Gründe, aus denen es auch für den unbedingt friedlieben— den deutschen Staatsmann nicht möglich war, an die Dauerhaftigkeit guter Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland zu glauben. Er enthält nämlich das fol- gende Eingeständnis: „Dieses Mal wurden Verhand- lungen: eingeleitet, und Bismarck verbarg dem Baron v. Courcel (dem französischen Botschafter in Berlin) nicht, daß er seit Jahren eine Annäherung an Frankreich wünschte, daß sich diesem Wunsche aber immer gegensei- tiges Mißtrauen in den Weg gestellt hätte, und daß der Augenblick ihm günstig zu sein schiene, um sich zu verge- wissern, ob dieses Mißtrauen unüberwindlich sei und ob er seine Polikik danach einrichten könne. Aber das, was er nicht sagte, und was Jules Ferry ebenso wie der Baron v. Courcel sehr bald merkten, das war, daß er viel mehr wollte, als irgendein französisches Ministerium ihm je- mals bewilligt haben würde. Er wollte und er wollte immer, daß sich Frankreich mit der Vergangenheit ab- fände oder sie vergäße.“ Hier wird also offen eingestanden, daß kein französi- sches Ministerium sich jemals mit dem Frankfurker Frie- den absinden und Sedan vergessen konnke. Das aber kann nichks anderes bedeuten, als daß die Grundlage der französischen Politik, daß ihr wesenkliches, alle anderen Er- wägungen in seinen Bann ziehendes Ziel die Wiederho- lung des Unrechks war, das Ludwig XIV. vor zwei Jahr- hunderken an dem wehrlosen Deutschland begangen hakke. 1) A. a. O. S. 20g9. Dlese Berhandlungen waren im Mai 1884 von Bismarck eingeleitet worden und betrafen ein Übereinkommen zwischen Frankreich und Deutschland über die afrikanischen Eragen. Sie mün- deken schließlich im Oktober in der Kongokonferenz. 86