451 wie die elsässischen Neujahrsblätter, die Alsatia, brachten es nicht, zu regelmäßigem ungestörtem Fortbestehen: die Revue d'-Alsace er- scheint seit zwanzig Jahren und die besten litterarischen Kräfte des Landes sind ihr dienstbar. Wie das redliche wohldenkende Männer schmerzlich empfanden, mag uns einer der besten und edelsten neueren Gelehrten, der 1858. verstorbene Ludwig Schneegans, sagen, der einem Freunde im Jahre 1856 brieflich klagte: „Ach, es ist betrübend genug, daß man in diesem Lande immer und immer wieder und überall sich fragen muß: ob deutsch, ob wälsch? Wo da Charakter und Selbständigkeit hin- kommen, das wissen und sehen wir, leider! alle nur zu deutlich und handgreiflich vor unseren Augen. Wie oft kam mir nicht schon, wenn ich daran dachte und mit schwerem Herzen all die unsäglichen Gebrechen und Nachtheile des sprachlichen Zwitterzustandes unseres theuren Vaterlandes erkannte, Juvenals alte Klage in den Sinn: Omnia graece, Cum sit turpe m iflt nostris nescire latine. (Alles griechisch, da doch latein nicht zu können, viel schinpüücher ist für die unsern.) In dieser Hinsicht stimme ich einem unserer Freunde vollkemmen bei; auch mich entrüstet und empört es im tiefsten Herzensgrunde, wenn ich — wie in der letzten Zeit zumal — von Seiten gewisser Herren gewisse runde und hohle Phrasen über deren angebliche Bewunderung und Zärtlichkeit sogar für deutsche Sprache und deutsches Nationalelement im Elsasse hören und lesen muß. All dies, vergessen wir es nicht, mein Lieber, ist eitel Hohn und Spott. Es ist genau, als ob ich einen Krieger sähe, der dem von ihm erschlagenen, sterbend am Boden liegenden Feinde das Schwert noch einmal in die Hand gibt und ihm in schön gewählten Phrasen zuruft: Jetzt, mein Bester, vertheidige dich; ich gebe dir dazu die vollständigste Freiheit. Ach! er, der Sieger, hat ja nichts mehr zu befürchten von dem Gegner: bluttriefend und bereits mit dem Tode ringend liegt letzterer ja am Boden, und bald wird das Auge ihm brechen im Sterben!“ 29°