11 Große lebte, so mußten die Theilungen seiner Nachfolger gewaltige Kämpfe gerade um die Länder am Rhein erwecken. Bei Colmar (833) stießen die Söhne Ludwig's des Frommen mit ihrem Vater feindlich zusammen, als sie über die Theilung des Reiches seit lange sich entzweit hatten. Bei dem Dorfe Sigolsheim zeigt man das „Lügenfeld-, wo ein beispielloser Abfall der Seinen den alten Kaiser nöthigte, sich seinen Söhnen zu ergeben. Das Schicksal des Elsaß schwankte lange zwischen den Herrschaften der kare- lingischen Fürsten, bis das neugegründete deutsche Reich es mit dem festen Kitte der großen Kaiserzeit in dauernde Verbindung mit den Bruderstämmen brachte. Erst hatten die Söhne und Enkel Ludwig's zu Worms, dann zu Verdun, später zu Mersen und noch öfters an andern Orten die weiten Ländergebiete getheilt. Die meiste Aus- sicht auf staatliche Dauer schien die Gründung eines großen Mittel- reichs zwischen dem östlichen und westlichen Reiche der Franken zu gewähren, ein großes Lothringen, welches auch das Elsaß umfaßte. Allein diese Schöpfung der Karolingerzeit ist rasch verfallen und mehr und mehr dehnte sich das deutsche Reich der Ottonen und der Salier gegen Frankreich so weit noch irgend deutsche Zunge ver- ständlich war und darüber hinaus. Denn in diesen Jahrhunderten nach Karl's Tode hatte sich der Begriff der deutschen und französischen Nation recht eigentlich ent- wickelt, und einen stillen Grenzkrieg um Sprache und Sprachgebiet begonnen. Die Theilungen der Karolinger hatten nichts, Far nichts mit diesen nationalen Fragen zu thun. An der Maas und Meosel sprach man deutsch sowie im Elsaß, aber das stolze Mittelreich, das erst der Kaiser Lothar von der Nordsee bis ans mittelländische Meer beherrschte, hat so wenig Dauer gehabt, wie das kleinere Lotharingien, das sein Sohn besaß. So wenig Räücksicht legte noch im achten Jahrhundert das nationale Band der Völker den Fürsten auf, daß man ebensogut eine Theilungslinie von Westen nach Osten, als eine von Süden nach Norden für möglich und gestattet hielt, und daß man die Hälfte von Aquitanien, die Länder Burgund, Provence,