Zehnttes Kapitel. predigt, Satire, Schule. Dem Besucher des Straßburger Münsters fällt an dem vierten Pfeiler des mittleren Langhauses eine prächtige Kanzel in die Augen. Auf den ersten Blick erkennt er den spätgothischen überladenen Ge- schmack. Sie besteht ganz aus durchbrochener Arbeit, und zahlreiche Figuren, ein gekrenzigter Chriftus, Apostel, Engel und Heilige, so- wie scherzhafte Gestalten, die sich angebracht finden, legen — soweit sie nicht erneuert sind — Zeugnis ab von dem Stande der elsäsfi- schen Plastik gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts“). · *) Die hobe Vollendung, welche die verwandte Kunst der Holz- schnitzerei um jene Zeit erreicht hatte, belegt der Issenheimer Antomis- altar zu Colmar, den Hans Baldung Griens virtuoser Pinsel schmückte. In den Gestalten des Antonius, Hieronymus und Augustinus „gesellt sich zu der höchsten Bildnistreue eine so ernste Großartigkeit des Stils, wie sie nahezu unerreicht dasteht unter allen Leistungen der Epoche“. Auch der Hochaltar des Straßburger Münsters war einst aus Holz geschnizzt, ein Werk des Meister Nicolaus von Hagenau, 1501 beendet, jetzt ver- schwunden und nur aus einer Abbildung bekannt. Für das Stift Alt St. Peter in Straßburg verfertigte im Jahre 1500 Veit Wagner von Straßburg einen Altar aus Lindenholz, auf welchem die Geschichte des b. Maternus ausgeschnitzt ist. — Ob der Bildhauer Nicolaus Lerch (11498), von dem das Grabmal Friedrichs III. im Wiener Stephans- dome herrührt, ein geborner Straßburger war, bleibt zweifelhaft.