriftstücke teils offiziellen, teils offiziösen Charakters von der Entente ausgegeben worden, um schon bei- zeiten den bevorstehenden Naub unserer Kolonien zu rechtjertigen. Diese Schriftstücke haben unverzüglich die Beantwortung des deutschen Reichs-Kolonialamts gefunden. Wir haben in mehreren Denkschriften uns einerseits über die deutsche Eingeborenenpolitik, dann aber auch über französische und englische Eingeborenen- behandlung ausgelassen. Diese ausführlichen Denk- schristen, die überall einwandfreie Zeugnisse unpartei- ischer Kenner der Verhältnisse, und zwar vornehmlich auch hervorragender franzgösischer, amerikanischer und englischer Fachkenner von auerkanntem Rufe enthalten, sind von uns der Entente und insbesondere auch dem Herrn Präsidenten Wilson übermittelt worden. Außer- dem habe ich während der Verhandlungen über den Friedeusvertrag als Leiter des Reichskolonialministe- riums darauf hinzuwirken gesucht, daß ein besonderer Ausschuß gebildet werden möge, in dem eine ausgie- bige Aussprache stattfinden sollte über alle gegen uns erhobenen Vorwürfe und Anschuldigungen. Ich habe mich bereit erklärt, mit einem Stabe von Beamten aus dem Reichskolonialministerium und allen in Be- kracht kommenden Schutzgebieten persönlich zu erscheinen, um auf die Vorwürfe ausgiebig Rede und Antwort zu stehen. (Hört! hört! Man hat es aber abgelehnt, uns irgendwelche Gelegenheit zu geben, auf die gegen uns erhobenen Vorwürse zu antworten. (Hört! hört!) Daraus sollte die ganze Welt, insbesondere das neu- trale Ausland, die nötigen Rückschlüsse auf die innere Berechtigung und die Ernstlichkeit solcher Vorwürfe selbst herleiten. (Sehr richtigs) Wenn man vor der gangen Welt gegen ein durch tausendjährige Vergangen- heit als Kulturnation bewährtes Volkl solch ungehener- liche Vorwürfe erhebt, muß man ihm auch Gelegenheit geben, sich zu rechtfertigen. (Ernente Zustimmung.) Jemand ungehört zu verurteilen, widerspricht allen Grundsätzen der Gerechtigkeit und verstößt zugleich gegen die Grundlagen des internationalen Rechts. Ich will aus den vielen ausländischen Stimmen, die über unsere kolonisatorische Fähigkeit laut geworden sind, nur ein einziges Zeugnis herausheben, nämlich des Amerikaners Forbes, der bereits im Jahre 1911 bei einem Vergleich zwischen deutscher und französischer Kolonialpolitik zu dem Ergebnis gekommen ist: von allen Schutzherren in Afrika hat der Deutsche die reinsten Hände. (Hört! hört!) Wir können hinzu- iügen: er hat nicht nur die reinsten Hände, sondern er hat sogar wirklich reine Hände. (Sehr gutl) Was nun die Eingeborenen in Kamerun anlangt, so war ihnen schon vor dem Kriege die Arbeitsweise der französischen Kolonialgesellschaft in dem benach- barten französischen Aquatorialafrika bekanntgeworden. Was sie dann im Laufe des Krieges beim Zusammen- treffen mit Franzosen am eigenen Leibe verspürten und durch Angen= und Ohrenzeugen erfuhren, hat ihre Sorge, die Deutschen möchten durch die Geschicke des Krieges gezwungen sein, ihren Besicz an die Franzosen abzutreten, nur noch verstärkl. Aus dieser tiefgrün- digen Besorgnis der Eingeborenen Kameruns heraus erklärt es sich, daß sie an die deutsche Kolonialverwal- tung das dringende Ersuchen gerichtet haben, mit ihnen gemeinsam ihr Geschick zu teilen und lieber mit ihnen unterzugehen, als in die Hände der Franzosen zu fallen. (Hört! hört.) Meine Damen und Herren! Heute möchte ich mit ganz besonderer Anerkennung und Dankbarkeit gegen- über dem Vorwurfe des frangösischen Kolonialministers Simon die Tatsache verzeichnen, daß wir das 1½/jjäh- rige feste Durchhalten der kleinen deutschen Streitmacht. die völlig unvorbereitet für einen Krieg mit enro- päischen Gegnern war, gegenüber einer mehr als zehnfachen UÜbermacht dadurch haben erzielen können, daß uns der Kern der Eingeborenen Kameruns tren geblieben ist und uns willig und tatkräftig im Kampf gegen die anderen Gegner unterstützte. (Bravol) Dieser tätigen Mitwirkung — und das wollen wir mit An- erkennung feststellen — ist ein derartiger Erfolg, der als deutsche Ruhmestat in der Geschichte dastehen wird, zu verdanken. (Erneutes Bravo!) Wäre diese Hilfe unterblieben, so hätte auch eine um das vielfache größere Streitmacht sich nicht annähernd solange im Lande halten können. Als unsere Schutztruppen dann schließlich infolge der immer stärker werdenden Über- macht und der völligen Erschöpfung der Patronen- vorräte nicht mehr in der Lage waren, standzuhalten, und infolgedessen der Rückzug über die spanische Grenze unvermeidlich war, haben mehrere Hunderttausend Kamernner sich bereit gesunden, mit den Deutschen das eigene Land zu verlassen und die spanische Grenze Zu überschreiten, nur um nicht gezwungen zu sein, unsern Kriegsgegnern zu dienen. (Hört! hörtl) deutsche Schutztruppe ist, so rührend die Beweise von Treue und Anhänglichkeit, zugleich aber auch die Be- sorgnisse vor den Franzosen gewesen sind, nicht in der Lage gewesen, diesem Wunsche der Kamernner Ein- geborenen stattzugeben. Unter dem Druck der Not hat sie schweren Herzens die Eingeborenen darauf hin- gewiesen, daß nur ein verhältnismäßig kleiner Teil mit ihnen hinüberziehen künne über die spanische Grenze. Trot dieser Vorhaltungen und trotz aller Abmahnungen sind nach spanischer Zählung über 67 000 Eingeborene mit den Deutschen über die spanische Grenze hinüber- gegangen. (Hört! hört!) Mehrere Hundert Häuptlinge waren nach Yaunde geeilt und hatten gebeten, lieber mit den deutschen Schutztruppen ins Elend gehen zu dürfen, als unter der Herrschaft der Franzosen zurück- zubleiben. Aber auch dann haben die Kamernner Die