15 10. Die Mark unter den Luxemburgern. 1313—1415. Während der Regierung Ludwig des Römers erhob Kaiser Karl IV. die Mark Brandenburg zu einem Kurfürstenthum. Nach Ludwigs Tode wurde dessen Bruder, Otto der Finner oder Faule, Kurfürst von Brandenburg. Sein Beiname bezeichnet seinen Character. Den sinnlichen Lüsten ergeben, fehlte ihm die Kraft, sein Land selbst zu regieren. Er trat deßhalb die Herrschaft in den Marken an den Sohn des Kaisers, den König Wenzel von Böhmen ab, und endete sein schmachvolles Leben in sündlichem Wandel. So kam Brandenburg an das luxemburgische Haus. Da aber König Wenzel noch ein Kind war, so führte sein Vater, der Kaiser, für ihn die Regierung in den Marken. Der hielt streng Gericht im Lande, ließ die Raubburgen niederreißen und die adeligen Näuber an die Bäume hängen. Den Richtern gab er einen Siegelring mit der Inschrift: „Richtet recht, ihr Menschenkinder.“ Als nach seinem Tode Wenzel deutscher Kaiser wurde, erhielt dessen Bruder Sigismund das Kurfürstenthum Branden- burg. Unter ihm gerieth das Land wieder in großes Elend. Er lebte meistens am Hofe des Königs von Ungarn und Polen, und dort gab er viel Geld aus. Da die Einkünfte seines Staates nicht aus- reichten, so lieh er von seinem Vetter Jobst von Mähren große Sum- men. Dafür“ verpfändete er ihm sein Kurfürstenthum. Jobst, ein harter geiziger Mann, suchte von den Brandenburgern bloß Geld zu erpressen. Nur zweimal im Jahre kam er ins Land, um in Empfang zu nehmen, was gewissenlose Statthalter zusammen gescharrt hatten. Es herrschte die größte Unordnung im Lande; Strahenraub, Mord und Plünderung nahmen überhand. Ueberall zeigten Städte und Dörfer, Felder und Fluren die traurigsten Wahrzeichen der Verwüstung. Alle Sitten schwanden; Gerechtigkeit und Treue waren leere Namen geworden. Endlich starb Jobst, der unwürdige Pächter des Branden- burger Landes, und dasselbe siel an Sigismund zurück, der inzwischen auch deutscher Kaiser geworden war.