— 418 — 8 288. Von den Wildfährten und Spuren. Bei allen zur hohen Jagd gehörenden vierläufigen Thieren heißen die Abdrücke der Läufe im Boden Fährten, bei allen zur niederen Jagd gehörenden vierläufigen Wildarten und bei den Raubthieren Spuren. Die Form des Abdrucks, die Größe desselben und die Stellung der Fährten und Spuren dienen zur Unterscheidung der ver- schiedenen Wildarten, sowie zum Erkennen des Alters, zuweilen auch zum Erkennen des Geschlechts. 1. Die Rothwildfährte. Dieselbe ist vor allen Wildarten durch ihre regelmäßige, fast länglich herzförmige Form ausgezeichnet. Man kann an ihr am deutlichsten Alter und Geschlecht des Wildes unterscheiden Folgende Kennzeichen sind wichtig: 1. Der Schritt, d. h. die Länge desselben, indem z. B. ein Acht- ender weiter schreitet als das stärkste Thier. Ein jagdbarer Hirsch schreitet mindestens 72 cm von Spitze zu Spitze der Tritte. 2. Die Breite des Trittsz; sie beträgt an der breitesten Stelle bei einem jagdbaren Hirsche mindestens 7 cm, beim Thiere sehr selten so viel. 3. Der Schrank, d. h. die seitliche Abweichung der rechten resp. linken Läufe von der Mittellinie der Fährte; diese nimmt mit der Stärke des Hirsches zu, während die Thiere mehr schnüren. 4. Die Stümpfe, d. h. die Spitzen der Schalen sind beim Hirsche rundlich, beim Thiere mehr zugespitzt. 5. Die Oberrücken (Abdrücke des Geäfters) sind in der Flucht oder in weichem Boden beim Hirsche weiter von den Ballen ab und viel stärker und stumpfer als beim Thiere. 6. Das Auswärtssetzen der Schalen des Hirsches, während das Thier dieselben parallel richtet. 7. Der Burgstall, eine Erhöhung des Erdbodens in der Mitte des Tritts, die sich beim Hirsche durch seine Schwere und stärkeres Auftreten bildet. Man darf eine Rothwildfährte niemals nach einem einzelnen Tritt oder nur nach einem der oben aufgezählten Kennzeichen ansprechen, sondern sie so lange verfolgen, bis man zu einem begründeten Urtheil gekommen ist.