256 her in schwunghaftem Betriebe stand: wie denn die Straßburger Gärtner eine besondere Zunft bildeten und in verschiedenen Phasen der Reformation eines der wichtigsten, weil unruhigsten und jeder Demagogie zugänglichsten sozialen Elemente der Stadt ausmachten. Aber noch ein anderes kommt in Betracht. Das Verdienst von Otto Brunfels' Kräuterbuch (1532) bestand in den vortrefflichen naturgetreuen Abbildungen, welche der hochberühmte Straßburger Holzschneider Hans Weiditz lieferte: erst bei Hieronymus Bock (1539) findet sich der Anfang guter Beschreibungen und die allerersten schwachen Versuche der Classifsication. Und wenn in dem botanischen Werke des wenig jüngeren Baiern Leonhard Fuchs die brtanische Abbildung schon ihrem Gipfel sich nähert, während die Beschreibung noch lange dahinter zurückbleibt, so hat wieder ein Straßburger, der Formschneider Veit Rudolf Specklin, daran wesentlichen Antheil: so daß das hochentwickelte Kunstgewebe von Straßburg, auf das wir zurückkommen, sich dergestalt in der Geschichte der Botanik verewigt. An die Botanik schloß sich die Landwirthschaft. Ein Haupt- werk des sechszehnten Jahrhunderts, die sieben Bücher vom Feldba (1579, seit 1587 auf fünfzehn Bücher vermehrt) rührte von dem Straßburger Arzt Melchior Sebiz her und machte hauptsächlich französische Fortschritte der Agricultur den Deutschen zuerst zugänglich und mundgerecht. Dieselbe Vermittlerstellung nimmt Straßburgische Wissenschaft auch auf einem anderen Gebiete der Nationalökonomik ein: Georg Obrecht (geb. 1547 gest. 1612) ist der erste staatswirthschaft- liche Theoretiker Deutschlands, der mit Anlehnung an Frankreich gewisse Finanzmaßregeln, die im Gefolge des fürstlichen Absolutis= mus auftreten, befürwortet. Seine Lieblingsidee ist, den Staats- schatz mit Luxussteuern aller Art zu füllen und womöglich auch eine sehr weitgehende Sittenpolizei finanziell auszubeuten und z. B. auf Trunkenheit, auf Fluchen, Schwören und Gotteslästerung Geldstrafen zu setzen. - Die französischen Juristen, welche in Straßburg wirkten, find