144. An das Bayerland. So gingst den tapfern Söhnen du voran, Die früh gelernt sich ernster Pflicht zu weihen, Wo Deutschlands Stämme treu verbrüdert stritten Den Bau des neuen Reichs mit Blut zu kitten. Doch dann, als dir ein trauervoll Geschich Die schwere Last der Herrschaft auferlegte, War's nur der Wunsch nach deines Volbes Glüch, Der für und für in deiner Brust sich regte. Du sahst mit sorgend immerwachem Blich Der Not der Zeit ins Aug' und dich bewegte Der Wille nur, hoch über den Partei'n Der Schirm und Hort des heil'gen Rechts zu sein. Schwer ist die Zeit und feindliche Gewalten Bedroh'n das Reich. O bleibe drum noch lang Die Weisheit deines Alters uns erhalten, Die maßvoll immerdar sich selbst bezwang So wird zum Segen uns dein ruhig Walten In dieses Kampfes ungestümem Drang, Und wie der Schiffer, wenn die Wellen toben, Blichst du getrost nach den Gestirnen droben. Dir aber bleib’, ein freundliches Geleite, Das Doppelglüch des Alternden getreu: Natur, die stets dir frisches Blut bereite, Und edle Kunst, die Aug’ und Herz erfreu'! Und schaust von deinen Bergen du ins Weite, Magst du dir sagen, daß du täglich neu Auf Gott vertrauend redlich hingegeben An dieses schöne Land dein Müh'n und Streben. 144. An das Bayerland. Von Martin Greif.)) Gott mit dir, du Bayerland, Und mit deinen Gauen, Die der Treue starke Hand Hält umfaßt mit ihrem Band, Mit dem weiß und blauen! Ragend stehn voll Herrlichkeit Deines Ruhmes Zeichen; Deine Erde ist geweiht, Wo der Reben Blut gedeiht, Wo das Mark der Eichen. Von der Alpen schnee'gem Zug Bis zur Hardt im Westen Blühn der Städte dir genug Und Erinn'rung weilt im Flug Uber grauen Festen. Uberall zur Seele spricht Eine traute Kunde; Sinnmreich tönt sie, voll Gewicht, Und doch wie die Herzen schlicht Fort von Mund zu Munde. Doch am höchsten steigt die Glut, Die dein Stolz entfaltet, Wo seit alters hochgemut Unser edles Schyrenblut Schirmend hat gewaltet. Gott mit dir, du Bayerland, Und mit deinen Gauen, Die der Treue starhe Hand Hält umfaßt mit ihrem Band, Mit dem weiß und blauen! *1) Gesammelte Werke, Band I. S. 300 ff. Leipzig 1895 6, Amelang. ——„„ n —