—212— Ländern hatten. So die Pfälzer, welche große Enclaven im Elsasse besaßen, die Landgrafen von Hessen, die Markgrafen von Hochberg und Baden, die Grafen von Hanau und die Grafen von Würtem- berg, auch französische Familien, wie Valentinois, Rohan, Broglie und Choiseul. Alle diese waren Reichsstände im Elsaß, ebenso die Bischöfe von Speier und die zahlreichen Aebte, wie der von Weißen- burg und andere, welche reichsunmittelbar waren. Es ist klar, daß eine Einheit des Landes nicht mehr bestand und daß selbst die geistigen Bewegungen, die wir in Straßburg in vorzüglicher Ent- wicklung fahen, die zahlreichen Schlagbäume von kleinen Staaten nicht leicht umgehen konnten. Sehr viele dieser Reichsstände hatten Sitz und Stimme auf den Reichstagen. Auch die Städte waren seit Maximilian regelmäßig vertreten. Bei der Kreiseintheilung dagegen wurde das Elsaß — was man nicht hoch genug für seine folgenden Schicksale anschlagen kann — aus seiner natürlichen Lage gerissen und an seiner alten Einheit schwer geschädigt, denn der Sundgau wurde vermöge des großen Einflusses der Habsburger nebst dem Breisgau zu dem österreichischen Kreis geschlagen, während das Niederelsaß in das Chaos des unbestimmtesten und auch aus- gedehntesten Kreises, in den oberrheinischen, eintreten mußte. So war, die vielversprechende Kreiseintheilung Deutschlands gerade für diese bedrohtesten Länder kein stärkendes Element geworden. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts scheint man denn auch im Elsaß ein deutliches Gefühl von der Zerfahrenheit dieser Zustände gehabt zu haben. Die Unsicherheit der Existenz hat die verschiedenen Stände des Landes zu wiederholten Versammlungen in Straßburg beftimmt. Es bildete sich eine Art von Landtagen, die aber jeder territorialen Einheit entbehrten. Der oberrheinische und der benachbarte burgun- dische Kreis waren den Einflüssen der fremden Nationen am meisten ausgesetzt, und die eigene Hilflosigkeit trat überall zu Tage. In einer Zeit, wo die Reichstage von den Aufgaben der kirchlichen Ordnung ganz erfüllt waren, und alle Stände seit Jahren sich ge- wöhnt hatten in zwei großen religiösen Lagern an die politischen