Angaben über die amerikanische Hilfe für die Entente 369 eingestellt hatte. Ein Stockamerikaner aus Boston enthüllte unmittelbar vor Ausbruch des Krieges die Tatsache, daß die amerikanische Regierung den Kongreß wissentlich in Unkenntnis über die wichtigsten Zeugnisse gehalten hatte, die bewiesen, daß Amerika dasselbe Unrecht von England wie von Deutschland geduldet hatte. Edmund v. Mach kam in der Woche vor der Kriegserklärung nach Washington, um einen letzten ver- zweifelten Versuch zur Rettung des Friedens zu machen. Er gibt jetzt Flugblätter über Amerikas Krieg heraus. Seine Anklagen gegen die amerikanischen Staatsleiter sind von einer solchen Wucht, daß er verloren wäre, wenn er nicht jedes Wort beweisen könnte. Das zweite Flugblatt: „Alles, nur nicht die Wahrheit., berichtet von seinem heroischen und vergeblichen Versuch in der Woche vor dem verhängnisvollen Karfreitag, in Washington die Wahrheit bekanntzumachen und durch das amerikanische Rechtsgefühl in der letzten Minute den Krieg zu ver- hindern. Er besuchte einen Senator, dessen hervorragender Platz in einem der wich- tigsten Senatsausschüsse ihm eine bedeutende Stellung im Senat gab. JIch legte ihm die Tatsachen in bezug auf die unterdrückten Dokumente vor. Ich zeigte ihm einen Brief vom Staatssekretär (dem Minister des Auswärtigen Lansing) an ein Kongreß- mitglied, der beweisbare Unrichtigkeiten enthielt. Er war nicht im geringsten über- rascht, aber als ich in ihn drang, im Senat eine Resolution einzubringen, daß die Wahrheit festgestellt werden sollte, lehnte er ab, nicht weil ich in meinen Angriffen gegen das Staatsdepartement (Auswärtiges Amt) im Unrecht wäre, sondern weil er wußte, daß ich im Recht war.= Denn er sagte: Wir können es uns am Vorabend des Eintritts in diesen schrecklichen Krieg nicht leisten, die ganze Welt wissen zu lassen, daß wir von einem Bündel von Lügnern regiert sind.. In diesem Geist geschah es, daß der Senat für Krieg stimmte.“ C. Minister Hanotaux nach der „Vossischen Zeitung“: Der frühere Minister des Außeren, Gabriel Hanotaux, Verfasser einer Anzahl von Geschichtswerken, veröffentlicht in Lieferungen eine Geschichte des Weltkrieges, zu der ihm, wie zu seinen früheren Schriften, die Akten des französischen Auswärtigen Amtes zur Verfügung gestellt wurden. Für uns sind daraus die Dokumente von beson- derem Interesse, die Frankreichs Friedensbereitschaft zur Zeit der Marneschlacht im Jahre 1914 beweisen. Gerüchtweise war auch in Deutschland bekannt geworden, daß in der Zeit der ersten Marneschlacht im amtlichen Frankreich Friedenswünsche laut wurden, und daß England die Pläne des Ministeriums Viviani durch Drohungen zerschlug. Dokumen- tarische Beweise fehlten bisher. Die liefert nun Hanotaux, der sich in der 101. Liefe- rung seiner Kriegsgeschichte für die Wahrheit des folgenden Vorganges verbürgt: Als zur Zeit der Marneschlacht zahlreiche französische Politiker von Einfluß den sofortigen Frieden mit Deutschland verlangten, schickte England ein Ultimatum nach Bordeaux, wohin bekanntlich die französische Regierung ihren Sitz verlegt hatte, in dem gesagt wurde: wenn Frankreich den Friedensschritt nicht rückgängig mache, werde seine Küste von der britischen Flotte blockiert. Frankreich hatte damals die Vermitt- lung der Vereinigten Staaten von Amerika angerufen. Bei der französischen Regie- rung, so bekundet Hanotaux, erschienen drei amerikanische Gesandte — der damalige Botschafter in Paris mit seinem Vorgänger und seinem Nachfolger — und sagten dem amtlichen Frankreich, es müsse durchhalten, weil die Vereinigten Staaten auf alle Fälle in den Krieg eingreifen würden. Das war im Herbst des Jahres 1914. „Wir sind", sagten die drei Gesandten, „in Amerika vorerst nur 50 000 einflußreiche Leute, die den Eintritt Amerikas in den Krieg verlangen, aber in einiger Zeit werden wir hundert Millionen sein.“ Und weiter bekundet Hanotaux, daß zu derselben Zeit eine bekannte amerikanische Persönlichkeit sagte, die Summe, die notwendig wäre, um ein Jahr lang unter dem amerikanischen Volk den Haß gegen Deutschland großzuziehen, werde zwar alle Be- griffe übersteigen, aber sie werde sich lohnen. Urkunden der Odersten Heeresleltung 1916—1918. 24